1970 konnte der GAK noch einmal seine gesamte sportliche Breite als Allroundverein zeigen: fünf Sektionen waren mit ihren Mannschaften in der jeweils höchsten österreichischen Liga vertreten. Aber welche Sektionen hatte der GAK in seiner Geschichte überhaupt? Ein Überblick und ein spezieller Fokus auf ein besonderes Jahr der Vereinsgeschichte.
Neben dem Fußball und Tennis war Leichtathletik eine der „Ur“-Sektionen des GAK und wurde – mit Unterbrechungen – bis 1963 betrieben. In der Zwischenkriegszeit war die Sektion unter der Leitung des Mittelstrecken-Serienmeisters Ferdinand Friebe die zahlenmäßig größte es Vereins, äußerst erfolgreich und sehr umfangreich: eine eigene Damenabteilung (ab 1925), Gymnastik (Winter-Saaltraining!), eine – teilweise selbständige – Jugendabteilung (die sich aber nicht nur um leichtathletische Aktivitäten kümmerte, sondern auch Wintersport, Wandern und andere Freizeitaktivitäten organisierte), später noch eine speziell für Kinder, dann ab 1926 eine Altherrenabteilung (ab 1926) und sogar ein eigener Wohlfahrtsausschuss. Auch Handball wurde ab 1927 – zunächst als Ausgleichssport – von der Leichtathletik-Sektion betrieben und erst später zur höchst erfolgreichen eigenen Sektion.
Bereits kurz nach Vereinsgründung gab es auch die ersten wintersportlichen Aktivitäten (u. a. wurde versucht eigene Sektionen für Schneeschuhwandern und Eisstocksschießen zu etablieren). Später lag der Fokus auf Rodeln, Skeleton und Bobfahren, ergänzt durch alpinen und nordischen Schisport (ab 1929 eigene Sektion). Anfangs war auch Eishockey in der Wintersport-Sektion integriert. 1917 gründete der GAK die erste Eislaufsektion des Landes, die aber bereits wieder 1921 eingestellt und von 1932 bis 1945 reaktiviert wurde. Auch Schwimmsport (Beckenwettbewerbe, Wasserball, Wasserspringen) wurde ab 1908 sektionsmäßig betrieben; die letze große und nachhaltige Sektionsgründung war in der Nachkriegszeit die Einführung des Basketball.
Neben Schneeschuhwandern oder Eisstockschießen konnten sich auch Feldhockey, Reit- und Rollschuhsport im Verein nicht durchsetzen. Auch von Schach ist Anfang der 1930er-Jahre die Rede und die Initiative, 1972 eine Fitness-Sektion zu gründen (1926 geschah so etwas Ähnliches bereits ebenfalls), ist nicht über den Status einer Idee hinausgekommen. Die Vereinschronik verzeichnet von 1984 bis 1986 auch eine Volleyballabteilung.
Immer wieder wurde versucht, eine Boxabsektion ins Leben zu rufen. 1920 ist beispielsweise von einer Boxveranstaltung am GAK-Platz die Rede und 1929 die Ankündigung in der Vereinszeitung nachzulesen, dass eine Sektion eingerichtet wird (und kurz danach wird auch tatsächlich die eine oder andere Anmeldung dafür verzeichnet). 1932 gibt es Medienberichte, wonach der GAK dem österreichischen Amateurboxverband beigetreten sei und kurz darauf von einigen Sportlern berichtet. Durchschlagend sind diese Versuche aber alle nicht gewesen. Nach dem zweiten Weltkrieg waren aber zum Teil noch bis zu 4.000 Zuschauer bei Boxveranstaltungen (freilich von den etabliereten Grazer Boxklubs, wie Heros, organisiert) in der Körösistraße.
Auch einer eigenen Offiziersabteilung (1913) bzw. einer Akademischen Abteilung (1927) war jeweils kein besonders langes Leben beschieden. Bereits in der Zwischenkriegszeit bemühte man sich aber um die „Alten Herren“ des Vereins, in dem eigene Abteilungen geschaffen werden, in der vor allem Fußball gespielt, aber auch Leichtathletik betrieben wird (siehe oben). Spiele mit Traditionsmannschaften gab es allerdings schon vorher, und später auch in einem eigenen Verein, nämlich dem GAK '61 von 1977 bis 1999. Bis 1976 gab es auch über Jahrzehnte einen eigenen Anhängerklub innerhalb der Fußballsektion.
