Dieses Jahr feiert auch der steirische Fußballverband Geburtstag, und zwar einen doppelten – 1911 als Deutsch-Alpenländischer Fußballverband (DAFV) gegründet, firmiert er seit 100 Jahren als ausschließlich weiß-grüner Landesverband.
Am 29. April 2013 wird der GAK 1902 (damals noch als GAC) in den steirischen Fußballverband aufgenommen (selbstverständlich waren und sind auch die GAK Juniors Verbandsmitglied) – es ist irgendwie die Heimkehr des „verlorenen Sohns“, denn der GAK war mehr als elf Dekaden davor einer der Initiatoren der Verbandsgründung. Und das kam so ...
1904 wird der österreichische Fußballverband (ÖFV) als Konkurrenzverband zur, seit 1900 bestehenden, Fußballunion (ÖFU) gegründet. Aus der Steiermark treten insgesamt sechs Vereine (u. a. der GAK) bei und trotz einiger Prager Vereine bleibt der Verband sehr „Wien-lastig“. Nachdem es deshalb seitens der so genannten „Provinzvereine“ schon gärt, führt letztlich eine Spielsperre der Rotjacken nach einem – kurzfristig vom Verband verbotenen – Spiel am 10. Oktober 1909 im heutigen Zagreb (gegen den dortigen Akademischen Sportklub) zu einer Kettenreaktion, wie man in diesem Bericht genauer nachlesen kann.
Bereits wenige Wochen später treffen sich in Leoben – unter Federführung des GAK und des LASK – zum ersten Mal interessierte Vereine, die (um der Selbständigkeit Willen) einen eigenen Verband gründen wollen. Nach weiteren Vorbereitungsarbeiten im Folgejahr, führt diese Initiative letztlich am 2. Juli 1911 zur Gründung des Deutsch-Alpenländischen Fußballverbandes (DAFV) in Graz. Sitzungsort war das heutige Parkhotel in der Leonhardstraße (damals Hotel „Goldene Birne“), an dessen Fassade auch heute noch eine Tafel an dieses wichtige sportpolitische Ereignis erinnert.
Bei der Gründungsversammlung waren die Vertreter folgender Vereine anwesend: GAK, Grazer Sportvereinigung (GSV, 1906 vom GAK abgespalten – dieser Verein hat nichts mit der späteren GSV zu tun!), DAC "Eiche" Cilli, Marburger SV, Knittelfelder SV, Schwarze Elf Judenburg und der FC Lustenau. Der erste Obmann ist der langjährige Klubobmann des GAK, Eduard Krodemansch. Die wichtigste Veranstaltung bleibt weiterhin der, seit 1906 veranstaltete, „Grazer Herbstmessepokal“, aber auch die Grundlagen für einen Meisterschaftsbetrieb – der zunächst nur für zweitklassige Vereine eingerichtet wird, weil der GAK schlichtweg der einzige als erstklassig eingestufte Verein des Verbandes ist (der SK Sturm erhält erst 1919/20 dieses Prädikat) – werden geschaffen. In Wien kann 1911 hingegen schon ein vollständiger Meisterschaftsbetrieb beginnen.
Gleich im ersten Bundesländer-Vergleichsspiel schlägt die steirische Auswahl am 15. Juni 1913 in der Körösistraße die Vertretung aus Oberösterreich mit 10:0. Nachdem das erste Tor schon nach gut fünf Minuten fiel, stand es zur Pause dann 3:0, ehe in der zweiten Halbzeit die Oberösterreicher laut zeitgenössischen Berichten meist im eigenen Strafraum eingeschnürt waren. Die Torschützen sind die GAK-Spieler Robert Plank (4), Gründungsmitglied Julius Stanger (2) und Leo Fuchs sowie Heinz Stiegler (2) von Rapid Graz. Kapitän der Mannschaft ist Franz Ircher, der auch ein Tor beisteuert.
Laut dem Illustriertem Sportblatt vom 22. Februar 1913 waren neben dem GAK, noch die GSV, der Linzer SC, Marburger SV, Dt. Athletik SC Cilli, der SV in Knittelfeld, Tiroler SC (Innsbruck), SC Schwarze Elf (Judenburg), Fußball Innsbruck, Brucker BC, 1. F. u. A. C. Klagenfurt sowie weitere Grazer Vereine (SC Rapid, FC Sturm, Amateure SC) und der Welser SC Verbandsmitglieder. Der FC Lustenau, 1911 noch Gründungsmitglied, fehlt in dieser Aufzählung.
