GAK 1902 Aktuelles
News / Wolfgang Gruber / Freitag 06.10.2023

Rote Legenden aus Kärnten.

Unser südwestliches Nachbarbundesland war immer schon ein großes Reservoir für gute Kicker – einige dieser prägenden Spieler aus Kärnten wollen wir hier nochmals vor den Vorhang holen.

Beginnen wir wollen wir unseren Überblick mit Hannes Jank, der Nummer 4 der ewigen Erstligatorschützenliste der Rotjacken. Dabei spielte er zwischen 1958 und 1964 unter anderem mit Rekordtorschütze Willy Sgerm und dem späteren Rekordspieler Walter Koleznik in einer Mannschaft. Die Torquote ist trotzdem überragend: 66 Tore in 120 Pflichtspielen! Gleich bei seinem ersten Testspiel erzielte er beim 7:0 gegen Austria Graz gleich fünf (!) Tore. Beim 9:1 gegen Dornbirn 1961 steuerte Jank dann drei Tore bei, sein Sturmpartner Sgerm gleich vier. Spitzenwert sind 23 Saisontore in den 25 Spielen der Spielzeit 1960/61. Der, am 21. Juli 1936 geborene Villacher, vom VSV zum GAK gewechselt, stammt aus einer Sportlerfamilie und spielte auch Eishockey. Sein Bruder Erich verstarb 2022.

Hannes Jank stand im ersten ÖFB-Cupfinale der Vereinsgeschichte am 30. Mai 1962 (1:4 gegen Austria Wien) und spielte in der Folge auch im Pokal der Cupsieger gegen B 1909 Odense aus Dänemark. Beim ersten Antreten der Rotjacken (und damit eines steirischen Vereins) in einem offiziellen europäischen Wettbewerb schoss der Stürmer beim Hinspiel am 30. Oktober 1962 den späten 1:1-Ausgleich. Das Rückspiel vierzehn Tage später geht dann (ohne Jank) 3:5 verloren, obwohl der GAK schon 2:1 in Führung ist und auch vor der Pause noch durch Hermann Stessl zum 3:3 ausgleichen kann. Auf der Amerika-Tournee 1959, mit Spielen gegen Real Madrid, war er ebenfalls mit der von Partie und trifft u. a. beim 4:2 gegen das New Yorker Allstarteam. Nach einigen Einsätzen in der österreichischen B-Auswahl und dem Olympiateam gab der Stürmer schließlich am 13. Oktober 1963 im EM-Qualifikationsspiel gegen Irland im Dalymount Park in Dublin vor 40.000 Zuschauer sein Teamdebüt (es blieb aber letztlich sein einziges A-Ländermatch). Im Spiel, das 3:2 für die Gastgeber endete, gelang ihm kein Tor, dafür erzielte GAK-Teamkollege Walter Koleznik das 1:0.

Am 1. März 1964 wurde der Stürmer beim 0:0 in Kapfenberg (Kapitän Alfred Kölly verschoss einen Elfer) Opfer der verbotenen Aluminiumstollen seines Gegenspielers Kolar, die sein Schienbein „förmlich aufschlitzten“ und er in der 37. Minute ausscheiden musste.  Der GAK musste die Partie dann zu Zehnt fertig spielen. Damals noch mit im Team waren Erwin Ninaus (der Bruder von Herbert), Gerald Erkinger, Walter Koleznik, Bernhard Vukas und Helmut Hauser. Nach der Saison geht Jank in die Regionalliga zu Radenthein, obwohl sogar ein Wechsel ins Ausland möglich schien: Standard Lüttich, VfB Stuttgart und vor allem der HSV zeigten Interesse. Der Stürmer gehört zu den Spielern, die – in dem Fall mit einem Zwischenstopp in seinem Heimatbundesland – auch beim Lokalrivalen gespielt haben. Nach Ende seiner Karriere war er 1969/70 noch als Assistenztrainer beim GAK tätig. Er ist Träger des Goldenen Ehrenrings (1969) und Goldenen Klubabzeichens (1990) des GAK.

Kärntner Kleeblatt

Ende der 1960er/Anfang der 1970er-Jahre kommen dann mit Harald Rebernig, Gottfried Lamprecht, Werner Maier und Hermann Repitsch gleich vier Kärntner zum GAK, die im darauf folgenden Jahrzehnt am Feld – und im Falle von Repitsch auch auf der Trainerbank – zu Stammkräften zählen.

