Eggenberg wurde erst 1938 von der größten Marktgemeinde Österreichs zu einem Grazer Stadtbezirk. Dieses Selbstverständnis als einwohnerstarke Industriegemeinde mit großer Arbeiterschaft ist heute noch teilweise spürbar und fand seinen Ausdruck auch im Sport:
Der ATSE mit seiner legendären Eishockeysektion, aber auch der ESK stehen symbolisch dafür, dass sich viele Bewohnerinnen und Bewohner bis heute in erster Linie als „Eggenberger“ und erst in zweiter Linie als Grazer sehen. Wenn dem ESK in seiner wechselvollen Geschichte auch die höchsten Ligen Österreichs verschlossen blieben, zählt er doch zu den „großen“ kleinen Grazer Klubs und war bis weit in die 90er-Jahre in der höchsten Steirischen Liga vertreten.
Den GAK verbindet mit dem „Eggenberger Sportklub“ aber nicht nur die oftmalige Konkurrenz in den Ligen des Steirischen Fußballverbandes, sondern auch eine gemeinsame Zeit, als die „Nachwuchsschmiede“ aus dem Westen der Stadt mit dem erfolgreichsten Spielerentwickler aus dem Osten gemeinsam junge Grazer Spieler an den Profifußball heranführte: Ab dem Jahr 1995 bildeten die GAK Amateure mit dem in der Landesliga spielenden ESK eine Spielgemeinschaft nach deren Auflösung 2002 aber der ESK in der untersten Liga völlig neu beginnen musste, weshalb diese „Ehe“ in Eggenberg heute nicht allzu positiv in Erinnerung ist.
Die hervorragende Nachwuchsarbeit des Vereines kam aber durch diesen herben Rückschlag nicht zum Erliegen, sondern wurde durch herausragende Leistungen im Bereich der Integration von Kindern nichtdeutscher Muttersprache sogar erneut zu einem Vorreiter in der Steiermark. Dieses Engagement wurde 2012 durch die Verleihung des Integrationspreises gewürdigt und so auch weit über die Grenzen des Arbeiterbezirks bekannt und zum Vorbild für zahlreiche Vereine.
Zahlreiche bekannte Spieler fanden vom ESK den Weg zu einem der großen Profivereine oder ins Österreichische Nationalteam. Exemplarisch dafür seien etwa Hans Pigl, Gerhard Schlatzer oder Markus Schopp genannt – sowie natürlich zahlreiche GAK-Spieler aus der Kooperationszeit, die ihre wesentlichen Entwicklungsschritte auf Eggenberger Rasen vollzogen. Etliche Rote ließen ihre Karriere aber auch in Eggenberg ausklingen oder arbeiteten als Trainer für den Klub: Paul Bajlitz, Savo Ekmecic, Walter und Gernot Koleznik, Karl Philipp, Harald Rebernig oder Erwin Dampfhofer wären hier beispielhaft zu nennen.
Genau lässt sich die Gründung des ESK nicht festmachen, da sich zahlreiche Arbeitersportvereine in Eggenberg organisiert hatten. 1921/22 spielte der Verein etwa noch als „Freie Turnerschaft“ in der 2. Klasse Graz. Schon nach kurzer Zeit kristallisierte sich aber der Name ESK als fußballerisches Aushängeschild der Gemeinde heraus.
Es waren schließlich die Eggenberger, die der Gegner der Grazer Hakoah bei deren Platzeröffnung waren. Andere Rivalen in der zweiten Klasse waren unter anderem Gösting und die heuer ebenfalls 100jährigen Südbahner. Großen Spielen folgten bittere Niederlagen und so gelang der Aufstieg in die höchste Steirische Liga zunächst nicht. Als im Sommer 1926 der österreichische Fußball sich in einen bürgerlichen und einen Arbeiterverband spaltete, traten die Arbeiterfußballer aus Eggenberg letzterem bei und spielten bis 1931 je nach Ligeneinteilung in der Klasse Mittelsteiermark, Graz-Umgebung oder Graz. Der Eggenberger Arbeitersportplatz wurde zudem als (Arbeiter)Kammerstadion zur repräsentativen Wettkampfstätte des Arbeiterverbandes ausgebaut, wo Spiele der Arbeiterauswahl oder Turn- und Sportfeste des ASKÖ vor mehreren tausend Zusehern zur Austragung kamen.
Dennoch trat der ESK zum zehnjährigen Vereinsjubiläum aus dem – sportlich immer mehr gegenüber den bürgerlichen Vereinen in Rückstand geratenen – Arbeiterfußballverband aus und dem StFV bei.