Nach der kriegsbedingten Einstellung des Verbandsbetriebs kommt es 1919 zur Gründung der Verbände in Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg, deshalb wird der DAFV in Fußballverband für Steiermark und Kärnten umbenannt. Bei der Hauptversammlung am 23. Februar 1919 wird – an Stelle von Hermann Krauth – Albert Gaischeg zum neuen Obmann und Franz Ircher (der wegen einer schweren Kriegsverletzung seine aktive Karriere beenden musste) zu seinem Stellvertreter gewählt. Im Tätigkeitsbericht wird erwähnt, dass sich während der Kriegszeit die GSV, SC Rapid Graz und der Linzer Sportklub aufgelöst haben und mit dem Grazer Sportklub Gabelsberg und dem Klagenfurter SC Germania zwei neue Vereine dem Verband angehören. In Kärnten stehen außerdem in dem Moment sieben neuen Fußballklubs in Gründung.
Im Jahr 1919 wird auch um die Überlassung des ehemaligen Exerzierplatzes auf dem (südlichen) Lazarettfeld, also südlich des Gevierts der heutigen Kärntner Straße – Lazarettgürtel – Hohenstaufengasse (an der Ecke Hohenstaufengasse/Lazarettgürtel, damals Hofer Gasse, hat sich auch eine zweite Grazer Trabrennbahn befunden) als Verbands-Sportplatz beim Militärkommando Graz angefragt. Dem Ansinnen wird stattgegeben, allerdings mit der Einschränkung, dass dort nur der Fußballsport ausgeübt werden darf. Prompt bringt diese Entscheidung die Grazer Leichtathletikvereine auf den Plan, die deshalb ihren Verband anrufen, um dort auch Leichtathletikanlagen errichten zu dürfen.
Es gab aller Wahrscheinlichkeit nach sogar zwei Plätze in diesem Gebiet, weil der Deutsche Sportklub Graz dort ebenfalls um die Errichtung eines Fußballfelds angesucht, aber eine (zunächst) abschlägige Antwort erhielt, bis der Verband schließlich einspringt und eine entsprechende Erlaubnis erteilt. Laut Allgemeiner Sportzeitung vom 10. Mai 1919 hat der Deutsche Sportklub (der später auch als Rapid Graz firmiert – insgesamt taucht dieser Name vier Mal in unterschiedlichen Vereinsannalen auf) dann auch Leichathletikanlagen installiert.
Das erste Spiel war eine Begegnung zwischen dem Deutschen Sportklub Graz und „Nordstern“ (4:1). Am 25. Juni fand dann das offizielle Eröffnungsspiel des Verbandsplatzes mit einem Spiel GAK gegen den Deutschen Sportklub statt, welches die Rotjacken 4:1 gewinnen. Den Ehrentreffer für die Heimmannschaft erzielte ein gewisser Suzzanetz.
Der Verbandsplatz sollte vor allem Vereinen ohne eigene Spielstätte dienen, dürfte aber nur einige Jahre, maximal bis 1924 genutzt worden sein, weil dort danach eine Wohnsiedlung errichtet wurde. Erst ein knappes Jahrzehnt später, nämlich 1932, ist dann in St. Peter (zu der Zeit noch nicht zum Stadtgebiet von Graz gehörend) von einer neuen Verbandssportanlage mit zwei Fußballplätzen die Rede, wie in der Hauptversammlung am 22. Jänner 1933 berichtet wird. Dafür wird ein Kredit von 7.500 (!) Schilling aufgenommen, allerdings wird die Anlage von einigen Fußballfunktionären im weiteren Verlauf als „Debakel“ bezeichnet.
Wo genau die Anlagen (geplant) waren, ist leider nicht mehr zu verifizieren. Anzunehmen ist außerdem, dass in der Zwischenzeit kein verbandseigener Sportplatz bestanden haben dürfte. Die offiziellen Spiele fanden zu dieser Zeit größtenteils am GAK-Platz statt, ab 1937 dann im Sportklub-Stadion bei der Messe oder am Sturmplatz. 1932 wird auf Betreiben (und Kosten?) des Verbands am 1928 eröffneten Sportplatz – im damals noch selbständigen Vorort – Liebenau (heute Stadion Liebenau) zudem noch eine „Nachtspielanlage“ errichtet, am GAK-Platz wird vom Verein ein Jahr später ein ähnliches System installiert.
Nachdem auch in Kärnten ein eigenständiger Verband gegründet wird, kommt es 1921 letztlich zur Umbenennung in Steirischer Fußballverband und somit zum zweiten Geburtstag des Verbandes!
