1922 wurde in Graz das erste offizielle Herren-Handballspiel auf österreichischem Boden ausgetragen – zum 25jährigen Vereinsjubiläum fünf Jahre später wurde Handball auch beim GAK eingeführt. Eine wechselvolle Geschichte mit vielen Höhepunkten, aber am Ende auch mit vielen Tiefschlägen.
Handball wurde damals noch am Großfeld mit 11 Akteuren gespielt und der GAK dominierte diese Sportart in der Steiermark knapp zwei Jahrzehnte. Noch bevor das Kleinfeldspiel mit sieben Feldspielern ab Mitte der 1960 Jahre auch in Österreich wichtiger wurde, musste die Sektion 1963 allerdings den Spielbetrieb einstellen.
Unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg entsteht, das zunächst als „Torball“ bezeichnete, körperlose Spiel für Frauen und Mädchen (quasi als Alternative zum Fußball). 1919 verändert der Berliner Sportlehrer Carl Schelenz die Regeln (Zweikämpfe sind erlaubt) und öffnet so den Sport für Männer.
Das erste offizielle Herren-Handballspiel auf österreichischem Boden hat am 15. Juni (und nicht wie etwa Harald Schaupp in seinem Buch „Sportstadt Graz“ behauptet, am 22. Mai) zwischen einer Mannschaft des Allgemeinen Deutschen Turnvereins (heute: ATG) und einem Team des Akademischen Gymnasiums in Graz stattgefunden. Der Endstand war 7:0 für die Turner.
In der Leichtathletik-Sektion reifte Mitte der 1920er Jahre der Entschluss – zunächst als Ausgleichssport – auch Feldhandball einzuführen. Am 7. Dezember 1926 wird das Vorhaben umgesetzt. Federführend dafür ist allen voran Alfred Traninger, der beim Klub auch als Wasserspringer erfolgreich war sowie mit seinem Bruder Emil als Fußball- und Eishockeyspieler in Erscheinung trat. Das erste Spiel der Athletiker fand am 18. Juni 1927 gegen den SK Sturm (!) statt (der zwischen 1926 und 1942 auch eine Handballsektion führte), das ebenso wie das Rückspiel kurze Zeit später, allerdings knapp mit 6:7 verlorenging. Auch hier war die Rivalität schon so groß wie im Fußball, was man am folgendem Aufruf in der Klubzeitung Anfang 1928 ablesen kann: „Handballer! Eure Gegner bei 'Sturm' besuchen eifrig das Wintertraining! Und Ihr?“
1928 startet dann die erste zweiklassige steirische Meisterschaft, an der der GAK mit gleich zwei Mannschaften teilnimmt und den 3. Platz erreicht. Insgesamt umfasste der Spielerkader 34 Männer. Der Klub nahm dann bis 1930 am Ligabetrieb teil, wobei in jener Zeit in der Steiermark sieben (!) konkurrenzierende, politisch und konfessionell unterschiedlich eingestellte Verbände existierten, die alle ihre eigenen Meisterschaften organisierten. Erst 1932 kommt es zur Gründung eines einheitlichen Verbandes, der auch dem Österreichischen Handballbund beitritt.
Zwischendurch kam es aber bei der jungen Sportart im Verein zu erheblichen Turbulenzen. Sektionsleiter Traninger wechselte studienhalber nach Wien und Ing. Friedrich Bischofberger, ein GAK-Urgestein, übernahm an seiner Stelle. Er musste in Windes Eile Geldmittel auftreiben, weil zugesagte Zuwendungen vom Gesamtverein nicht in der geplanten Höhe fließen konnten. Am Ende blieb ein nicht unbeträchtliches Minus in der Kassa ...
1930 war daraufhin der Spielbetrieb kurzzeitig eingestellt, ab 1931 gab es dann (erstmals) eine Frauenmannschaft und ab 1933 wieder ein Herrenteam, das sich aber relativ schnell an der
österreichischen Spitze etablieren konnte – bedingt auch durch die politischen Umwälzungen jener Zeit, die zur Auflösung von vielen Sport- und Turnvereinen führte und SpielerInnen zum GAK brachte. 1932 wird Handball dann auch zur eigenen Sektion. Die treibenden Kräfte jener Tage waren die ehemalige Fußballer Dr. Fritz Sartory, der die Initialzündung zur Reaktivierung und zur Abspaltung von der Leichtathletik gab, und der spätere Langzeitobmann des Gesamtvereins, Dr. Konrad Reinthaler. Letzterer wurde aber 1938 aus politischen Gründen von Dr. Herbert Soucek abgelöst, der auch später als steirischer Gauamtspresseleiter Karriere machte.
