Der Fußball erreichte Österreich vergleichsweise spät und traf auf verhältnismäßig mehr Widerstand als in anderen Ländern. Durch in Österreich(-Ungarn) tätige Engländer wurde der Sport nach Wien gebracht und durch den Studenten August Wagner aus Prag zeitgleich nach Graz, wo auch das erste „offizielle Fußballspiel“ am 18. März 1894 auf der Wiese der Landesturnanstalt (Jahngasse) stattfand (nach neuesten Erkenntnissen soll das Spiel mit 7. Juli 1895 datiert sein).
Der erste Verein der in Graz das Fußballspiel betrieb war der Akademisch-Technische Radfahr-Verein (ATRV), dem rasch im Akademischen Sportverein (ASV) ein bald übermächtiger Gegner erwuchs. Der ASV dominierte die Frühzeit bis zur Gründung des GAK im Jahr 1902. Fortan vertraten GAK und ASV die Stadt Graz im Fußball, ehe der ASV seine Tätigkeit einstellte und seine Spieler zum GAK übertraten. Vom GAK spaltete sich 1906 die Grazer Sportvereinigung (GSV) ab, die bis zum ersten Weltkrieg auch der größte Gegner des GAK blieb. Mit der nur wenige Jahre später erfolgten Gründung von Sturm Graz traf der GAK schließlich seinen Hauptrivalen für die folgenden 100 Jahre. Als nach hohen Niederlagen gegen die zweite Mannschaft des GAK unmittelbar vor Kriegsbeginn Sturm erstmals ein Unentschieden gegen die erste Mannschaft der Roten erreichte deutete sich bereits an, dass die Polarität in der Stadt künftig nicht mehr ASV gegen GAK oder GAK gegen GSV heißen würde sondern GAK gegen Sturm.
Gründungsphase
Einer der wichtigsten der 17 Vereinsgründer des Grazer Athletiksport-Klub, nämlich Carl Markel, blickt auf die Entstehungszeit und frühe Entwicklung des Vereins zurück:
„Im Jahr 1902 wurde am 9. [sic!] August der Grundstein für den Grazer Allroundsportklub gelegt, wobei der Wiener Athletiksportklub, der als Allroundverein damals in Österreich führend war, als Vorbild diente. Deshalb haben wir auch den Namen Grazer Athletiksportklub ausgewählt. [...] Als in der Körösistraße eine große Wiese gefunden wurde, kamen die Verhandlungen um den Erwerb dieses Platzes zum Ausbau unserer Sportstätte bald zu einem günstigen Abschluß, wobei meine Mutter, Anna Markel, sich als noble Patin zeigte und den Pachtschilling erlegte und uns auch weiterhin finanziell unterstützte. Das erste Fußballspiel [am 9. September 1902, Anm.] gegen einen auswärtigen Gegner auf unserem Platze in der Körösistraße bestritten wir gegen den Fußballklub Ödenburg, der 4 : 1 besiegt wurde. Der bekannte Grazer Radsportsmann Franz Seeger gründete eine Radfahrsektion, später dann folgten Sektionen für Leichtathletik, Schwimmen, Fechten und Wintersport, aber auch das erste Ping-Pong-Turnier in Graz wurde im Jahr 1903 vom GAK durchgeführt. Wir waren allen steirischen Vereinen damals weit überlegen und erst nach dem Ersten Weltkrieg erwuchs im Sportklub Sturm im Fußballsport ein ebenbürtiger Rivale.“
Matthias Dielacher hat den Ablauf der Gründungsphase recherchiert, demnach reichte ein Proponentenkomitee am 20. Juni 1902 die ersten Satzung bei der k. u. k. Statthalterei ein. Am 14. Juli erfolgt die Nicht-Untersagung und höchstwahrscheinlich am 21. Juli (spätestens aber am 9. August) die konstituierte Sitzung. Die Alpenländische Sportzeit vom 30. Juli 1902 berichtet von der Anlages des Sportplatzes in der Körösistraße. Am 18. August kommt es dann zum ersten Fußballtraining auf der neuen Heimstätte, was landläufig als Geburtsstunde des Vereins gilt. Neben Fußball werden noch eine Tennis-, Leichtathletik- und Reitsektion geführt.