1920/21 wird in der Steiermark auch ein Meisterschaftsbetrieb in der 1. Klasse eingeführt, zunächst noch auf den (Groß-)Raum Graz begrenzt, aber ab 1923/24 tatsächlich steiermarkweit durchgeführt. Bis in dieses Jahr steigt die Anzahl der vom Verband vertretenen Vereine auf 45, 1.023 Spiele werden 1924 durchgeführt, mehr als 2.300 Spieler sind gemeldet.
In diesen politisch und wirtschaftlich sehr turbulenten Jahren kommt es im Sommer 1926 dann zur Teilung des Steirischen Fußballverbandes – eine Tendenz, die schon im Laufe des Jahres 1923 beginnt. Lediglich 18 Vereine spielten fortan im jetzt so genannten „Allgemeinen Steirischen Fußballverband“, während 36 Vereine im Rahmen des VAFÖ (Vereinigung der Amateur-Fußballvereine) ihre Spiele austragen. Der Spielverkehr und Spielerwechsel zwischen den Verbänden war strikt untersagt.
Dies war auch eine Folge der Einführung einer Meisterschaft für ausschließlich professionelle Vereine durch den Wiener Fußballverband, die landläufig auch als Österreichische Meisterschaft bezeichnet wird. Vertreter der anderen Landesverbände hatten dabei keinerlei Möglichkeit zur Teilnahme eines ihrer Mitglieder.
Im Herbst 1930 kommt beim GAK der ernsthafte Gedanke auf, auf Profibetrieb umzustellen, um ab der Saison 1931/32 an der 1. Liga in Wien teilzunehmen. Die anderen steirischen Vereine standen dem natürlich skeptisch gegenüber, da nämlich eine ständige Aufstiegsmöglichkeit des jeweiligen steirischen Meisters nicht vorgesehen war. Ende April 1931 galt die Teilnahme der Roten schon als fix, allerdings stellte der GAK in der Folge – offenbar unannehmbare – Forderungen und auch die Wiener Vereine waren wegen der Reisekosten plötzlich zurückhaltend. Deshalb wurde dieses Projekt schließlich abgesagt ...
Und so blieb den Rotjacken weiterhin „nur“ die Teilnahme an der österreichischen Amateur-Staatsmeisterschaft, die zwischen 1929 und 1937 als erster österreichweiter Fußball-Wettbewerb (freilich nicht für die Vereine der VAFÖ) durchgeführt wurde. Der GAK ist als der dominierende Fußballverein der Steiermark (von 1926 bis 1933 acht Mal en suite steirischer Meister, insgesamt 10 Titel) mit drei Siegen auch Rekordmeister dieses Wettbewerbs.
Die Entwicklung des jetzt „bürgerlichen“ Verbandes in der Steiermark verläuft zunächst eher schleppend. 1928 werden beispielsweise bei der Hauptversammlung das Jugoslawische Studententeam und der Artilleriesportklub in den Verband aufgenommen, Rapid und Babenberg (Graz) sowie Amateure (Eggenberg, damit ist nicht der ESK gemeint) und Hakoah (Leoben) treten aus. 1930 sind es aber gleich 11 Vereine, die in den StFV eintreten (bei einem Austritt), insgesamt sind jetzt 35 Vereine mit 1.428 Spielern Mitglied, 1932 sind es dann schon 2.076 Spieler bei 42 Klubs. Bis 1937 steigt die Anzahl auf 80.
Durch die politischen Ereignisse ab 1934 wird zunächst der Arbeitersport mit seinen gesamten Strukturen verboten und in Folge des „Anschlusses“ 1938 kommt es dann zur Auflösung des ÖFB und der Landesverbände sowie zur Eingliederung des gesamten Sportbetriebs in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen und damit auch zu einer Änderung der Ligenstruktur.
Im Mai 1945 wird – unter dem ehemaligen GAK-Spieler Herbert (!) Ircher – der Verbandsbetrieb wieder aufgenommen. Der StFV führt bereits im Sommer dieses Jahres den Befreiungspokal als ersten Wettbewerb nach Krieg durch, bevor im Herbst wieder der reguläre Meisterschaftsbetrieb beginnt. In diesem Jahr melden sich 56 Vereine zum provisorischen Verband, Anfang der 1950er sind es schon 150, zehn Jahre später schon knapp unter 200.
Eine der größten steirischen Fußballpersönlichkeiten der ersten Jahrhunderthälfte, nämlich Franz Ircher, der ehemalige GAK-Fußballer, -sektionsleiter und -obmann, der schon zwischen 1934 und 1938 als Landessportkommissär den Verband als „staatlicher Leiter“ geführt hat, wird 1949 (bis zu seinem Tod 1951) StFV-Präsident. Weiterer prominenter Funktionär aus den roten Reihen ist später Stefan Kölly, der von 1972 bis 1999 als Verbandskapitän fungiert (davor waren es bereits Fritz Sartory und Konrad Reinthaler).
