GAK 1902 Aktuelles
News / Mike Markart / Montag 21.04.2025

Ein ganz normaler Nachmittag als GAK Fan

Wie in jedem Spiel in dieser entscheidenden Phase der Meisterschaft geht es auch gegen Klagenfurt im fast leeren Wörthersee Stadion um alles. Knapp 3000 Zuschauer verlieren sich auf den Rängen des fast 30.000 Zuschauer fassenden Ovals. Allein die GAK Fans färben einen Sektor in wunderbares Rot und unterstützen ihren Verein mit den gewohnt mächtigen Gesängen und dem ganzen Katalog der großen musikalischen Stadion Klassiker.

Dass es jetzt, wohl bis zum Schlusspfiff des letzten Spiels der Saison (am 23. Mai auswärts gegen den WSG) keine Atempausen geben wird, ist mir klar. Das ist allerdings nicht gut für mich. Denn ich bin von meinem Leben als GAK Fan körperlich und nervlich insgesamt schon ein wenig mitgenommen. Schließlich gehe ich seit 1966 ins Stadion. Da nimmt man neben der großen Liebe zum Verein, den vielen unvergänglichen, schönen Erlebnissen auch einiges an Beschädigungen mit. Ich vertrage die 90 Minuten plus Nachspielzeit also immer schlechter. Deshalb fahre ich nur mehr selten zu Auswärtsspielen, da mir auch die Distanzen in den letzten beiden Ligen zu weit geworden sind. Allerdings habe ich – vollkommen egoistisch und ohne an die lebenslangen Konsequenzen für den lieben Buben zu denken – meinen Enkel Jamie schon früh eingeschult in die Liebe zum GAK. Auch er ist längst so weit, dass es kein Entkommen für ihn gibt, wie damals für mich, als mein Vater mich zu meinem ersten Spiel mit in die Körösistraße genommen hat. Beim Spiel gegen Klagenfurt im riesigen Wörthersee Stadion vertritt mich Jamie schon. Und ich weiß, dass ich mich auf ihn und seine Begeisterung und Treue vollkommen verlassen kann. Der GAK kann das auch.

Ich verfolge das Spiel vom – roten – Sofa meines Arbeitszimmers aus. Auf dem Bildschirm. Da bin ich auch in einem vergleichsweise gesicherten Bereich, eventuelle gesundheitliche Erscheinungen betreffend, denn mein Arzt ist ein langjähriger Freund von mir und für mich, vor allem während der GAK Spiele, seit Jahren jederzeit erreichbar, schließlich hat er gelernt, aufs Schlimmste vorbereitet zu sein.

Und natürlich habe ich mit meiner Einschätzung recht. Ein Spiel, in dem es bis zum Schlusssignal aus der Pfeife des Schiedsrichters 0:0 steht, ist angefüllt mit vielen möglichen Schattierungen des Glücks und des Unglücks. Der GAK startet gut ins Spiel, das Mittelfeld agiert umsichtig und die Abwehr um Tormann Wiegele macht einen geordneten und fokussierten Eindruck. Das ist theoretisch beruhigend. Die erste Großchance im Spiel gehört dem GAK. Maderner nutzt jedoch nicht die gesamte Breite des Tores aus und so kann sich der Klagenfurter Tormann Spari auszeichnen. Und je länger das Spiel dauert, umso mehr wundert man sich, wie dieser Goalie vor einer Woche gegen den WSG Tirol fünf Tore zulassen konnte. Aber auch auf unserer Seite steht mit Florian Wiegele ein Hexer zwischen den Pfosten. Nach einem hübschen Schlagabtauch in der ersten Halbzeit übernimmt der GAK in den zweiten 45 Minuten ganz klar das Kommando. Ein Traumpass auf Jano wird gerade so viel – oder wenig – abgefälscht, dass der GAK Stürmer den Ball aus kürzester Distanz am leeren Tor vorbei schiebt. Nach einem Corner gibt’s ein wildes Durcheinander, Jovicic spitzelt den Ball an die Stange. Spari wäre nur Zuschauer gewesen. Ich überlege kurz, meinen Arzt anzurufen. Natürlich gibt’s auch einen Elfmeter gegen den GAK. Maderner berührt Mahrer im Strafraum, dieser macht allerdings noch zwei Schritte, sieht dann ein, dass ein Elfer aber besser wäre und fällt plötzlich zu Boden. Allein auf weiter Flur. Maderner ist mittlerweile mehrere Meter von ihm entfernt. Die Situation ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Aber der Schiedsrichter pfeift. Zauberer Wiegele hält und hält damit den GAK im Spiel. Ich lege mein Telefon gar nicht mehr aus der Hand, so sehr nimmt mich das Spiel jetzt mit. Ich werde es sicher brauchen, schließlich ist noch eine halbe Stunde zu spielen. Nicht viel später: Wieder Jano, im direkten Duell kann er Spari nicht bezwingen. In dieser Endphase des Spiels kommt Klagenfurt nur mehr als Stichwortgeber vor. In der 86. Minute hat Cipot die Chance auf die Entscheidung. Er wird ideal losgeschickt, macht alles richtig, indem er den Tormann überheben will, jedoch ist sein Heber gerade ein paar Zentimeter zu niedrig: Spari lenkt ihn ins Torout. Jetzt ist es soweit: 0664 43 6X XX. Mein Arzt rettet mich über die letzten Minuten. Und er verspricht mir, auch am Dienstag für mich erreichbar zu sein. Da geht es in Liebenau um 18:30 gegen einen echten Lieblingsgegner. Hartberg.

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