Es existierten daneben aber auch langlebige und sportlich durchaus erfolgreiche Sektionen, die aber im Schatten geblieben sind, dazu gehört der Radsport, der in der Gründungszeit und nach dem zweiten Weltkrieg Teil des Vereins war, sowie Tischtennis und Fechten. Insgesamt erreichte der Verein in seiner Geschichte so Meisterschaftserfolge in insgesamt zwölf Sportarten – jetzt aber zurück ins Jahr 1970:
Mit insgesamt sechs Mannschaften war der GAK in diesem Jahr in der jeweils höchsten österreichischen Ligen vertreten. Dazu ist in den GAK-Mitteilungen aus dem September dieses Jahres, unter dem Titel „Erfolgreicher Allroundsportverein“, zu lesen: „Zum Unterschied von vielen Fußballnationalligaklubs wird beim GAK nicht nur dem Fußball gehuldigt. Fünf weitere Sportarten werden im Klub gepflegt – und was besonders erfreulich ist – mit großem Erfolg. Alle diese Sektionen repräsentieren österreichische Spitzenklasse. Damit erwachsen natürlich dem Verein zusätzliche Sorgen. Wer behauptet, daß sich ein Allroundsportverein leichttue, möge einmal probieren, mehrere Sektionen zu führen.“
Von den angesprochenen Sorgen und (sportlichen sowie finanziellen) Schwierigkeiten wird noch mehrfach die Rede sein und führen letztlich zu einer großen Zäsur für den Verein.
Bereits zwischen 1925 und 1935 gab es Eishockey beim GAK, ehe die – dann eigenständige – Sektion 1953 wieder reaktiviert wurde und 1962 aus der Landesliga in die 3. Liga kam. Nach dem Aufstieg in die 2. Liga 1967 war das mittelfristige Ziel in das Oberhaus zu gelangen. Die Mannschaft wurde am Ende der Saison 1969/70 mit 6 Siegen und 3 Punkten Vorsprung vor WAT Stadlau Oberliga-Meister und durften in die Bundesliga aufsteigen. Entscheidendes Spiel war ein 7:3-Sieg gegen den Aufstiegskonkurrenten Bad Gastein in der Liebenauer Eishalle.
Für die neue Saison wurden fünf neue Spieler, darunter mit John DeDiana und Ray Lamont zwei Kanadier, engagiert (siehe Titelfoto), außerdem gab es mit Peterquelle erstmals einen Hauptsponsor. Graz besaß in der Zeit allerdings mit dem ATSE schon einen Oberhausklub und der Newcomer hatte von Anfang an einen schweren Stand.
Insofern war es nicht verwunderlich, als man am Ende der Saison 1970/71 mit nur 3 Siegen und 7 Punkten als Tabellenschlusslicht wieder in die 2. Liga zurück musste. Der Verein, mit Sektionsobmann Gottfried Hauser an der Spitze, fühlte sich überdies vom Verband schlecht behandelt, was sogar in der Lokalpresse thematisiert wird. Othmar Beer in der „Neuen Zeit“ fragt sich beispielsweise „schon seit Saisonbeginn, warum man in gewissen Kreisen gegen den Neuling GAK eingestellt ist“.
Der Kader:
Josef Hübner, Martin Mähring; John DeDiana, Walter Habernig, Walter Jus, Gerd Kaspar, Hermann Knoll (Spielertrainer), Josef Kriechbaum, Ray Lamont, Jörg und Jochen Pildner-Steinburg, Klaus Rieger, Othmar Ruhs, Willi Schwarzl, Walter Vollauschek
Nachdem der GAK in der Oberliga-Saison 1971/72 das sportliche Ziel des sofortigen Wiederaufstiegs deutlich verfehlte, gab es in der darauffolgenden Spielzeit das böse Erwachen: die Mannschaft musste vom Verein aus finanziellen Gründen aus dem laufenden Wettbewerb genommen werden …
Völlig anders war die Situation bei den Basketball-Herren. Der GAK war mit der Sektionsgründung 1950 ein Pionier dieses Sports in der Steiermark und 1959 auch Gründungsmitglied der Staatsliga. Nach dem Abstieg in die Landesliga 1962 spielten die roten Basketballer ab 1966 mit der Staatsliga B wieder in einer österreichweiten Meisterschaft.