Werner Maier bei Spiel gegen Bayern
Werner Maier (in der Mitte, am Boden) beim Jubiläumsspiel 70 Jahre GAK gegen den FC Bayern München am 6. September 1972 im Bundesstadion Graz-Liebenau, rechts mit dem Rücken zum Bild Harald Rebernig (Nr. 6) © Fischer/Sammlung GAK 1902

Am 6. Oktober 1943 erblickte Harald Rebernig in seiner Kärntner Heimat die Welt und begann seine fußballerische Karriere beim Wolfsberger AC. Nebenher machte er noch als Leichtathlet (3. Platz bei den Kärntner Meisterschaften im Zehnkampf) und Feldhandballer (17 Mal Kärntner Auswahl) von sich reden. Nach Stationen in Radenthein und bei Austria Klagenfurt stieß der Mittelfeldspieler in der Saison 1969/70 zu den Rotjacken und spielte bis 1976 in der Körösistraße (Hermann Stessl hatte dann keinen Gebrauch mehr für ihn). „Harry“ kommt auf 148 Erstligaeinsätze und erzielte dabei 29 Tore. Zwischen 1969 und 1972 war er sogar durchgehend in der jeweiligen Startaufstellung der Rotjacken zu finden. Just beim Probetraining für das ÖFB-Team in Obertraun zog er sich eine Meniskusverletzung zu. Rebernig war sechs Jahre Trainer der U16, spielte bis zum Sommer 1989 noch 188 Mal in der roten Traditionsmannschaft GAK'61 und wurde 2002 von den GAK-Fans in das Jahrhundertteam gewählt.

Am Platz galt Rebernig als fairer Sportsmann vom Scheitel bis zur Sohle, nur ein einziges Mal in seiner Zeit in Graz wurde er ausgeschlossen (noch dazu bei einem Derby), in der darauf folgenden Verhandlung freigesprochen und sein Gegenspieler für drei Matches gesperrt. Von 16 Derbys verlor er übrigens nur zwei. Aufmerksam wurde die GAK-Führungsriege unter Franz Allitsch und Rudi Rabitsch (dem späteren GAK'61-Mitgründer) auf den beidfüßigen Mittelfeldspieler bei einem Testspiel von Radenthein gegen den GAK, das die Kärntner 5:1 gewannen und Rebernig dabei drei Tore schoss. Sein Sohn Wolfgang erhielt auch die Fußballgene des Vaters. Er war ebenfalls beim GAK, konnte sich im Profigeschäft aber nicht durchsetzen (4 Einsätze, 1984 – 86), wechselte später zu Flavia Solva sowie zu Gratkorn und ist heute als erfolgreicher Rechtsanwalt tätig.

Gottfried Lamprecht (* 8.10.1948 in Völkermarkt) verstärkte in knapp 11 Saisonen und 280 Partien die Defensive der Rotjacken, nachdem er sich in der Saison 1969/70 seine ersten Erstligasporen als Mittelfeldspieler bei Austria Klagenfurt verdiente (er wechselte dorthin noch als Landesliga-Torschützenkönig, also als Stürmer!).

Er machte nach dem Zwangsabstieg 1974 ebenso den Schritt mit in die 2. Liga und wurde wie Harald Rebernig mit dem Meistertitel und dem sofortigen Wiederaufstieg belohnt. Auch wenn er in den Finalspielen verletzungsbedingt nicht mehr im Einsatz war, so gehörte der Verteidiger in der erfolgreichen Saison 1980/81 zur Cupsieger-Mannschaft. Schon während seiner aktiven Karriere macht er die A-Trainerlizenz, war danach viele Jahre Jugendleiter bzw. -trainer beim GAK und gilt als „Erfinder“ von Ralph Hasenhüttl. Später trainierte er u. a. in Guggenbach, Gratkorn oder Blumau und war auch beim GAK'61 aktiv. Der passionierte Gärtner war (haupt-)beruflich Vertragsbedientester bei der Steiermärkischen Landesregierung.

Der nächste Kärntner – wenn auch in Stockerau geboren (sein Vater war aber echte Kärntner und die Familie übersiedelte auch bald wieder zurück) – bei den Rotjacken hatte seine aktive Karriere schon beendet, als ihn höchstwahrscheinlich der wichtigste Anruf seines Lebens erreichte: Hermann Repitsch war seit 1975 U21-Trainer des GAK als er ans Telefon geholt wurde: der GAK brauchte einen Interimstrainer. Hermann Stessl wurde im Frühjahr 1977 vor die Türe gesetzt, weil der Klassenerhalt gefährdet war. Repitsch übernahm, gewann sein Einstandsspiel gegen Salzburg 3:0 und sicherte am Ende der Saison die Ligazugehörigkeit. Er wurde aber seinerseits im Herbst desselben Jahres noch von seinem Landsmann Gerdi Springer ersetzt. Repitsch blieb dem GAK aber als Betreuer (u. a. als Co-Trainer, aber auch im Jugendbereich) und Spieler des GAK'61 weiter verbunden. Später war er noch als Eisschütze und im Seniorentennis sportlich erfolgreich, in seiner Jugend galt er auch als guter Schispringer.