Als Trainer fungiert in der Zeit Walter Reisp, der gemeinsam mit seinem Vereinskollegen Franz Brunner Teil der österreichischen Nationalmannschaft ist, die 1936 bei der Olympiade in Berlin die Silbermedaille gewinnt. 1937 gehört dann Torhüter Walter Hütter der rot-weiß-roten Auswahl für die Hochschulweltmeisterschaften an.
GAK-Handballer in den 1930ern:
Walter Hütter, Karl Pock (Torhüter); Franz Brunner, August Stopper, Walter und Werner Klaus, Walter Karel, Erich Hochwald, Viktor Brauneis; Walter Reisp, H. Schaden, B. Steiner, Franz Rauscher, Wenzel Fiala, Erwin Ferner, W. Herunter
1935, 1937 und 1938 (sowie 1947) war der GAK – als steirischer Meister – jeweils Zweitplatzierter, bei den seit 1932 in Turnierform ausgetragenen österreichischen Staatsmeisterschaften und wurde 1938 deshalb in die neu geschaffene Gauliga aufgenommen. Allerdings spielte die Mannschaft dort zunächst als SS-Sportgemeinschaft Graz, nachdem dieser (fast) alle Spieler „korporativ“ beigetreten waren, was natürlich entsprechende – bis dato allerdings unbeantwortete – Fragen nach den möglichen Gründen aufwirft. Die Meisterschaft 1938/39 wird als Drittplatzierter beendet, die darauf folgende Saison als Vizemeister – nachdem die Meisterschaft dann in zwei Staffeln (Nord = Wien, Süd = Steiermark) ausgetragen wird. Die steirische Gruppe ist dann noch in einen Bereich Graz und Obersteiermark unterteilt.
1962 blickt der Verfasser folgender Zeilen in der Vereinszeitung, den „GAK-Mitteilungen“, so auf dieses Kapitel der Klubgeschichte zurück: „[...] Diese Verschworenheit machte die Elf des GAK zu einer der stärksten in Österreich, [...], das den aus einem Zwang der Opportunität im Herbst 1938 erfolgenden Übertritt der ganzen ersten Mannschaft zur Sportgemeinschaft SS ohne Schaden aufzufangen vermochte [...]“
Unmittelbar nach Kriegsende wird der Handballsport beim wiedererstehenden Klub reaktiviert, wobei die Herren anfangs als „HC Grün“ gespielt haben sollen (die britischen Besatzungsbehörden sollen zunächst eine Wiederaufnahme unterbunden haben). Jedenfalls existierte im Herbst 1945 eine solche Mannschaft. Walter Reisp, Werner Klaus, Gustav Stopper und Karl Pock spielen allerdings zu diesem Zeitpunkt für die Grazer Sportvereinigung (GSV). Ungeklärt ist, ob möglicherweise ein Spielverbot beim GAK aufgrund des Wechsels zur SS-Sportgemeinschaft die Ursache ist oder schlichtweg die Tatsache, dass die Voraussetzungen bei der GSV in dem Moment besser gewesen waren.
Werner Klaus jedenfalls wird später zum Klub zurückkehren und von 1955 bis 1962 die Sektionsleitung übernehmen und auch innerhalb der Fußballsektion tätig sein. Der 1993 verstorbene Reisp gründet dann um 1961 mit Sepp Wendl die Traditionssektion ehemaliger SpielerInnen „GAK Handball '34“ (kurz: GAK-34er), die noch bis in die 1990er-Jahre aktiv war.
Aber wieder zurück ins Jahr 1938: Der GAK selbst spielt mit einer Mannschaft, die überwiegend aus der ehemaligen Jugendmannschaft bestand, in der Grazer Bezirksklasse weiter, um wenig später an der Spitze des österreichischen Handballs zu stehen. Bonmot am Rande: 1939 steigt auch der Stadtrivale mit seiner Handballmannschaft (kurz zuvor war der deutschnationale Schwäbisch-Akademische Sportklub eingegliedert worden) in die Gauliga auf (die Damenmannschaft spielt als steirischer Meister danach zwei Mal um den Ostmarktitel).
