Der steirische Tennissport ist ohne GAK undenkbar – auch wenn 1902 die ersten Schritte noch klein waren …
Bis heute hat Tennis eine zentrale Bedeutung beim Allroundsportklub GAK, außerdem befinden sich die Anlagen weiterhin auf dem sporthistorischen Gelände in der Körösistraße – dort wird 1902 der zunächst einzige (Rasen-)Platz für die wenigen Aktiven errichtet, 1904 kommen noch drei weitere dazu. Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges werden es dann bis zu elf Plätze sein. Mit Fußball und Leichtathletik gehört der „weiße Sport“ zu den drei Gründungssektionen des GAK. Bereits am 18. März 1903 tritt der Verein dem heutigen Österreichischen Tennisverband (ÖTV) bei. 1910 zählt die Sektion 10 Mitglieder, 1913 bereits 68. Zum Vergleich: 1980 lag die Mitgliederzahl bei 536!
Die Spitzenspieler der ersten Jahre, die meisten davon Allroundsportler, waren Hermann Rieckh (auch als Fußballer aktiv), Marian Maresch, Fritz Schwab, Franz Strohschneider, Willy Schmitz (der Radfahrer) und Leo Petritsch. Auch Gründungsmitglied und Fußballer Julius Stanger betätigt sich als Tennisspieler. 1905 wechselt dann mit Franz Köck der beste Spieler des Akademischen Sportvereins (ASV) zum GAK, der bei den Roten auch als Fußballer aufläuft. Frau und Fräulein von Brecht, Grete Neumann und Fräulein Bregant bildeten die erste schlagkräftige Damenmannschaft.
Am 10. Juni 1903 findet das erste interne Turnier statt, gut drei Jahre später kommt es zum ersten so genannten „Interklubmatch“ gegen den ASV – noch stehen die Rotjacken im Schatten der Akademiker. Den fortan jährlich ausgetragenen Wettkampf kann der GAK erst 1913 zum ersten Mal gewinnen. Bei der letzten Austragung 1914 messen sich auch erstmals die Frauenteams.
1908 organisiert Dr. William Hall das erste internationale Tennisturnier für den Klub, der damit eine jahrzehntelange Tradition begründet. 1911 finden die ersten (offenen) steirischen Meisterschaften in der Körösistraße statt, die – kriegsbedingt – dann erst wieder ab 1920 ausgetragen werden können. Ab 1923 gibt es mit den Meisterschaften der österreichischen Alpenländer dann bis 1937 gleich zwei internationale Turniere am GAK pro Jahr (Frühjahr und Herbst). Das Turnier vom 8. bis 13. Juni 1924 war mit 350 Nennungen das bis dahin größte in der Steiermark.
Nachdem die Tennisplätze im ersten Weltkrieg zweckentfremdet wurden, gab es 1919 wieder drei Plätze und 20 Mitglieder. Spätestens mit dem Beitritt eines Großteils der ASV-Spieler 1920 (Wilhelm Brückner, Paul Rieckh, Kaan, Dr. Thomas, Leyrer – Frauen: Lizzi Kaan, Dora Rieckh-Jahn, Baronin Crailsheim – letztere auch eine GAK-Eiskunstläuferin der ersten Stunde) wird der GAK für die nächsten Jahrzehnte die unumschränkte Nr. 1 im steirischen Tennis sein. Der ehemalige, große Rivale verlor (vorübergehend) seine Plätze in der Fröhlichgasse, wird aber nach dem 2. Weltkrieg wieder erstarken.
Durch das Aufkommen der bürgerlichen Sportbewegung nach dem ersten Weltkrieg „explodieren“ zudem die Mitgliederzahlen. Es ist „chic“ mit Gattin oder gleich der ganzen Familie beim GAK Tennis zu spielen und so auch gesellschaftlich Kontakte zu knüpfen. Der Andrang ist teilweise so groß, dass es Aufnahmesperren bzw. Mitgliedschaften gibt, die ein Spielen nur am Vormittag erlauben. 1926 gibt es beispielsweise 52 Neuaufnahmen bei insgesamt 110 Mitgliedern. Das Klubsekretariat liegt da in der Schmiedgasse 2 bei der Firma Ferch. Seit 1924 stehen wieder alle elf Plätze zur Verfügung. Fünf Jahre später entsteht im Zentrum der Anlage, durch das Drehen zweier Plätze und das Aufschütten eines kleinen Hügels, eine Tribüne mit einer Kapazität von 300 Zuschauern für einen „Centercourt“, der heute noch besteht.
