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News / Redaktion / Mittwoch 04.09.2024

Mario Zuenelli: Der Derby-Hunderter wird 70!

Am 5. September 1975, einen Tag nach seinem 21. Geburtstag, schrieb sich ein aufsteigender Nachwuchsstar in die Annalen des GAKs und in die Fußballgeschichte seiner Heimatstadt ein – schließlich markierte Mario Zuenellis bereits in der 5. Minute erzielter Freistoßtreffer gegen Sturm nichts weniger als das 100. Tor in dem seit 1910 traditionellen Grazer Stadtderby.

Hatte dieser Spieltag für die Rotjacken damit auch fulminant begonnen, so schien er in der Folge dennoch auf eine Niederlage zuzusteuern. Die zwischenzeitliche 4:2 Führung Sturms wurde am Ende des Tages aber dank Mario Zuenelli doch noch egalisiert. Refik Muftic musste nach einem souverän verwandelten Elfer des GAK-Verteidigers den Ball aus den Maschen holen und Sturm somit das nicht mehr erwartete 4:4 akzeptieren. Dieser späte Ausgleichstreffer war zugleich der erste verwertete Strafstoß des roten „Linkshammers“ in der höchsten österreichischen Spielklasse, dem im nächsten Jahrzehnt weitere 17 verwandelte Penaltys im GAK-Dress folgen sollten – die beiden letzten donnerte Zuenelli übrigens dem ehemaligen Nationaltorhüter Hubert „Hubsi“ Baumgartner, der die Wiener Austria 1978 als „Elferkiller“ ins Finale des Cups der Cupsieger geführt hatte, am 7. Dezember 1985 beim 4:0 Erfolg über die Admira ins Netz.

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Jubiläumsderbytor bescherte ihm dieses einen weiteren Ehrentitel in der lokalen Fußballhistorie: Im Vorfeld der Cupbegegnung mit Sturm am 2. November 2023 wurde Mario Zuenelli von den Nutzer*innen des ORF in einer online-Umfrage zum „Derby-Kaiser von Graz“ gewählt – die rote Fangemeinde hat zurecht nicht vergessen, was sie und der Verein unserem Mario verdanken. Diese Auszeichnung fügte sich gleichsam folgerichtig an die 2002 erfolgte Berufung ins Jahrhundertteam der Rotjacken, in dem neben ihm mit Savo Ekmecic, Harry Gamauf und Sepp Stering drei weitere Helden aus der legendären Cupsiegermannschaft von 1981 verewigt sind. Und natürlich hatte Marios linker Fuß auch bei diesem historischen Cuptriumph entscheidenden Anteil, als er in der Verlängerung des Finales Alfred Riedl den Ball zum erlösenden 2:0 servierte.

Zuenelli gegen Austria Salzburg
„Willst du ein Tänzchen mit mir wagen?" Mario Zuenell beim Spiel GAK gegen Austria Salzburg am 24. August 1979 in Graz-Liebenau © Fischer/Sammlung GAK 1902

Mit dem Cupsieg 1981 stand Mario Zuenelli am Zenit seiner Fußballer- und GAK-Karriere, die er in der Saison 1973/74 mit drei Einsätzen in der damals noch Nationalliga betitelten Vorgängerversion der heutigen Bundesliga gestartet hatte. Nach dem Zwangsabstieg und dem unmittelbaren Wiederaufstieg in die „Erste Division“ 1974/75 zählte das herausragende Verteidigertalent mit der gewaltigen Schusskraft bereits als Anfang-Zwanziger zu den Stammspielern seines Klubs – und sollte das für insgesamt 343 Spiele bleiben, in denen er 72 Tore – 69 davon in der obersten Spielklasse – erzielte. Das subjektiv schönste davon durfte der Verfasser dieser Zeilen gegen die seinerzeitige Fußballgroßmacht Rapid bejubeln, als Marios Fallrückzieher die Maschen des Hütteldorfer Gehäuses und die Ränge im Liebenauer Stadion erzittern ließ. Und obwohl Fußball-Graz in diesen Jahren im Schatten der Wiener und Innsbrucker Dominanz stand, erregte Mario Zuenelli als einer der ganz wenigen aus der österreichischen Provinz das Interesse des österreichischen Teamchefs. Folgerichtig ließ ihn Karl Stotz 1980 in den Begegnungen mit Ungarn (4. Juni; 1:1) und Finnland (24. September; 2:0) im Nationalteam auflaufen, was Zuenellis Klasse und auch Marktwert eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Cupfinale Zuspiel Zuenelli
„Cupfinalrückspiel 1981: Mario Zuenelli im vollen Einsatz. Er wird in der 106. Minute das entscheidende Zuspiel für den Siegtreffer durch Alfred Riedl machen © Fischer/Sammlung GAK 1902

Ein im selben Jahr unterbreitetes, mit einer beachtlichen Ablösesumme verbundenes Angebot der Wiener Austria schlug der Grazer allerdings aus und blieb seinem Stammverein bis zum Ende seiner Karriere in der höchsten österreichischen Spielklasse treu. Auch die weiteren Stationen seiner Fußballerlaufbahn – beginnend mit Flavia Solva in der damals zweiten österreichischen Liga – zwischen 1986 und 2001 lagen allesamt in seiner steirischen Heimat und fanden schließlich ihren Schlusspunkt in Fernitz. Die Steiermark blieb auch in weiterer Folge der berufliche Mittelpunkt im Leben Mario Zuenellis. Wie einigen Klubkollegen und auch Spielern des Stadtrivalen bot der Dienst in der Steiermärkischen Landesregierung jener Spielergeneration, die sich noch aus Amateuren, Halb- und Vollprofis zusammensetzte, eine existenzsichernde Basis für das Leben nach dem Spitzensport.

Übrigens: Das eingangs gefeierte 100. Derbytor bescherte seinem Schützen einen Sportwagen als Prämie, den sein Gewinner jedoch nicht als Renommierkarosse nutzte. Vielmehr wurde das Fahrzeug  verkauft und der Erlös unter der Mannschaft aufgeteilt – echter GAK-Geist eben.

Alles Gute zum Siebziger, Zuz!

Johannes Gießauf

Fotos: GEPA, Fischer/Sammlung GAK 1902

Titelfoto: Das Geburtstagskind im Kreise seiner Kollegen der GAK-Jahrhundertmannschaft © GEPA

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902