Wie groß das Spielerreservoir bei den Rotjacken damals gewesen sein musste, zeigt, dass 1941 der Gewinn der Bereichsmeisterschaft Ostmark gegen den großen Konkurrenten Polzei Wien gelingt – vorher wurde dazu der steirische Titel (Bereichsstaffel Süd) gegen Leoben gewonnen. Damit verbunden war auch das Antreten an der großdeutschen Meisterschaft. Bereits das Erstrundenspiel gegen den Sportklub Eger (Cheb) ging aber 6:9 verloren. In diesem Jahr gewinnt die SS-Sportgemeinschaft Graz mit den ehemaligen GAK-Spielern die großdeutsche SS-Meisterschaft. Ein Vergleichsspiel zwischen beiden Mannschaften – also der ehemaligen „Ersten“ gegen die „Jugend“ – endet 7:7.
Und der Kern dieser jungen GAK-Mannschaft ist Baurat h. c. DI Erwin Wendl. Er sitzt dem Autor diese Zeilen im Frühsommer 2021 in seinem Grazer Domizil gegenüber. Es ist ein besonders Treffen, weil der Gesprächspartner so alt ist wie der Handballsport in Österreich, Jahrgang 1922 – genauer gesagt am 11. Jänner dieses historischen Jahres geboren und damit knapp mehr als ein halbes Jahr älter als sein später so geliebter Sport. Er ist zu diesem Zeitpunkt seit 1932 (also knapp 90 Jahre!) dem GAK verbunden und war einer der erfolgreichsten steirischen Feldhandballer. Mit den Athletikern war Herr Wendl 1941 Ostmarkmeister, 1946 österreichischer Staatsmeister und mit dem österreichischen Team Silbermedaillengewinner bei der Universiade. Er ist sechsfacher Teamspieler, oftmaliger steirischer Auswahlspieler und war später auch Trainer einer neuen Spielergeneration beim Klub.
Seinen ersten Kontakt mit dem Sport hielt Erwin Wendl bereits mit acht Jahren beim ATUS Weiz. danach kam er nach Graz, wo er sich dem GAK anschloss, weil sein älterer Bruder Sepp (später Turnprofessor, aber auch als Trainer und Funktionär für den Verein tätig) dort bereits Handball spielte. 1936 feierte er als 14jähriger sein Debüt in der GAK-Jugend und bereits zwei Jahre später fand er erstmals Eingang in die Kampfmannschaft.
Den Wechsel zur SS-Sportgemeinschaft Graz, den die meisten GAK-Handballer nach dem so genannten „Anschluss“ vollzogen, machte Wendl als einer der wenigen nicht mit und blieb den Roten treu – vor allem, weil ihn sein Vater, ein Sozialdemokrat, nach eigener Aussage entsprechend „beraten“ hätte. Mit den Athletikern machte er noch im gleichen Jahr eine sehr erfolgreiche Reise nach Deutschland, wobei unter anderem die Münchner Meistermannschaft von Post SV geschlagen wird. Trotzdem wurde er 1938 in die deutsche Jugendnationalmannschaft berufen und 1940 absolvierte er auch sein erstes Spiel in der steirischen Auswahl.
Nach dem Ostmarktitel wurde Wendl eingezogen, blieb bis 1945 im Kriegseinsatz und wurde dabei zwei Mal verwundet. 1943 muss die Sektion aus Spielermangel vorläufig stillgelegt werden, sein
Bruder Sepp hält dabei brieflich Kontakt mit den Spielern. 1945 kehrte Erwin Wendl wieder nach Graz zurück und erinnert sich an die damalige Situation: „Am GAK-Platz gab es beim Südtor ein großes Bombenloch, das GAK-Mitglieder (Handballer, Leichtathleten) in Handarbeit zugeschüttet haben. Die überlebenden Spieler des Krieges haben sich wieder zusammengefunden.“ Dazu gehören unter anderem die Brüder Alfred und Walter Grengg, Franz Sommeregger, Erich Vogler (auch ein exzellenter Leichtathlet) und Franz Rauscher.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit hat der Handballer auch bei der GAK-Fußballjugend mitgespielt. Der Verein hätte Probleme bei der Wiedergründung gehabt. Die Handballsektion sei wegen des Übertritts zur SS-Sportgemeinschaft verboten gewesen. Trotzdem wurden Spieler in die Landesauswahl einberufen. Seiner Erinnerung nach hätten die GAK-Spieler sogar gestreikt und dem Verband ein Ultimatum gesetzt, den Verein wieder zuzulassen.