Aber auch sportlich geht es steil bergauf. Mit Hermann von Artens, der 1925 zum WAC nach Wien wechselt, wird 1927 der erste „Provinzler“ in das österreichische Daviscup-Team berufen – quasi ein Vorläufer von Rudi Hiden. Drei Mal erreicht er das 1/8-Finale von Roland-Garros in Paris (1929, 1931, 1934) und 1931 das 1/8-Finale am „heiligen Rasen“ von Wimbledon. Bis 1934 dauert seine Daviscup-Karriere. Im Jahr darauf wandert er nach Südamerika aus, wo er stirbt. Beim GAK war er auch noch als Leichtathlet (u. a. Teilnahme Schloßberglauf 1923) und Fußballer aktiv.
Ihm folgt kurz darauf Erwin Mayer (Künstlername Bolzano, ab 1929 beim Wiener Parkclub), der ebenfalls ein hervorragender Leichtathlet war und später „Professional“ wird. Aber auch die anderen GAK-Spitzenspieler dieser Zeit, wie Paul Rieckh oder Walter und Leopold Böhm (ihr Bruder ist der berühmte Dirigent Karl) spielen international. 1927 nimmt der GAK den dritten Platz der österreichischen Rangliste ein. Auch die Damen haben national eine Spitzenstellung.
1938 folgt bei den Herren der erste von sechs Mannschaftsmeistertiteln in der Besetzung Hans Payer, Harald Nierhaus, Hans Zahlbruckner, Fredi Eichholzer, Hans Ebner, Rudolf Grieß, Karl Peitler. Bereits 1928 gelang der erste Vizemeistertitel – bis 2004 sollten es insgesamt elf werden. 1937 werden die Frauen erstmals österreichische Vizemeisterin (insgesamt fünf Mal bis 1957). Dort steht mit Irene Deanino, eine Spielerin mit insgesamt 15 steirischen Titeln, an der Spitze. Der spätere Sektionsleiter Hans Payer wird mit 19 Titeln zum bisher erfolgreichsten Aktiven auf Landesebene. 1920 in Feldbach geboren und 1934 nach Graz übersiedelt, wurde er im Jahr darauf GAK-Mitglied und 1938 österreichischer Jugendmeister. Seine Krönung als Funktionär ist dann der heißersehnte Mannschaftstitel 1989. Er verstarb 2009.
Nach dem zweiten Krieg stellt der GAK mit Peter Böck erneut einen Daviscup-Spieler, der 1958 und 1960 sowie 1970 mit seinem Vereinskollegen Herbert Holzer österreichischer Meister im Herrendoppel wird. Nachdem das Halbfinale relativ klar in zwei Sätzen gewonnen wurde, gab es im Finale gegen Hans Kary und Partner einen Fünf-Satz-Krimi mit dem besseren Ausgang für die Grazer. Herbert Holzer, der beim GAK auch Eishockey spielte. errang 1966 einen weiteren Doppeltitel für die Athletiker. Aber auch in der jüngeren Vergangenheit gab es durch Oliver Fuchs, Gilbert Schaller, Oliver Marach – alles GAK-Eigengewächse – sowie Alexander Peya, Patrick Schmölzer und Maximilian Raditschnegg Staatmeistertitel im Doppel und Einzel.
Bei den Frauen sind es mit Ria Leyrer-Hollingsworth (1971 – 73) und Anna Bartentein (2011) vier Vize-Staatsmeisterinnen im Einzel, 2016 wurde Katharina Knöbel Doppel-Staatsmeisterin. 1986 standen mit Thomas Muster (damals schon unter den TOP 100 im ATP-Ranking) und Gilbert Schaller (in diesem Jahr Nr. 1 der Jugendweltrangliste – seine Eltern waren jahrelang Kantineure beim GAK-Tennis) zwei der hoffnungsvollsten Tennistalente im Kader der Athletiker. Walter Hehn war schon 1954 der erste Steirer im Viertelfinale der „All England Tennismeisterschaften der Junioren“ in Wimbledon.