In der Frühzeit fanden zahlreiche Wettspiele gegen Teams aus anderen Städten der Monarchie statt, doch während in Wien bereits Pokalkonkurrenzen und ab 1911 auch Meisterschaften gespielt wurden blieb der Fußball in Graz auf „Freundschaftsspiele“ beschränkt. Herausragend sind darunter sicherlich die Spiele gegen internationale Mannschaften, etwa aus England oder Holland. Als erster bedeutender Bewerb wurde schließlich ab 1906 der „Grazer Herbstmessepokal“ ausgespielt, den der GAK 1906, 1911 und 1913 gewinnen konnte. Aufgrund des dreimaligen Erfolges ging der Wanderpokal endgültig in den Besitz des GAK über.
Internationale Spiele
Neben den lokalen Spielen und Wettkämpfen gegen Mannschaft aus anderen Teilen der Monarchie beginnt auch sehr früh der internationale Sportverkehr. 1905 und 1906 begrüßt der GAK die Pilgrims London und 1913 die Bolton Wanderers. Auch gegen die Fußballsektion den TSV 1860 München wird bereits 1910 und 1914 gespielt. Die erste von unzähligen Gastspielreisen führt den Verein 1914 nach Spalato/Split – aber die Weltgeschichte hat in diesen Tagen etwas anderes vor. Die Reise muss nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajewo abgebrochen werden.
In der Frühzeit sind jedoch nicht in erster Linie die sportlichen Erfolge das herausragende Element, sondern das Engagement der handelnden Personen: Die Gründer des GAK waren Pioniere des steirischen Sportes insgesamt, nicht nur des Fußballs! Sie waren Rodler, Skifahrer und Reiter, Leichtathleten und Fechter, Tennisspieler und Schwimmer. Sie waren nicht nur herausragende, österreichweit beachtete Allroundsportler sondern beseelt vom Geist auch weitgehend unbekannten Sportarten in der Steiermark zum Durchbruch zu verhelfen. Dabei waren sie selbst oftmals die besten Athleten. Der GAK wirkte an verschiedenen Verbandsgründungen mit und seine Funktionäre genossen in vielen Sparten höchstes Ansehen. Als Beispiel sei unter anderem die Gründung des Deutsch-Alpenländischen Fußballverbandes 1911 genannt, aus dem sich 1920 der Steirische Fußballverband kristallisiert.
Mehrspartenverein
Der GAK war von Anfang an als Mehrspartenverein konzipiert und errang in seiner Geschichte bisher in 12 Sportarten Meisterschaftserfolge. Zu den langlebigen Grüdungssektionen Fußball, Tennis und Leichtathletik gesellen sich recht bald Tischtennis, Wintersport, Radsport und Fechten. Ende 1907 kam der Schwimmsport dazu, Wasserspringen wird seit 1911 betrieben. Und mitten im 1. Weltkrieg kommt Ende 1916 noch eine Eiskunstlaufsektion dazu.
Insgesamt kann gesagt werden, dass der GAK auch jener steirische Verein ist, der die sportliche Betätigung aus dem universitären Umfeld in die Mitte der Gesellschaft getragen hat und somit in weiten Bevölkerungskreisen populär gemacht hat. Erst nach dem 1. Weltkrieg wurde – bedingt durch Arbeitszeitverkürzung und Aufweichung gesellschaftlicher Hierarchien – der Sport neben dem bereits im 19. Jahrhundert populären Radfahren, Turnen und Wandern zur Massenbewegung. Eine Entwicklung, die in der Steiermark wesentlich vom GAK ausgegangen war.
Weiterführende Informationen zur Gründungszeit und zu den ersten Jahrzehnten der Vereinsgeschichte finden sich auch auf dieser Homepage von Robert Schmidt.