1950 beendete er dann seine aktive Karriere, um sich seiner Ausbildung und beruflichen Karriere zu widmen. Ab 1957 baute der spätere Diplomingenieur ein Ziviligenieurbüro in Graz auf, das nun sein Sohn führt. Seine Schwiegertochter Gundula ist übrigens Funktionärin bei den GAK Juniors. Der immer noch sportliche Interessierte und Aktive (er schwimmt jeden Tag im hauseigenen Hallenbad!) hat unsere Kicker übrigens als Dauerkartenbesitzer (!) bis vor Kurzem noch selbst angefeuert. Er ist außerdem Ehrenmitglied des GAK und erhielt 1987 die „Hofrat-Konrad-Reinthaler-Gedenkmedaille“ für seine Mitarbeit (u. a. Statik und Pläne der neuen Süd- und Westtribüne) bei der Rückkehr in die Körösistraße. Er habe dem Verein dafür zwar eine Rechnung geschrieben, allerdings im Wissen, dass diese nie bezahlt werden würde.
Am 2. September 1946 holt sich der GAK mit einem 7:5-Sieg im ersten Staatsmeisterschaftsfinale nach Kriegsende gegen den Wiener Sportclub (am Sturmplatz!) den österreichischen Titel. Die kurze Chronologie des Finalturniers in Graz: Der KAC gewinnt im ersten Spiel der Finalrunde gegen den Sportclub 10:7, der GAK schlägt die Klagenfurter tags darauf 7:4.
1946 gibt es dann noch einen großen internationalen Erfolg für Wendl und einige rote Kollegen, nämlich der Gewinn der Silbermedaille bei der Universiade in Paris. Nach Wendls Erinnerung wurde den Österreichern allerdings die ihnen zustehenden Medaillen zunächst vorenthalten und wohl den Dänen (die eigentlich hinter Österreich platziert waren) übergeben. Ein Pariser war darüber so erbost, dass er die Mannschaft zum Essen eingeladen hätte. Die Medaillen seien später per Post zugestellt worden. Österreich verlor gegen Ungarn 6:8, gewann gegen Frankreich 9:6 und spielte gegen Dänemark ein 7:7-Remis. Weitere GAK-Spieler mit Teamehren sind unter anderem Alfred Grengg, Ernst Vogler und Ernst Stoisser.
Im November 1946 gastierte der französische Handballmeister Olympique Lyon am GAK-Platz.
Ein besonderes Ereignis stand einigen GAK-Spielern, nämlich Ernst Stoisser, Torhüter Kurt Stukart, Franz Sommeregger und Erwin Wendl, dann Anfang 1947 ins Haus. Zum ersten Mal gab es ein Hallenspiel für die Feldhandballer. Die steirische Auswahl war zu einem Turnier nach Zürich eingeladen und spielte dort am 26. Jänner gegen Vertretungen aus Wien, Zürich und Karlskrona (Schweden) erstmals wettkampfmäßig am Kleinfeld. Im April 1948 gab es für die Handballer eine größere Ungarn-Tournee (Debrecen, Zuglo Madisz Budapest, Testverieseg).
Nach den Meisterschaften 1946, 1947 und 1949 sowie dem Pokalsieg 1948 wird 1950 – dem Jahr des B-Liga-Aufstiegs der Fußballer – der letzte steirische Titel gewonnen. Im Jahr davor kommt die Mannschaft nochmals ins Halbfinale der Staatsmeisterschaft. Das aufkommende Kleinfeldspiel (und später Hallenhandball) bzw. die vereinseigene Basketballsektion – einer deren Gründer ist mit Alfred Grengg auch ein Handballer – sorgen für entsprechende Konkurrenz. Dazu zogen sich viele bisherige Aktive ins Berufsleben zurück, trotzdem entwickelte sich eine neue Spielergeneration, wenngleich der Verein an alte Erfolge nicht mehr anschließen konnte.