1949 kommt es zu einer grundlegenden Änderung im österreichischen Fußball-Ligensystem, nämlich zu einer gesamtösterreichischen Meisterschaft. Bereits 1937 wurden dafür die ersten Schritte gesetzt, die dann in der NS-Zeit tatsächlich zu einer – auf das Staatsgebiet von Österreich bezogen – landesweiten Meisterschaft mündeten. Nach Kriegsende dauerte es aber wieder vier Jahre bis es zur Einführung der Staatsliga A und ab 1950 der Staatsliga B kommt, deren Gründungsmitglied der GAK ist. 1958 wird der 1949 eingestellte österreichweite Cupwettbewerb reaktiviert. Die Staatsliga B wird 1959 zugunsten von drei Regionalligen als zweite Spielklasse aufgelöst.
1952/53 errichtet man dann einen Verbandsplatz auf dem heutigen Gelände in der Herrgottwiesgasse, der u. a. Ende der 1970er-Jahre nochmals erweitert wird (Neueröffnung Verbandshaus 1979). Heute befindet sich dort neben den Büros auch ein Hotel sowie zwei Großfeldplätze (davon einer mit Kunstrasen) mit Flutlichtanlage. Mit der Einführung der Meisterschaft der Bundesjugendleistungszentren (BJLZ) 1978 übernimmt der StFV über viele Jahre als Lizenznehmer für die steirischen Bundesligavereine auch im aktiven Spielbetrieb Verantwortung, später gehen die Lizenzen auf die einzelnen Klubs über (der GAK startet mit seinem BNZ mit der Saison 1988/89).
Zum Verbandsjubiläum 1971 gibt es ein eigenes Turnier, das der DSV Alpine mit 2:1 gegen den GAK gewinnt und ein Gastspiel von Manchester United (u. a. mit Bobby Charlton und George Best) gegen eine Steiermarkauswahl. Zum 70. Geburtstag zehn Jahre später „schenkt“ der GAK dem StFV den Cupsieg als ersten Profititel eines steirischen Fußballvereins. Davor gibt es 1974 wieder eine große Ligareform, nämlich die Einführung der Bundesliga mit 10 Vereinen (statt 16 bzw. 17 Vereinen in der Nationalliga) – u. a. mit dem GAK und DSV Alpine als steirischen „Opfern“.
1994/95 wird von den Landesverbänden Steiermark, Oberösterreich und Kärnten die Einführung einer Regionalliga als dritte Spielklasse beschlossen (davor gab es ein Aufstiegsturnier zur 2. Spielklasse unter den jeweiligen Landesmeistern). Nachdem es zwischen 1931 und 1938 (bzw. 1941), 1945 und 1951 sowie einem Intermezzo von 1994 bis 1996 einen steirischen Landescup gab, wird der Wettbewerb als „Steirercup“ ab 2007 wieder regelmäßig ausgetragen. Seit 1998 gibt es auch einen eigenen Ligenbetrieb für Frauen- und Mädchenmannschaften (eine Frauen-Bundesliga gibt es schon seit 1982).
Heute hat der Steirische Fußballverband nach eigenen Angaben ca. 330 Mitgliedsvereine mit ca. 135.000 aktiven SpielerInnen. Die Spiele der Bewerbe werden von gut 290 SchiedsrichterInnen geleitet. Seit 2011 führt Wolfgang Bartosch mit seinem Team als Nachfolger des verstorbenen Langzeitpräsidenten DDr Gerhard Kapl die Geschicke des StFV.
Nach zwei von der Coronakrise stark beeinträchtigten Saisonen, die beide bekanntlich im Amateurbereich abgebrochen werden mussten, verläuft die kommende Jubiläumsspielzeit hoffentlich möglichst störungsfrei!
In diesem Sinne: Alles Gute zum doppelten Geburtstag und ad multos annos!
Michael Rath, Wolfgang Gruber
Titelfoto: Die erste steirische Auswahlmannschaft 1913 – in der oberen Reihe: Robert Plank, August Platzer, Hermann Wenzel, Franz Ircher, Leo Fuchs, Max Hruby (alle GAK), Pasch (Sturm, Ersatzspieler), Schiedsrichter Slama – in der unteren Reihe: Heinz Stiegler (Rapid Graz), Friedrich Fritz, Schwarzbier (beide Sturm Graz), Robert Zettinig, Julius Stanger (beide GAK) © ANNO/ÖNB