In 17 Sportarten erzielte der GAK in seiner Geschichte bisher Meisterschaftserfolge, dazu zählen auch Fechten und Tischtennis – sogar eine Boxabteilung existierte kurzzeitig. Ein Blick auf Sportarten im Allroundsportklub, die oftmals „im Schatten“ standen und belegen, welche sportliche Breite der bedeutendste steirische Sportverein verkörperte.
Meist dreht(e) sich beim GAK alles um den Fußball, vielleicht noch um Tennis, den Schwimmsport oder die Leichtathletik. Aber auch in vielen anderen Sportarten war der Verein – mehr oder weniger – erfolgreich. Diese Sektionen standen zwar nicht so im Fokus der Öffentlichkeit, hatten aber auch ihre Berechtigung und sportliche Relevanz, vor allem in den Boomjahren der Zwischenkriegszeit.
Obwohl der österreichische Tischtennisverband erst 1930 ins Leben gerufen wurde (er entstand aus dem 1923 gegründeten Wiener Landesverband) gab es beim GAK schon in der Gründungszeit Ambitionen in diesem Sport – damals noch als Ping-Pong bezeichnet. Für den 16. November 1902 ist der Beginn des Tischtennis-Trainings in der Vereinschronik verzeichnet und am 24. März 1903 wird gemeldet, dass es für Vereinsmitglieder zwei Tischtennis-Tische im Cafe Joanneum in der Raubergasse 20 gibt. Im selben Jahr richtet der Verein bereits das erste Tischtennisturnier der Steiermark aus und 1906 ist die Teilnahme von GAK-Gründungsmitglied Julius Stanger bei den österreichischen Tischtennismeisterschaften (mit einem dritten Endrang) nachgewiesen.
Aber erst knapp 20 Jahre später scheint diese Sportart in geordnete Bahnen – sprich einer Sektion – geführt worden zu sein. 1926 wird in der Fußballsektion laut überlegt, eine „Ping-Pong-Sektion“ einzuführen, 1927 ist dann der Fußballer Fritz Sartory die treibende Kraft für die Umsetzung dieses Plans. Parallel dazu entstehen im ganzen Land weitere Tischtennisvereine. Auf Initiative des Akademischen Sportvereins, der Hakoah und des Grazer Tisch-Tennis-Klubs wird 1929 dann der steirische Verband gegründet, dessen Präsident 1933 dann Sartory wird.
Ab 1932 tritt der GAK in der steirischen Liga an und beschickt Meisterschaften und Turniere – mit zählbaren sportlichen Ergebnissen ab Mitte des Jahrzehnts durch Podestplätze bei den steirischen Meisterschaften und der Teilnahme an den österreichischen Titelkämpfen (u. a. 1937). Es gibt auch ein Frauenteam, das um 1934 und ab 1947 aktiv ist. Die Spiel- und Trainingsstätten waren unter anderem ein „geheizter Saal“ im Haus Glacisstraße 61A, der Singvereinssaal in der Burggasse oder Räumlichkeiten in der Bürgergasse 2. Am 29. Juli 1933 veranstaltet die Sektion das erste Grazer Freiluft-Tischtennisturnier im Margaretenbad. Ein besonderer Höhepunkt für das steirische Tischtennis war (mit GAK-Beteiligung) 1937 ein Vergleichskampf mit der ägyptischen Nationalmannschaft in Graz, die wegen der Weltmeisterschaften in Baden bei Wien in Österreich weilte.