Nicht nur die Männer feierten große sportliche Erfolge im „Deutschen Spiel“, sondern auch die Frauen, wenngleich das in der damaligen Berichterstattung bzw. im Interesse etwas im Schatten geblieben ist und Zeugnisse dafür sehr rar sind. Mit der Reaktivierung des Handballsektion nach 1931 entsteht erstmals auch ein Frauenteam, hauptsächlich aus Leichtathletikerinnen bestehend. Ähnlich wie bei den Herren dominiert die Mannschaft recht bald das Spielgeschehen in der Steiermark – im Gleichschritt werden von 1935 bis 1938 alle steirischen Titel gewonnen. Danach löst sich die Elf allerdings auf und Frauenhandball bei den Athletikern liegt einige Jahre brach.
Margarete Rakuscha gehörte als Torfrau zu jener erfolgreichen ersten Generation der GAK-Handballerinnen. Am 27. Jänner 1919 in Grötsch beim Flamberg, in der Nähe von St. Nikolai im Sausal, geboren, arbeitete sie später als Sekretärin in Graz. In der Besatzungszeit lernt sie beim Tanz im Hotel Erzherzog Johann ihren später Mann, einen schottischen Oberstabsfeldwebel, kennen und lieben. Da die Einheit demobilisiert wird, erfolgt die Heirat in Ulm und später die Übersiedlung auf die Insel. Andrew Weymes stirbt schon 1960, Margarete bleibt in Schottland und stirbt wesentlich später, nämlich erst im Mai 2010. Ihr Enkelsohn Gary ist vielleicht auch deshalb großer GAK-Anhänger, hat schon einige Spiele in Graz besucht und schmückt bisweilen das Grab seiner Großeltern auf der Insel mit GAK-Trikots …
Der Frauenhandball wird im Juli 1946 in der Kreisklasse wieder aufgenommen (ein Jahr später spielt man schon wieder Landesliga) und 1948 kommt wieder richtig Schwung auf: Spielerinnen des Postsportvereins wechseln fast geschlossen zum GAK und sorgen (unter Prof. Walter Götz – später auch in der Schwimmsektion tätig) noch einmal für sportlichen Erfolge. Auch Hermine Egger-Schöber, eine der längstdienenden Feldhandballspielerinnen Österreichs, entschließt sich, wieder ihre Handballschuhe anzuziehen und ihre Karriere fortzusetzen. Nach 1937 (der erstmaligen Austragung einer Staatsmeisterschaft) standen die Frauen 1949 abermals im Endspiel um die Staatsmeisterschaft gegen Danubia Wien, nachdem die Mannschaft überlegen steirischer Meister wurde (Torverhältnis 111:15!).
Aus einem zeitgenössischen Zeitungsbericht: „Zu einem interessanten Kampf wird es in diesem […] Finalkampf um den Titel von Österreich kommen […], den beide Mannschaften sind in der Spielstärke ziemlich gleich.“ Das Final-Hinspiel geht 5:7 verloren, das Rückspiel (in Kapfenberg!) 3:3-Unterschieden aus. Damit ist der GAK „nur“ Vizemeister.
Die GAK-Frauenmannschaft von 1949:
Schartner, Kuntschke (Torhüterinnen); Olga Haas-Kaiser, Herma Egger-Schöber, Singer, Meszaros, Ascher, Erika Hösch, Sommer, Kinzler, Grete Sulzbacher, Scholz, Elfriede Saler
Im selben Jahr gab es mit Erika Hösch, die aus Leoben in die Körösistraße gewechselt ist, und Grete Sulzbacher (kam von Post Graz) zwei Vize-Weltmeisterinnen. Sulzbacher war zudem auch
eine erfolgreiche GAK-Leichtathletin (u. a. steirische Meisterin im Diskus 1951 und Kugelstoßen 1952). Auch bei den Handballerinnen gibt es viele Überschneidungen zur Leichathletiksektion der Athletiker.
1950 nehmen die Frauen noch an einem großen Turnier in Salzburg teil, werden noch zwei Mal steirische Meister, ehe sich 1952 die Mannschaft dann aufgelöst. Das vermeintlich schwache Geschlecht steht den Herren aber um überhaupt nichts nach, insgesamt wurden sieben steirische Titel eingefahren – bei den Herren waren es neun.
