1950 steigt die GAK-Fußballer in die neu geschaffene Staatsliga B auf.
Dem GAK ist von 2013 bis 2019 der Durchmarsch von der 8. bis in die 2. Liga gelungen. Vor gut sieben Jahrzehnten gelang den Roten schon einmal etwas Ähnliches, nämlich der Durchmarsch von der Landesliga in die Staatsliga A. 1950 war Zwischenstation in der neu gegründeten Staatsliga B – der Aufstieg jährt sich 2020 also zum 70. Mal.
Seit 1911 gibt es eine österreichische Fußballmeisterschaft, die sich allerdings sehr lange mehr oder weniger nur auf das Gebiet von Wien (und zum Teil Niederösterreichs) beschränkt. Besonders kraß war der Unterschied ab 1924 als sich in der Millionenstadt eine der bedeutendsten europäischen Profi-Ligen etabliert, während man im Rest-Österreich zumindest zwischen 1929 und 1937 „nur“ um einen, in Turnierforum ausgetragenen, Amateurstaatsmeistertitel spielen konnte, den der GAK als Rekordmeister insgesamt drei Mal gewonnen hat (1929, 1932, 1933) – mehr dazu auch in diesem Artikel.
Freilich gab es in dieser Zeit auch immer wieder versuche, die Wiener Phalanx im Fußball zu durchbrechen und eine gesamtösterreichische Meisterschtaft zu etablieren bzw. Vereine – wie allenvoran den GAK – in die Wiener Liga zu integrieren. Aber erst 1937 wurde dazu eine Nationalliga (noch ausschließlich aus Wiener Vereinen bestehend, Sturm schaffte als einziger Bundesländervertreter den Aufstieg nicht) eingeführt. 1938 sollte es dann auch mit dem Grazer SC einen (fixen) Aufsteiger aus der Steiermark geben; der GAK hatte in dieser Periode fußballerisch seinen Zenit schon überschritten.
In anderen Sportarten spielte der GAK als führender Bundesländerklub („Der erste der Provinzvereine“) schon seit den 1920er-Jahren in – freilich von Wiener Vereinen dominierten – nationalen Meisterschaften, wie beispielsweise im Tennis. In der Leichathletik wurde der GAK ganz selbstverständlich neben den beiden Wiener Großvereinen WAC und WAF genannt und maß sich in jener Zeit im sogenannten „Dreiklub-Kampf“ der besten österreichischen Leichtathletikvereine. Auch im Handball spielte man schon in den 1930er-Jahren eine – auch in Turnierform ausgetragene – gesamtösterreichische Staatsmeisterschaft aller Landesmeister aus. Der GAK kam hier zwischen 1935 und 1938 ins Finale und wurde jeweils Vizemeister.
In der Zeit des NS-Regimes zwischen 1938 und 1945 gab es dann im Fußball die sogenannte „Gauliga“ (später auch „Bereichsmeisterschaft“), in der erstmals regelmäßig auch Vereine außerhalb Wiens vertreten waren. Aus der Steiermark waren der GSC und Sturm zeitweise vertreten. Der GAK spielte auch da keine Rolle.
Nach 1945 war die Situation ähnlich wie vor 1937/38. Die Wiener Meisterschaft war jene von Österreich und die Bundesländer blieben weitestgehend ausgeschlossen. Zumindest war einmal die Mitwirkung der jeweiligen Landescup-Sieger an einem österreichweiten Cup-Wettbewerb mit den Wiener Vereinen möglich, die bis dahin – im Wesentlichen – auch den ÖFB-Cup unter sich ausgetragen haben. Lediglich zwischen 1935 und 1938 durften die jeweiligen Herbstmeister aus der Steiermark und Oberösterreich am österreichischen Cup teilnehmen.
In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg musste der GAK seinem Stadtrivalen in der Meisterschaft und beim Cup den Vortritt lassen. In der steirischen Liga reichte es zu Plätzen im vorderen Mittelfeld (1945/46: 4. Platz, 1946/47, 47/48: jeweils 5. Platz), während Sturm zwischen 1946 und 1949 vier Mal en suite Meister wurde. 1947 und 1948 unterlagen die Roten jeweils auch im steirischen Cupfinale gegen die Mannen vom Jakominigürtel.
Letztlich hat sich der ÖFB zur Einführung einer gesamtösterreichen Fußballmeisterschaft, der (zunächst einklassigen) Staatsliga, entschieden, die mit der Saison 1949/50 beginnen sollte. In der ersten Zeit waren allerdings nur Vereine aus Ostösterreich beteiligt (Wien, Steiermark, Nieder- und Oberösterreich). Im Gegenzug wurde der österreichweite Cup-Wettbewerb eingestellt; er wird erst 1959 wieder reaktiviert. Eine Tennis-Staatsliga (mit dem GAK als Gründungsmitglied) gab es übrigens schon zwei Jahre früher ...
Ein 3:1-Derbysieg war wohl mitentscheidend dafür, dass Sturm Graz als steirischer Meister 1949 an der Staatsliga teilnehmen konnte. Der GAK musste weiterhin mit der Landesliga vorlieb nehmen. Davor gibt es noch die erste größere Tournee nach 2. Weltkrieg, nämlich durch Deutschland und Holland, u. a. mit einem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach, dass mit einer 0:3-Niederlage endet. In den Jahren davor waren die Ziele noch Italien (1946) und Vorarlberg (1946 – 48). Seit 1948 als Trainer im Amt, führt Karl Mütsch die Mannschaft in die darauffolgende Saison.