Die Saison 1969/70 in der B-Liga beendet das Team als Vizemeister und durch den Rückzug einer Mannschaft war man völlig überraschend wieder im Basketball-Oberhaus (ein Verzicht war nicht möglich). Die Kurzfristigkeit der Entscheidung stellte Verein und Sektion vor große Schwierigikeiten: es gab keine ausreichenden (finanziellen) Möglichkeiten am Spielersektor nachzurüsten (einige ehemalige Spieler kehrten zwar von anderen Vereinen zurück) und führte (neben zahlreichen Ausfällen und Abgängen während der Saison) letztlich – wie im Eishockey – zum direkten Abstieg, mit dem ernüchternden Ergebnis von 13 Spielen und 13 Niederlagen ...
Die Mannschaft:
Knut Eberhardt, Reinhard Glanz, Gerd Götzenbrugger, Heinz Kratochwill (Spielertrainer), Jochen Küttner, Helmut Lipsky, Peter Lotschak, Kurt Novak, Ernst Polterauer, Helmut Schneider, Milenko Stojakovic, Ilia Vafopoulos, Karl-Heinz Wiener-Pucher
Für die darauffolgende Saison in der Staatsliga B wollte der Verein vermehrt auf eigene Kräfte und Jugendspieler zurückgreifen.
Der GAK zählte schon seit der Zwischenkriegszeit zu den führenden Bundesländerklubs im Tennis und errang Ende der 1930er-Jahre schon drei Mannschaftsmeistertitel bei den Herren und ebensoviele Vizemeistertitel bei den Frauen. Auch bei der Gründung der Tennis-Staatsliga 1947 waren die Athletiker wieder eine Mannschaft der ersten Stunde (am Anfang spielten Damen und Herren noch gemeinsam, ehe 1951 eine eigenständige Damen-Staatsliga – auch mit dem GAK – gegründet wurde).
Die Herren blieben bis 2006 durchgehend in der Staatsliga, während die Damenmannschaft 1969 (nach dem Wiederaufstieg aus der Landesliga 1966) endlich den Meistertitel in der Staatsliga B gewannen und somit – allerdings auch nur für ein Jahr – wieder erstklassig waren. Mit dem zehnten Endrang war der Abstieg besiegelt, nachdem man schon in der ersten Runde gegen den amtierenden Meister WAC aus Wien eine 1:8-Schlappe hinnehmen musste. Die Herrenmannschaft wurde hingegen überraschend Vierter.
1970 gewannen mit Dr. Peter Böck und Dr. Herbert Holzer zwei GAK-Spieler die österreichische Doppel-Staatsmeisterschaft (siehe Foto unten). Nachdem das Halbfinale relativ klar in zwei Sätzen gewonnen wurde, gab es im Finale gegen Hans Karry und Partner einen Fünf-Satz-Krimi mit dem besseren Ausgang für die Grazer. Böck war bereits 1958 und 1960 bzw. Holzer 1966 Doppel-Staatsmeister. Bei den Damen kam Ria Leyrer-Hollingsworth im Einzel auf den 3. Platz (Halbfinale)
Nach einem ersten Höhepunkt in der Zwischenkriegszeit entwickelte sich die Schwimmsektion nach 1950 die Schwimmsektion zur erfolgreichsten des gesamten Klubs. Neben Top-Leistungen bei Beckenwettbewerben, allen voran von Gert Kölli und Uschi Seitz, gab es auch im Wasserspringen regelmäßig österreichische Meistertitel – 1970 letztmalig durch Dr. Armin Lind (siehe Foto von der Siegerehrung im Kunstspringen 1970), seit Mitte der 1960er-Jahre Serienmeister und 25facher österreichischer Titelträger sowie EM- und Universiade-Teilnehmer.
Im Wasserball spielte der GAK seit 1959 in der Staatsliga. Nachdem schon 1969 der Hallenmeistertitel nach Graz wanderte, gelang 1970 – verstärkt durch die ehemaligen Union-Spieler Harald Loidl, Hans und Walter Radl – der große Coup: der GAK wurde unter der Führung von Gert Kölli der erste österreichische Wasserball-Staatsmeister außerhalb Wiens und verwies den zwanzigfachen Serienmeister Schwimmunion erstmals in die Schranken (siehe Mannschaftsfoto unten)!