„Am Ende haben wir keine Spieler mehr gehabt. Deshalb habe ich die Dressen genommen, bin zum Hofrat Reinthaler ins 'Weiße Rössl' [am Lendplatz – heute steht dort ein Hotel, Anm.,] und habe gesagt: 'Geld haben wir eh nie eines bekommen, der Verein ist jetzt geschlossen. Danke und auf Wiedersehen.' Ich bin bei der Türe hinaus und der GAK war weg“. Der Klubobmann wollte dafür natürlich eine Erklärung, aber aufgrund der dann vorgelegten Spielerliste war die Sache klar: „Es waren noch drei Leute, mit denen ich hätte spielen sollen?“
So beschreibt der letzte Sektionsleiter, Ernst Techt, das Ende des Feldhandballs beim GAK in einer illustren Runde von Zeitzeugen aus den letzten Bestandsjahren der Sektion, die sich an einem spätsommerlichen Nachmittag in einem Grazer Gastgarten zusammenfindet. Die fünf Sportler – Jahrgänge zwischen 1936 und 1944 – erinnern sich an ihre aktive Zeit beim Klub als wäre es gestern gewesen und sie sich am Vortag zum letzten Mal gesehen hätten. Was auch hier auffällt, die Grenzen zwischen den einzelnen Sektionen und anderen Vereinen waren nicht so klar gezogen, man kannte und schätzte sich, zumal die meisten Anwesenden auch andere Sportarten (bei unterschiedlichen Vereinen) betrieben und ihre Handballkarriere nach dem GAK bei anderen Klubs fortsetzten.
Techt, der 1954 als 15jähriger zunächst beim GAK als Leichtathlet anfing und dann zur Handballsektion wechselte, berichtet, dass Konkurrent Waagner-Biro – mit seinem umtriebigen Obmann Ing. Edi Mara an der Spitze – schon frühzeitig die wichtigsten Spieler abgeworben hätte. Hauptgrund war sicherlich auch, dass der, 1947 gegründete, Werkssportklub ab 1959 in der neu geschaffenen Staatsliga spielte, der GAK weiterhin „nur“ in der Landesliga. Viele talentierte Spieler der Athletiker, unter anderem der spätere Nationalspieler Hartwig Schreiber (WM-Teilnahme 1963 und 1966 mit Gewinn der Bronzemedaille, später auch Trainerkarriere) oder Karl Track und Helmut Träger verließen deshalb den Klub in Richtung Westen.
Viele Spieler waren Studenten aus Oberösterreich (im Klubjargon „die Viecher“) oder Kärnten („die Paviane“), dazu zählte unter anderem auch der später weltberühmt gewordene und 2012 verstorbene Architekt Günter „Gigi“ Domenig (als Torhüter), der gemeinsam mit Eilfried „Burschi“ Huth (Jahrgang 1930) sowie dem nicht minder berühmten Jazzmusiker Erich „Keksi“ Kleinschuster die Abwehr bildete. Huth waren auch Leichtathlet und 1954 am letzten Staatsmeistertitel der GAK-Männer beteiligt (4 x 100 m-Staffel). Er wechselte berufsbedingt 1956 nach Leoben, spielte aber weiterhin für die Athletiker Handball. Trainer dieser jungen Generation war Erwin Wendl, dazu gehört dann noch Dr. Alfred „Pongo“ Leitgeb, der ehemalige steirische Landeshauptmann Dr. Josef Krainer jun. oder die beiden Mediziner Benni und Herwig Urlesberger.
Domenig und Huth waren auch beruflich eng verbunden und konzipierten unter anderem die PÄDAK in Eggenberg als ersten Betonbau in der Steiermark. Herr Diplomingenieur Huth, dem 2021 das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz verliehen wurde, hat es übrigens auch auf die eigens für die Feldhandball-WM 1959 entworfenen Briefmarke geschafft.
Mitte der 1950er-Jahre kann sich die Mannschaft noch im vorderen Drittel der Landesliga platzieren – 1956 steht sogar noch ein dritter Platze zu Buche. Heimspiele finden meist als Vorspiele der Fußballer bzw. Fußball-Doppel-Veranstaltungen statt. Trainiert wird teilweise am BULME-Platz (dort war Alfred Grengg Lehrer) oder in der Körösistraße, wo man sich entweder das Feld mit den Fußballern teilte oder den Trainingsplatz auf der Nordseite bzw. hinter der Osttribüne nutze. 1956 veranstaltet der Verein beispielweise noch ein internationales Turnier mit Mannschaften aus München, Wiesbaden und dem Wiener Sportklub. Im selben Jahr gibt es eine Tournee nach Deutschland und ins damals unabhängige Saarland. Eindrücke von dieser Reise am Ende des Artikels hat uns dankenswerterweise Dr. Hartwig Schreiber zur Verfügung gestellt.