Letztes Spiel in der 2. Liga 1975
Letztes Spiel in der 2. Liga 1975: Harald Rebernig (Mitte links) und Hermann Repitsch (rechts neben Torhüter Steigenberger) auf der „Bank“ in der Körösistraße – ganz links (mit Ball) ist Trainer Hermann Stessl zu sehen © Fischer/Sammlung GAK 1902

Repitsch, am 12. September 1942 geboren, kannte Springer da schon als Trainer von Austria Klagenfurt, bei der er seit 1952 seine Fußballschuhe zerriss. 1970 wechselte er dann zum GAK und spielte 101 Partien (15 Tore) für die Athletiker – aufgrund seiner filigranen Technik wurde er auch als „Fußball-Professor“ bezeichnet. Nach einem Schienbeinbruch wechselte der Landesbeamte die Seiten. Auch seine Söhne Markus und Hermann jun. spielten im GAK-Nachwuchs. Seine Frau Ilona arbeitete im damaligen Stadtbüro bei der Keplerbrücke.

Der Vierte im Bunde ist Werner Maier, der von 1969 bis 1982 in 345 Spielen, davon 324 im Oberhaus, für den GAK auflief. Er gehört damit zum exklusiven 300er-Klub für Oberhausspiele, dem neben ihm nur Erich Frisch und Mario Zuenelli sowie Rekordspieler Walter Koleznik angehören. Dass er nicht in den Kreis des Jahrhundertteams aufgenommen wurde, mag vielleicht an seiner Spielposition (Verteidiger) und der großen Auswahl hervorragender Spielerkollegen liegen – verdient hätte er sich auf jeden Fall! Bereits 1968 wurden mit einem Vorvertrag die Weichen für einen Transfer vom Wolfsberger AC, damals in der Regionaliga, gestellt. Nach dem Bundesheer folgte dann der Wechsel nach Graz.

Wie die anderen Kärntner Kollegen war der unermüdliche „Kämpfer“, der aber nach eigener Aussage nie Libero spielen durfte (Vorbild: Franz Beckenbauer), auch am Wiederaufstieg des GAK 1975 und auch am Cupsieg 1981 beteiligt – mehr noch: Er, der in seiner Grazer Zeit nur ganz wenige Tor schoss, „köpfelte“ die Rotjacken ins Halbfinale. Bei den Finalspielen war er, teilweise verletzungsbedingt, nicht im Einsatz (beim Hinspiel saß er auf der Bank). Im Jahr darauf wird er dann „Opfer“ der Verjüngungskur von Trainer Gustl Starek.

Ein ganz „besonderes“ Tor wird aber für immer in Erinnerung bleiben, nämlich das sehenswerte Eigentor von der Mittellinie über Savo Ekmecic hinweg gegen den LASK – beinahe zeitgleich mit dem Abpfiff … das daraus folgende 1:1-Unentschieden soll er lakonisch wie folgt kommentiert haben: „Was soll’s, kann passieren!“ Der Wolfsberger, mit Geburtsdatum 10. November 1949, kommt insgesamt auf sechs Nominierungen für ÖFB-Nachwuchsteams. Sein Debüt feierte er am 21. November 1971 gegen Italien in der EM-Qualifikation. In allen seinen fünf Spielen war der Verteidiger die komplette Spielzeit am Feld. Maier spielte nach Ende seiner aktiven Karriere auch viele Jahre in der GAK'61-Mannschaft.

Gemeinsam hatte dieses Klebeblatt auch den ersten UEFA-Cup-Auftritt des GAK im Jahr 1973 gegen Panahaiki Patras aus Griechenland. Alle vier Spieler standen in der Startaufstellung beider Spiele. Bis auf Repitsch, der wurde in der Pause des Rückspiels in Graz-Liebenau, spielten auch alle jeweils durch.

Weitere Kärntner Kicker standen in der Folge im Kader der Rotjacken, wie der flinke Flügelflitzer Johann Neuwirth 1969/70 (20 Spiele, 2 Tore – kam gemeinsam mit Rebernig), die Kirisits-Brüder Josef (1973 bis 1975, 1978/79) bzw. Helmut (1973 bis 1976, 1984/85) und Manfred „Waschi“ Mertl (1974 bis 1979). Robert Fendler ging im Sommer 1974 nach zwei Saisonen (46 Spiele, 11 Tore) wegen des Zwangsabstiegs zurück zu Austria Klagenfurt. Später waren es u. a. noch Josef Hrstic (1986/87, 1991 bis 1993), Arnold Freissegger (1987 bis 1989) oder Hansi Kogler (1989 bis 91).