Das erste Antreten der Tischtennis-Equipe nach Kriegsende ist am 17. November 1945 gegen den HC Graz dokumentiert. Ab 1946 spielt, der aus der Untersteiermark (Cilli/Celje) stammende Eduard Wretschitsch beim GAK und erringt mit der Mannschaft – nach dem Vizemeistertitel in diesem Jahr – in den beiden Folgejahren jeweils den steirischen Titel. Das Meisterschaftsfinale 1948 geht mit 9.4 gegen „Provinzmeister“ ASV Seegraben klar an die Rotjacken. Neben Wretschitsch, Bernath, der Nachwuchshoffnung Otto Walter ist auch Dr. Karl Pildner-Steinburg – Onkel der bekannten GAK-Eishockeyspieler Jochen und Jörg Pildner-Steinburg und schon seit den 1930er-Jahren der Sektion verbunden – Teil der erfolgreichen Mannschaft. In diesem Jahr gewinnt der GAK zudem den Einzel- und Doppeltitel sowie bei den Junioren. Im Mixed erringt der allgegenwärtige Edi Wretschitsch (der, wie später sein Sohn, beim GAK auch Tennis spielte) mit „Fräulein“ Haring noch die Silbermedaille.
Der führende steirische Tischtennisspieler jener Tage und in der Folge auch weitere Spieler wechseln dann aber zu anderen Vereinen, weil die Sektion in finanzielle Schwierigkeiten gerät und schließlich 1949 eingestellt wird. 1950 steigen Wretschitsch und Walter mit der Polizeisportvereinigung als steirischer Mannschaftsmeister in die Staatsliga auf. In den Jubiläumsjahren 1952 und 1972 gibt es nochmals die erfolglosen Versuche wieder eine Tischtennis-Sektion zu gründen, „um den Allroundcharakter des Klubs zu wahren“.
Das Haus Hauptplatz 16 in Graz verbirgt einen relativ unbekannten Teil der Grazer Sportgeschichte. Dort befand sich Anfang des 20. Jahrhunderts im 2. Stock die Fechtschule von Arturo Berti. Und dort befand sich die Trainingsstätte, der im November 1907 reaktivierten Fechtsektion des Klubs, die dann zunächst bis zum Anfang des Ersten Weltkriegs aktiv war. Fechtsport wird in Graz seit dem 17. Jahrhundert betrieben. Der GAK gründet am 12. August 1903 erstmals eine Fechtsektion – der Sport ist zu der Zeit sehr populär – und beginnt ein knappes Jahr später, am 27. Juli 1904, mit dem Training. Danach wird es aber sehr schnell wieder ruhig um den Sport beim Klub, bis Ende 1907 ...
Am 11. Jänner 1908 wird im Rahmen einer Fechtakademie, die unter dem „Protektorat des Grazer Athletiksport-Klubs“ und des Landeshauptmanns Graf Attems stand, ein erster sportlicher Schritt gesetzt.. Laut Allgemeiner Sport-Zeitung gab es stürmischen Beifall der Zuseher für die Darbietungen. Neben Preisträgern aus Wien und Brünn, gewinnt „cand. ing. Maresch (Graz)“ die große goldene Medaille des GAK. Bei dem Fechter dürfte es sich um Albert Maresch, einen Vereinsgründer, handeln, der als Fußballer unter anderem 1906 in der zweiten Mannschaft der Athletiker beim Grazer Herbstmessepokal den zweiten Platz errang.
Im Folgejahr veranstaltet der GAK ein Mittelschüler-Fechturnier an gleicher Stelle, welches 1910 wiederholt wird. Fechtmeister der Sektion ist zu der Zeit Emiro Tomazzoni und sportlich tat sich besonders der junge Karl von Manowarda hervor, der bereits im selben Jahr den dritten 3. Platz bei den österreichischen Fechtmeisterschaften im Florett und zwei Jahre später den Vizemeister bei den österreichisch-ungarischen Akademischen Meisterschaften erringt. Manowarda wird zu einer zentralen Persönlichkeit des Fechtens beim GAK, ist später im Verein auch an der Gründung einer kurzlebigen „Akademischen Abteilung“ beteiligt.
Im Herbst 1913 eröffnete der GAK dann eine „Winter-Fechtschule“ für Mittelschüler, bei der Florett und Säbel gelehrt wird. Trainiert wurde an jedem Dienstag, Donnerstag und Samstag in der Fechtschule Berti jeweils von 17 bis 20 Uhr.