Während die GAK-Feldhandballer, als amtierenden Landestitelträger, ungeschlagen Herbstmeister 1949 werden, kämpfen die Fußballer verbissen um einen der vorderen Ränge, lassen im Herbstdurchgang einige Punkte liegen (u. a. durch ein „schmeichelhaftes“ 2:2 in Kapfenberg) und mit nur 4 Siegen liegt die Mannschaft schon mit drei Punkten Rückstand auf den 3. Platz an vierter Stelle. Bei einem Nachtragsspiel gegen Seegraben, das 0:1 verloren geht, wird die Chance verpasst, vor der Winterpause den Anschluss an das Spitzentrio Austria Graz, den Aufsteiger SV Leoben und den Kapfenberger SV zu finden.
Der Kader 1949/50:
Tor: Josef Amreich, Walter
Verteidigung: Emil Cihak, Ottokar Gasteiger, Fritz Kandler, Steiner, Weigl
Mittelfeld: Hugo Kotzmuth, Krammer, Anton Landauf, Alfred Pestitschek
Sturm: Harald Ginhardt, Paul Halla, Hans Heber, Alfred und Stefan Kölly, Mühlbauer, Ruhs, Suchy
Trainer: Karl Mütsch
Der Höhepunkt neben der Meisterschaft war sicherlich ein freundschaftliches Stadtderby gegen den Staatsliga-Klub Sturm, das die „technisch beste steirische Ligamannschaft“ mit 2:1 gewinnt. Die „Neue Zeit“ titelt tags darauf: „Die GAK-Stürmer spielten weit produktiver“. Am Horizont konnte man schon den Zeitenwechsel erahnen, der ab 1951 in der Folge zu 13 sieglosen Derbyjahren für die Schwarz-Weißen führen und den GAK für das kommende Jahrzehnt als einen der besten Bundesländer-Vereine in der höchsten Spielklasse etablieren sollte. Aber noch ist es nicht so weit …
Ein Stadtderby in der steirischen Liga gab es natürlich auch, natürlich nicht gegen den alten Stadtrivalen, sondern gegen den Aufstiegsaspiranten Austria Graz (in der Saison 1955/56 wird es dann auch auf höchster Ebene zwei „kleine“ Derbys geben): Das Match im Herbst verloren die Rotjacken in der Körösistraße 2:3, im Frühjahr ging aber der Sieg mit 2:1 aber eben dorthin.
Nach einer ungeschlagenen Frühjahrssaison (6 Siege, 3 Unentschieden) und mit 24 Punkten in der Endabrechnung wird der SV Leoben (21 Punkte) am Ende doch noch abgefangen und der dritte Platz der steirischen Meisterschaft errungen, der zum Aufstieg in die neue österreichichweite zweite Liga berechtigt. Aber eine Krone holten sich die Rotjacken trotzdem: Stefan Kölly wird steirischer Torschützenkönig. Die GAK-Feldhandballer werden 1950 übrigens zum 9. Mal steirischer Meister!
Nach einer turbulenten ÖFB-Generalversammlung am Monatsbeginn startet letztlich am 20. August 1950 die Staatsliga B, der GAK ist – neben zwei weiteren steirischen Vertretern, nämlich dem Meister Austria Graz (der in den Aufstiegsspielen zur Staatsliga A scheiterte) und eben Vizemeister Kapfenberger SV – somit Gründungsmitglied der neuen österreichweiten, zweiten Spielklasse. Auch hier waren anfangs auch nur Vereine aus den östlichen Bundesländern vertreten. Im Vorfeld gab es Widerstände an der Einführung durch den Wiener Fußballverband, aber auch aus Westösterreich. Für den GAK sollte die B-Liga freilich nur eine Zwischenstation sein, um nach Ende der Saison den Schritt in die erste Liga zu machen.
Die Grazer und Wiener Vereine dominieren die Staatsliga B von Anfang an. Der GAK ist Herbstmeister und auch danach mehrfach Tabellenführer, z. B. nach der 23. Runde am 13. Mai 1951 nach einem 6:0 gegen den Slovan AC durch Tore von Leopold Gsöll (der im Sommer 1950 von der Vienna zum GAK gekommen war), Paul Halla (je 2) sowie Hans Heber und Stefan Kölly.
Die Aufstellung dieses Spiels: Josef „Pepi“ Amreich, Emil Cihak, Fritz Kandler; Anton „Toni“ Landauf, Alfred Pestitschek, Hugo Kotzmuth; Alfred Kölly, Leopold Gsöll, Paul Halla, Hans Heber, Stefan Kölly (das Foto zeigt den Herbstmeister 1950)
Stefan Kölly war mit 24 Toren übrigens Zweiter der Torschützenliste (und sollte nur kurze Zeit später der erste Nationalspieler im GAK-Dreß werden). Paul Halla (19) und Leopold Gsöll (18) waren die weiteren Top-Torschützen der Rotjacken. Knapp 74.000 Zuschauer kamen zu den Spielen auf den GAK-Platz, was einen beachtlichen Schnitt von knapp 5.300 Zuschauern ergibt.
Die Mannschaft beendet die Meisterschaft 1950/51 als Vizemeister mit 3 Punkten Rückstand auf den Simmeringer SC und steigt somit in die Staatsliga A auf und bleibt dort 23 Jahre ununterbrochen, was bis zu diesem Zeitpunkt nur die beiden Wiener Großklubs Rapid und Austria geschafft haben.
Wolfgang Gruber
© arbeiterzeitung.at (2), ANNO/Österreichische Nationalbibliothek (2)