Am Vorabend seines 122. Geburtstags empfing der GAK in der Merkur Arena die Blau-Weißen aus Linz. Bekam es also mit einem Gegner zu tun, der ihm selten gut getan hat.
Davon ließen sich die Roten aber vom Ankick an nicht beeindrucken. Sie machten das Spiel schnell, gingen konsequent in die Bälle und befestigten den Gegner in seiner eigenen Hälfte. Der geübte GAK-Fan weiß allerdings, dass es nicht zwingend daraus resultierende Erfolgserlebnisse geben muss. Die einen hinein führen in eine gemütliche Halbzeitpause und später aus dem Stadion hinaus. Und fast um diese paradoxe Theorie zu unterstreichen, ging Linz bereits in der 11. Minute durch Ronivaldo 1:0 in Führung. Der Stürmer war auf der rechten Seite ideal freigespielt worden und ließ Jakob Meierhofer keine Chance. In weiterer Folge zeigte der GAK eine Vielzahl von guten Spielzügen, vor allem über Michael Lang, dessen Flanken allerdings an den Bewegungsideen der Mitspieler vorbei gingen. Schade. Die Linzer blieben in dieser Spielphase einfach ruhig und zeigten in der 41. Minute, dass weniger viel mehr sein kann. Ein Freistoß von der 16er Grenze wurde scharf getreten und von Benjamin Rosenberger unhaltbar ins Tor abgefälscht. In seine Sprachlosigkeit sagte mein zehnjähriger Enkel Jamie doch zwei Sätze hinein: Opa, normalerweise schießt immer die Mannschaft, die besser spielt die Tore. Das war diese Woche bei Real gegen Atalanta auch so. Danach schwiegen wir beide in Richtung Halbzeitpause.
In der GAK Kabine ging es wohl weniger ruhig zu. Mit Christian Lichtenberger für Benjamin Rosenberger und mit Jacob Italiano für Marco Gantschnig kam die Mannschaft zum zweiten Teil der Aufführung. Linz hatte sich darauf eingerichtet, die komfortable Führung mit unaufgeregtem Spiel zu verwalten, der GAK führte einige seiner guten Spielzüge gerade um die eine Idee zu kompliziert aus. Doch in der 61. Minute legte Christian Lichtenberger eine Flanke genau auf Daniel Maderners Kopf. Der Ball landete gefühlvoll und unwiderstehlich vor Tio Cipot, der aus kurzer Distanz seinen ersten Treffer für den GAK machte. Nur mehr 1:2. Und noch eine halbe Stunde zu spielen. Zwei Dinge veränderten sich in dem Moment. Der GAK war jetzt angefüllt mit Selbstvertrauen. Die Spielzüge funktionierten. In die Linzer Mannschaft hatte der Anschlusstreffer nun aber Nervosität hineingeschrieben. Diese hatten die Linzer das ganze bisherige Spiel nicht geübt. Mit einem Schlag war also alles anders für sie. Im Torjubel verließ Daniel Maderner das Feld und machte Platz für den jungen Angreifer Romeo Vucic. In der 73. Minute setzte der GAK vollkommen auf Angriff und brachte Atsushi Zaizen für Dominik Frieser. Und bereits einige Augenblicke später hob Murat Satin einen Freistoß in den Strafraum und Petar Filipovic stieg am allerhöchsten und ließ dem Linzer Tormann keine Chance. 2:2 in der 74. Minuten.
Nun bündelten sowohl der angreifende GAK wie auch die verteidigenden Linzer all ihre Kräfte in der brütenden Hitze der Merkur Arena. Der GAK erspielte sich noch zwei Großchancen. Ein Kopfball von Petar Filipovic verfehlte das Tor knapp und einen satten, flachen Schuss des großartig aufspielenden Atsushi Zaizen in die rechte Ecke konnte der Linzer Tormann in der 91. Minute gerade noch abwehren. Der Siegestreffer sollte nicht mehr gelingen. Ein mentaler und spielerischer Kraftakt war‘s aber allemal. Ein wenig Lehrgeld wurde in der ersten Halbzeit eingezahlt. Keine Frage. Aber die Richtung stimmt. Und die Zusammensetzung der gegenwärtigen Mannschaft ebenfalls. Nach dem 0:2 zurückzukommen war eine reife Leistung, und das neue, nach vorne orientierte Spiel sowie die Abwehrsituation werden natürlich noch dazugewinnen durch die wöchentlichen Spiele gegen starke Gegner.
Rosso per sempre. Buon compleanno. Alles Gute zum Geburtstag einzigartiger GAK 1902!