Nach der kriegsbedingten Einstellung wird die Sektion um 1922 wieder reaktiviert und nimmt nach einer kurzen Unterbrechung 1924 auch wieder am Meisterschaftsbetrieb teil. Neben Manowarda ist in dieser Zeit Heinrich (von) Tenner als Trainer an der Entwicklung des Fechtsports im Klub federführend, später wird er Generalsekretär des Deutschen Fechterbundes. Der Kontakt zu seinem alten Verein reißt dabei aber nicht ab. Am 6. Mai 1925 gibt es eine Fechtakademie („Schaufechten mit Florett, Degen und Säbel“) vom Landesfechtclub und dem GAK im Rittersaal des Landhauses unter dem Ehrenschutz von Landeshauptmann Rintelen.
Ab 1924 trainieren die Sportler dann (gemeinsam mit dem Landesfechtclub) in den damaligen Räumlichkeiten der Landesoberrealschule in der Hamerlinggasse 3. Der alte Fechtsaal wird im Zweiten Weltkrieg zerstört. Mitte der 1930er-Jahre dient die Landesturnhalle als Übungsquartier. 1928 gibt es 42 (aktive) Mitglieder – seit 1927 auch Frauen – und es werden erstmals Vereinsmeisterschaften ausgetragen. 1930 gewinnt Major Albrecht den steirischen Titel im Degen, außerdem gibt es einige Erfolge bei akademischen Meisterschaften.
Am 4. April 1935 findet mit einem Klubkampf zwischen dem GAK und dem Landesfechtclub im Hotel Erzherzog Johann in der Sackstraße nach längerer Zeit wieder eine größere Veranstaltung statt. Neben Felix Cichocky, Ing. Webern nimmt von Seiten der Athletiker noch der ehemalige steirische Rekordsprinter Karl Glaser Teil. Der steirische Meister Cichocky erringt im Folgejahr bei den Staatsmeisterschaften den achten Platz im Degen. Der führende GAK-Fechter dieser Dekade vertritt Österreich in diesem Jahr auch bei der Universiade in Budapest und kommt nach dem Zweiten Weltkrieg sogar zu Teamehren. Allerdings gibt es da keine rote-weiße Fechtsektion mehr, wenngleich es nach 1945 Versuche zur abermaligen Reaktivierung gab. Ein Grund liegt sicher darin, dass es bereits um 1938 zu einer Aufspaltung der Abteilung kommt, einige Fechter zum Post SV wechseln.
Schon 1920 ist von einer Boxveranstaltung am GAK-Platz die Rede – Boxsport war in der Monarchie eigentlich verboten und erst mit der Gründung der Republik erlaubt worden – , die allerdings nicht vom GAK, sondern vom „AC Herkules Graz“, gegründet 1906, veranstaltet wurde. Gegner war der Wiener AC. Das Besondere: Bei den Grazern standen auch zwei GAK-Sportler in den Reihen der Faustkämpfer, nämlich Georg Vrbancic und Alfred Traninger. Vrbancic, Oberst des Bundesheeres, lebte einige Jahre in Graz und schloss sich dem GAK an und war für die Athletiker als Leichtathlet und Schwimmer um 1920 sehr erfolgreich. Alfred Traninger gehört – wie sein Bruder Emil – zu den wahren Allroundsportlern im Verein, der als Wasserspringer, Leichtathlet, Fußballer, Handballer und Eishockeyspieler sowie als Funktionär dem Verein verbunden war. Knapp 14 Jahre später gibt es dann die nächste große Freilicht-Boxveranstaltung in der Körösistraße. Schon am 12. November 1919 veranstaltete der GAK ein Saalsportfest, wo neben Leichtathletik, auch Ringwettkämpfe Bestandteil sind.
In der Folge wird immer wieder versucht, eine Boxabteilung im GAK ins Leben zu rufen. 1929 ist dann die Ankündigung in der Vereinszeitung zu lesen, wonach eine Sektion eingerichtet und kurz danach tatsächlich auch die eine oder andere Anmeldung dafür verzeichnet wird. Mit „Sportlehrer [Günther] Reichardt von der Hochschule für Leibesübungen in Berlin“ gibt es einen eigenen Boxtrainer und Sektionsleiter. Die „Übungsabende“ finden ab 11. Februar 1929, jeden Montag und Donnerstag, im Turnsaal des Keplergymnasiums statt. Allerdings fehlen zunächst Meldungen über sportliche Aktivitäten, das bleibt auch 1930 und 1931 so.