Viele der ehemaligen Spieler, die wir im Herbst 2021 getroffen haben, sahen die Zeit beim GAK rückblickend auch als Möglichkeit – in Verbindung mit dem Sport – aus Graz herauszukommen. So beispielweise Wolfgang Schopper, der als Jugendspieler oft in der Mannschaft aushelfen musste und so am Ende immer mehr zum Stamm gehört. Dazu gehörte traditionellerweise auch die Teilnahme beim Schloßberglauf. Dabei wurde vieles auch nicht immer so (Bier-)Ernst genommen.
Schopper spielte abseits des Handballs Basketball wie sein Bruder Lutz (beim GAK), trainierte aber auch bei den Leichtathleten in der Körösistraße mit. Der renommierte Opern- und Theaterregisseur Peter Lotschak war im Verein auch parallel im Hand- und Basketball (wie sein Bruder Herwig) tätig. Ähnliches berichtete uns Herbert Lipsky in seinen Erinnerungen an seine Zeit beim GAK.
Sehr viele (vor allem Kärntner) Sportler spielten parallel im Winter Eishockey (übrigens auch Fußballer wie Kurt Eigenstiller oder Franz Zrinsky). Und das kommt auch nicht von ungefähr: der umtriebige Zahnarzt Dr. Gottfried Hauser war teilweise Doppel-Sektionsleiter bei den Roten, einmal beim Basketball und einmal beim Eishockey. Auch der Sohn von Werner Klaus, Walter, ebenso ein Allroundsportler bei unterschiedlichen Klubs (Leichtathletik, Eishockey, Basketball), musste öfters in der Kampfmannschaft einspringen, wenn nicht genügend Spieler vorhanden waren.
Bereits der Vater und Onkel des letzten GAK-Feldhandball-Torhüters, Hans Fischerauer spielten in den 1930ern beim Klub. Er wird als 18jähriger noch am 23. Juni 1962 beim Verband angemeldet – ein knappes Jahr später ist die Sektion aufgelöst. Wie die meisten seiner Kollegen spielt er bei anderen Vereinen weiter.
Bis 1961 war der GAK noch in der Landesliga (1960 kommt die Mannschaft sogar noch in das Finale des steirischen Handball-Cups), dann erfolgt der Abstieg in die 1. Klasse und 1963 (nach einem dritten Meisterschaftsrang) – wie bei den Leichtathleten im Jahr nach dem 60. Vereinsgeburtstag – das endgültige Aus..
Am Ende waren es aber nicht nur Spielerabwanderungen, die der Handballsektion das Genick gebrochen haben, sondern auch eine Reihe von Undiszipliniertheiten. Ein Spiel am Grazer Sportclub-Platz endet mit einer Schlägerei und in Trofaiach werden dem Schiedsrichter Spielerpässe entwendet. Die Folgen sind nicht nur eine Gerichtsverhandlung, sondern auch entsprechende Verbandssperren für die betroffenen Spieler. Nochmals Ernst Techt: „Und deswegen musste ich den Verein auflösen!“ (lacht).
Wolfgang Gruber
Herzlichen Dank an Hansi Schilcher für seine unermüdliche Hilfe und Unterstützung!
© Fischer/Sammlung GAK 1902 (Titelfoto: GAK – Bruck, Körösistraße, 8.11.1953 – Anrissfoto: GAK – Bärnbach, Körösistraße, 10.5.1959)
Quellen: diverse Ausgaben GAK'61-Magazin, 90 Jahre Handball in der Steiermark (Steirischer Handballverband 2012), Robert Schmidt: Seite zur Geschichte des GAK in: https://geschichtegak.jimdofree.com/ (abgerufen am 6.11.2021), ANNO/Österreichische Nationalbibliothek – Herzlichen Dank an alle Alt-Handballer, die uns Rede und Antwort gestanden sind!