Didi & Rolligoal

Abschließend noch ein Blick auf zwei Kärntner, die eine zentrale Rolle bei den größten Erfolgen des GAK im Fußball spielten, nämlich Dieter Ramusch und Roland Kollmann.

Dieter Ramusch vereinigt in seinen zehn Jahren Vereinszugehörigkeit den Höhepunkt der sportlichen Bilanz der Athletiker: Meister 2004, dreimaliger Cup- und zweimaliger Supercupsieger, zwei Mal Vizemeister sowie die großen internationalen Spiele jener Zeit. Der rechte Außenbahnspieler wurde am 31. Oktober 1969 in Traundorf bei Globasnitz geboren und erlernte das Fußballspielen in St. Michael bei Bleiburg. 1987 wechselte er nach Klagenfurt, spielte dann 1989 bis 1994 bei VSE St. Pölten und kam dann – nach einer Saison beim LASK – gemeinsam mit Herfried Sabitzer zu den gerade wieder in die Bundesliga aufgestiegenen Rot-Weißen.

Didi Ramusch und Roland Kollmann
Mitverantwortlich für die größten Erfolge in der Geschichte des GAK: die Kärntner Didi Ramusch und Roland Kollmann © GEPA

Bis zu seinem Karriereende 2005 lief er in 289 Spielen für den GAK auf und erzielte dabei 27 Tore – er gehört damit knapp nicht zum roten 300er-Klub an Erstligaeinsätzen. Insgesamt spielte „Didi“ aber 514 Mal in der Bundesliga (57 Tore) und ist damit (wie z. B. Rene Aufhauser oder Joachim Standfest) Teil des Bundesliga-Legendenklubs. Zehn Mal lief er für das ÖFB-Team auf, sieben Mal davon in seiner Grazer Zeit.

Ebenso wie Hannes Jank ist Roland Kollmann Villacher und auch die Statistik beider Stürmer beim GAK sieht recht ähnlich aus: erzielte Jank in 120 Spielen 66 Erstligatore, waren es bei „Rolligoal“ 40 Jahre später in 140 Einsätzen 63 Treffer. Mit Landsmann Gottfried Lamprecht hat er den 8. Oktober als Geburtstag gemeinsam, das Geburtsjahr ist aber 1976. Nach einem schwierigen Kurz-Gastspiel in der niederländischen Eredivisie bei Twente Enschede kehrte Kollmann 2002 nach Österreich zurück und wurde vom damaligen Sportmanager Günther Koschak zum GAK gelotst. Dort traf er bald wieder auf seinen ehemaligen Förderer Walter Schachner als Trainer. Wenige Jahre davor stiegen beide – da in Diensten des FC Kärnten – gemeinsam in die Bundesliga auf.

Und es wurde wieder eine Erfolgsgeschichte: 2004 das Double und (nach Ronald Brunmayr 2002) mit 27 Toren Schützenkönig der Bundesliga. Kollmann lief zudem in elf Spielen für die Nationalmannschaft auf und erzielte dabei vier Treffer. Nach dem Zwangsabstieg in die Regionalliga wechselte er wieder für eine Saison zum FC Kärnten, um dann zwischen 2008 und 2011 nochmals für Athletiker in der 3. Liga zu spielen. Die Torquote blieb weiterhin gut: 51 Tore in 80 Einsätzen – insgesamt also 220 Spiele und 114 Treffer für die Roten. Eine Rückkehr in den Profifußball gelang mit „Rolligoal“ aber leider nicht. Seine ersten (Co-)Trainersporen verdiente er sich um 2010 beim GAK, später ging er zur „Schulz Academy“ nach Florida.

Fotos: © GEPA, Fischer/Sammlung Wiener-Pucher/Sammlung GAK 1902, Fischer/Sammlung GAK 1902

Titelfoto: Hannes Jank (links) mit Stürmer-Kollegen Willy Sgerm (rechts) in einem Match gegen Kapfenberg und KSV-Verteidigerlegende Ernst Kolar (Mitte) in der Körösistraße © Fischer/Sammlung Wiener-Pucher/Sammlung GAK 1902

Anrissfoto: Rotes Kärntner Triumphirat: Hermann Repitsch, Harald Rebernig und Werner Maier (v. l. n. r.) © Sammlung GAK 1902

Fotos

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