Die Mannschaft:
Silvester Castellani, Harald Loidl; Ernst Hubinger, Manfred Luschan, Peter Petritsch; Gert Kölli, Walter Radl, Richard Tandl, Heinz Walcher; Horst Kölli, Hans Radl
Das Team durfte damit auch erstmals im Europacup antreten und außerdem wurden sechs Spieler in den österreichische Teamkader für die Europameisterschaft 1970 in Barcelona berufen.
Die Fußballer waren seit 1951 durchgehend erstklassig und oft das beste Bundesländer-Team. Die sportlichen Leistungen jener Tage waren aber eher durchschnittlich (1969: 10., 1970: 13., 1971: 11. Tabellenplatz). Die Saison 1969/70 wurde mit Trainer Vlado Simunic beendet, aber nach einem peinlichen 1:4 gegen Schwarz-Weiß in Bregenz am Beginn der folgenden Spielzeit durch Karl Durspekt ausgetauscht, der die Roten schon 1964/65 trainiert hattte.
Die Bilanz der Fußballer für das Jahr 1970 ergab bei 29 Pflichtspielen nur 9 Siege, 5 Unentschieden und 15 (!) Niederlagen bei einem Torverhältnis von 36:49, Top-Torschütze war Walter Koleznik. Als Hauptprobleme werden die Auswärts- und Abschlusschwäche genannt. Große Veränderungen im Kader waren aufgrund der finanziellen Situation aber nicht möglich (Foto unten: Torhüter Misic hält einen Elfer von Murlasits im Stadtderby am GAK-Platz).
Erst in der Spielzeit 1972/73 wurde unter der Trainer Helmut Senekowitsch, der die Mannschaft Mitte 1971 übernahm, mit dem 3. Endrang (und der erstmaligen UEFA-Cup-Qualifiktation) wieder ein sportliches Ausrufezeichen gesetzt. Allerdings kam es in der Folgesaison durch die Einführung der Bundesliga zum Zwangsabstieg in die 2. Liga, dem aber der sofortige Wiederaufstieg folgte.
Die Eishockeysektion spielte ab der Saison 1972/73 noch in Spielgemeinschaft mit der Grazer Sportvereinigung (GSV) in der 3. Liga und wurde – schon als eigenständiger Zweigverein – 1976 stillgelegt. Die Basketball-Herren entschieden nach der B-Liga-Saison 1972/73 – trotz eines guten fünften Endranges – fortan weiter in der Steirischen Liga zu spielen. In der Folge stieg das Damenteam (nach einer Serie von steirischen Titeln) 1981 bzw. 1983 in die Staatsliga B bzw. A auf.
Die Tennis-Damenmannschaft spielte noch bis 1977 in der Staatsliga B, ehe sie aufgelöst und erst knapp 20 Jahre später wieder reaktiviert wird. Seit 2003 spielen die GAK-Damen – mit einer Unterbrechung – wieder regelmäßig in der Bundesliga. Die Herren konnten sich nach 1978 mit unzähligen Vizemeistern sportlich an der Spitze des österreichischen Mannschaftstennis etablieren und 1989 wieder einen Staatsmeistertitel feiern (in weiterer Folge noch 1991 und zuletzt 2002).
1971 gelang den Wasserballern die Wiederholung des Meistertitels und die erneute Qualfikation zum Europacup, allerdings wurde im selben Jahr die Schwimmsektion nach finanziellen und personellen Differenzen eingestellt. Die Spieler wanderten fast geschlossen zum ATSE und hatten mit dem neuen Verein bis 1982 die österreichischen Meistertitel abonniert. Die Wasserspringer, seit 1963 eine eigene Sektion, sind bis heute der erfolgreichste Zweigverein des GAK.
Aufgrund der finanziell und organisatorisch schwierigen Situation des Vereins entschied der Vorstand deshalb nach einer Lösung zu suchen, die die Sektionen vor allem finanziell unabhängiger machen konnte. 1975 wurden daher die Vereinsstatuten entsprechend geändert und den bisherigen Sektionen Fußball, Tennis, Wasserspringen und Basketball eine eigene Rechtspersönlichkeit unter dem Dach des (Stamm-)Vereins ermöglicht. Diese Konstruktion besteht heute noch.
Wolfgang Gruber
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