Als 1947 die Tennis-Staatsliga (später Superliga, heute Bundesliga) aus der Taufe gehoben wird, ist der GAK bei den Herren von Anfang an und bis 2006 ununterbrochen dabei, ebenso bei der Einführung einer eigenen Frauenliga 1951, dort endet allerdings die Geschichte vorläufig 1977. Erst knapp 20 Jahre später wird die Damenmannschaft wiederbelebt, wobei hier – ähnlich der Fußballer nach der Neugründung – innerhalb von fünf Spielzeiten der Durchmarsch von ganz unten bis in die Bundesliga gelingt. Just im Jubiläumsjahr 2022 gelingt den Damen in der Bundesliga 2 der Klassenerhalt nicht. Die Herren spielen – seit dem freiwilligen Rückzug 2006 – in der Landesliga. Alle bisherigen Bemühungen um eine Rückkehr in den nationalen Ligenbetrieb sind bisher gescheitert (u. a. 2013 und 2014 mit Dominic Thiem als Nr. 1). Auf Landesebene konnten die Herren bisher 18 Mannschaftstitel erringen, bei den Frauen zuletzt 2019 und 2021.
1989 wird die Herrenmannschaft – nach unzähligen Anläufen seit 1978 – bestehend aus Karel Novacek, Gilbert Schaller, Oliver Fuchs, Alexander Pfann, Thomas Weindorfer, Thomas Prerovsky, Hans Prassl und Dr. Martin Lorenzoni dann wieder österreichischer Staatsmeister. Dieser Titel kann 1991 wiederholt werden. Und zum hundertjährigen Vereinsjubiläum kommt 2002 der sechste Titel auf der eigenen Anlage dazu, u. a. mit Oliver Marach, Julian Knowle und Alexander Peya. Das erfolgreiche Team wird auch zur „steirischen Sportmannschaft des Jahres“ gekürt.
Mehrfach hat der GAK-Tennis steirische (zuletzt 2014) und österreichische Meisterschaften (erstmals 1920 bzw. 1949) ausgetragen und war 1999, 2001 und 2002 Gastgeber des ÖTV-Superliga-Turniers. Die Tradition der internationalen Herbstturniere wird auch nach 1945 fortgesetzt, später als GAK Open. 2021 fand zum das Masters der Uhrturmtrophy in der Körösistraße statt.
1974 kam Peter Pokorny vom ASV in die Körösistraße, um das Staatsliga-Team zu verstärken. Bis heute ist er einer der erfolgreichsten Senioren-Tennisspieler der Welt (mit mehr als 40 WM- und 100 EM-Titeln, seit 2019 Träger des ITF-Award for Outstanding Achievement in Seniors Tennis). Sein weibliches Pendant ist Ingrid Resch, ebenfalls mehrfache Welt- und Europameisterin. Sie steht immer noch im Bundesliga-Kader der Frauen. Bei den Männern konnten seit 2011 in den Alterklassen zahlreiche österreichische Mannschaftsmeistertitel errungen werden. Im Gegenzug gewann die junge Generation (beispielsweise Morris Kipcak, Filip Misolic, Elena Grießner, Elisabeth Kölbl) in den letzten Jahren Titel in ihren jeweiligen Kategorien.
1994 wurde eine GAK-Tennisschule ins Leben gerufen (und mittlerweile auch um eine eigene Akademie ergänzt) – damals bestand der Spielbetrieb lediglich aus drei Herren-Mannschaften – heute laufen jährlich bis zu 20 Teams in allen Alterklassen für die Rotjacken auf. Bis 2004 erreichten die, von der Tennisschule betreuten SpielerInnen 20 steirische Mannschaftsmeistertitel, 16 Jugendtitel im Einzel oder Doppel und vier österreichische Meisterschaften.
Seit 1986 gibt es eine feste Halle mit drei Courts, ergänzt durch eine zusätzliche Traglufthalle mit mittlerweile vier Plätzen in den Wintermonaten. Bis zum Herbst 2023 wird das Klubhaus neu errichtet und in diesem Zug ein zusätzlicher Freiplatz geschaffen.
Wolfgang Gruber
Titelfoto: Zum 100. Vereinsgeburtstag 2002 gewinnt der GAK auf eigener Anlage zum sechsten Mal die österreichische Mannschaftsmeisterschaft – stehend v. l. n. r.: David Sanchez (ESP), Michael Geserer (GER), GAK-Tennis-Präsident Michael Ruckenstuhl, Oliver Marach, Werner Eschauer, Michael Kohlmann (GER) hockend v. l. n. r.: Ivan Vajda (CRO), Non-Playing-Captain Gilbert Schaller, Masseur Hans Maieritsch, Patrick Schmölzer, Alexander Peya © GEPApictures
Anrissfoto: GAK-Bundesligamannschaft Damen 2019 (v. l. n. r.): Ingrid Resch, Katharina Penkoff, Pija Brglez (SLO), Elena Griessner und Kerstin Peckl © GEPApictures
Weitere Informationen zum GAK-Tennis unter: gak-tennis.at/