Die sozialdemokratischen Wurzeln blieben jedoch stark und so war der ESK 1938 von der Auflösung durch die NSDAP bedroht, woran auch die Namensänderung in „Rapid“ nichts ändern konnte, weshalb der Verein sich 1939 mit dem Post SV („Reichspost“) fusionierte.
Der erste sportliche Höhepunkt des ESK sollte aber ohnedies erst nach dem 2. Weltkrieg erfolgen, als er 1947/48 als Meister der 1. Klasse Graz in die höchste steirische Liga, die Landesliga, aufstieg. Für zwei Saisonen duellierten sich die Eggenberger also auf höchstem Niveau mit dem späteren Kooperationspartner GAK (2:0, 1:1, 3:1 und 3:1 aus Sicht des GAK)! Nach fünf Jahren Landesliga – wo dem ESK regelmäßig die Talente (u.a. Aigner und Strohmaier) von den „großen“ Grazern abgeworben wurden – folgte schließlich der Abstieg 1952/53. Mehrfach knapp am Aufstieg in die höchste Steirische Liga gescheitert etablierte sich der ESK dennoch unter den starken Grazer Vereinen und während Austria und Sportklub einen rasanten Niedergang erleben mussten, gelang es dem Verein mit kontinuierlicher Aufbauarbeit pünktlich zum 60jährigen Vereinsjubiläum 1981 neuerlich in die Landesliga aufzusteigen: als Spieler mit dabei war die GAK-Legende Walter Koleznik, der mit 39 Jahren den Meistertitel feiern konnte. Seit 1970 hatte kein Grazer Verein mehr in der Landesliga gespielt.
Schließlich folgte ab 1995 die Kooperation mit dem GAK, die mehr und mehr zu einer Übernahme durch den großen Nachbarn wurde. Die Fans der Eggenberger, die in den 80ern noch zu hunderten zu jedem Heimspiel gekommen waren, blieben zunehmend aus, da ja „nur mehr“ die GAK Amateure aufspielten.
Somit war der Traditionsverein zum Handeln gezwungen und löste die Kooperation einseitig auf, wodurch der Verein in der niedrigsten Klasse neu beginnen musste. Da auch der Amateurfußball nicht leichter zu finanzieren geworden war, gestaltete sich der Neubeginn mühsam. In der ersten Klasse wurde in der Premierensaison der 3. Platz erreicht, gleichzeitig mit dem österreichischen Meistertitel des vormaligen Kooperationspartners gelang aber auch den blau-schwarzen 2004 der Meistertitel – allerdings am anderen Ende des Ligensystems. Fortan gehörte der ESK der Gebietsliga an. Durch Mannschaftsrückziehungen genügte in der Saison 2008/09 der 2. Platz zum Aufstieg in die Unterliga, wo auch das 90jährige Vereinsjubiläum gefeiert wurde. Als der GAK in der Saison 2012/13 endgültig die Segel streichen musste, beendete der ESK die Unterligasaison auf dem letzten Platz. In der ersten Saison des nachmaligen GAK 1902 – damals noch als „GAC“ – war daher in der 1. Klasse Mitte A die KM 2 des ESK unser Gegner (11:0 und 6:1 aus Sicht des GAK). Im Jahr darauf war es aber dann wieder soweit: ESK und GAK – die beide eine gute Saison spielten – duellierten sich wieder mit ihren stärksten Formationen, auch der Umstand, dass es sich um die zweitniedrigste Klasse des Landes handelte, konnte die „Fiesta“ nicht trüben… Die Duelle endeten 4:0 (in Eggenberg) und 7:0 (Weinzödl) für unsere Roten. Dennoch wurde der ESK guter 6. von 14 Teams.
In der Saison 2016/17 war schließlich unsere KM 2 der Gegner der Eggenberger, die Duelle endeten 1:1 (Weinzödl) und mit einem 2:1-Sieg des ESK (in Eggenberg), der am Ende unmittelbar vor unserer KM2 den 3. Platz belegte. Als unseren „Amateuren“ (die sie damals ja noch nicht waren) 2018/19 schließlich doch der Aufstieg in die Unterliga gelang, endete auch die Ligazugehörigkeit des ESK, der in die 1. Klasse Mitte B absteigen musste.
Wenn 100 Jahre Eggenberger Sportklub gefeiert werden, sollten wir nicht nur an zahlreiche Spieler (und Trainer!) denken, die uns mit den Eggenbergern verbinden, sondern vor allem auch der großen Tradition des (mit LUV) letzten Grazer Vereins, der in der höchsten Spielklasse des Landes zu den Topteams zählte.
Michael Rath, Wolfgang Gruber