1932 teilt der Verein mit, dass die Sektion wieder „ihren Betrieb aufnimmt“ und gibt es Medienberichte, wonach der GAK dem österreichischen Amateurboxverband beigetreten sei. Trainer und Sektionsleiter ist nun ein Sportlehrer Peters. Kurz darauf wird auch von einigen Aktiven berichtet. Überhaupt scheint Anfang der 1930er-Jahre ein wahrer „Boxboom“ in Graz ausgebrochen zu sein, unter anderem wurde auch der bekannte Boxklub „BC Heros“ in dieser Zeit gegründet. Daneben bestanden noch weitere Vereine (Vorwärts, BC Gösting, Kastner & Öhler, Hakoah).
1933 werden dann (endlich!) Nägel mit Köpfen gemacht: Im März erfolgt tatsächlich die Verbandsanmeldung. Und am 4. Mai treten dann – wie die Presse ankündigt „erstmalig“– GAK-Boxer tatsächlich auch im Rahmen eines von „Heros“ veranstalteten Amateur-Boxabends, in den schon lange nicht mehr existierenden Annensälen, in Erscheinung. Die Halbschwergewichtsboxer Hübner und Godar kämpfen gegeneinander, wobei letzterer disqualifiziert wird. Im Leichtgewicht tritt Seid(e)l an, erleitet einen technischen Knockout, gibt aber laut der Kommentatoren der Tagespresse – bevor er in der letzten Runde „vollkommen ermattet“ – einen „flinken Gegner“ ab. 1934 war dann Klubobmann Franz Ircher selbst Leiter der Sektion, 1935 fungiert Erich Schediwy als Trainer, 1932 bis 1934 bzw. 1936 Übungsleiter bei Heros. Später gründete er ein bekanntes Grazer Schreibwarengeschäft und war „seit seiner Jugend“ bis zu seinem Tode 1973 dem Verein, u. a. auch als Sponsor, verbunden. Der Klub dankte es ihm mit der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens.
Zusammenfassend kann man sagen: einige Zeit hat der GAK eine eigene Boxsektion geführt, aber das Projekt war (sportlich) nicht durchschlagend. Was davon bleibt ist, dass auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg zum Teil bis zu 4.000 Zuschauer bei Boxveranstaltungen in die Körösistraße strömten …
Bereits in der Zwischenkriegszeit bot die Leichtathletiksektion in den Wintermonaten Saaltraining (u. a. in der Landesturnhalle) an. Mitte der 1930er-Jahre war Sportlehrer Otto L. Klein, die spätere Leichtathletik-Trainerikone, Übungsleiter und es konnten auch Gäste und GAK-Mitglieder aus anderen Sektionen teilnehmen. Zusätzlich wurde noch „Damengymnastik“ angeboten. Am 1. März 1957 erfolgt die offizielle Anmeldung beim steirischen Turnverband. Karl Helfrich, Sektionsleiter der Wasserspringer, selbst ursprünglich Turner, leitete fortan Turnabende. Bei der Hauptausschuss-Sitzung am 22. Oktober 1973 wurde – den Zeichen der Zeit entsprechend – die Gründung einer Fitness-Sektion beschlossen. In der Wielandschule fanden dann zunächst jeden Donnerstag um 18.30 Uhr unter der Leitung von Alfred Grengg Fitnessabende statt. Bis in den 1980er-Jahre trug das Briefpapier des Stammvereins den Hinweis auf diese Sektion. Es blieb aber in Summe eher bei einer Episode ...
Fotos: Fischer/Sammlung GAK 1902, Archiv GAK 1902, Steiermärkischer Landesfechtclub
Titelfoto: Der alte Fechtsaal des Landesfechtclubs in der Hamerlinggasse, in dem ab 1926 auch die Fechtsektion des GAK trainierte © Steiermärkischer Landesfechtclub