GAK 1902 Aktuelles
News / Wolfgang Gruber / Dienstag 15.03.2022

Hofrat Pletschinger, Mister GAK und einer, der immer da war

Was wäre ein Fußballklub ohne Funktionäre?

Die besten Spieler sind durch die Medien, heute mehr denn je, über einen langen Zeitraum bekannt. Sogenannte „Jahrhundertmannschaften“ zusammenzustellen, finde ich persönlich absurd. Weniger, weil man ja das Können von Sportlern verschiedener Generationen nicht vergleichen kann – darüber gibt es ja wohl keine zweite Meinung – sondern weil die Bewerter/Beurteiler immer nur aus einer gewissen Zeit kommen. Ähnlich verhält es sich auch mit den Funktionären, ob diese nun Präsident, Obmann, Sektionsleiter oder wie auch immer genannt werden.

Fast 50 Jahre Funktionärskarriere im Fußball

Der GAK feiert im Jahr 2022 sein 120jähriges Jubiläum. Ich wurde ersucht, über meinen Vater, Karl „Charly“ Fiedler einen Artikel zu verfassen. Als Sohn, der noch dazu selbst eine intensive GAK-Vergangenheit aufweist, fühlte ich mich zunächst befangen und wollte nur Material auftreiben, aber jetzt bin ich mitten drinnen ...

Mein Vater war ein „stiller Choleriker“; d. h. er redete grundsätzlich nicht sehr viel, schon gar nicht zu Hause und er drängte sich nie in den Vordergrund. Wenn es ihm zu viel wurde, explodierte er aber durchaus. GAK war für ihn das Wichtigste und das wussten wir alle, daher hielten wir uns auch danach – siehe Familienleben nach einer Niederlage. Wir waren aber auch fast überall mit dabei, am Sportplatz, bei Feiern, bei Auswärtsfahrten usw., das heißt einige wichtige Ereignisse sind mir sehr wohl in Erinnerung.

Der Spitzname Charly war so stark verbreitet, dass er auch auf seinen Sohn, nämlich mich, überging (nur beim GAK). Die Stimmung im Haushalt war, wie erwähnt, sehr stark vom jeweiligen Ausgang eines Meisterschaftsspieles des GAK abhängig. Aber auch das Wetter am jeweiligen Spieltag war für die Stimmung sehr wichtig, da Schlechtwetter weniger Zuseher bedeutete. In den 1950er Jahren kamen etliche Wiener Fußballer zum GAK (damals war natürlich nicht von Profis die Rede), aber die waren alle froh, dass sie über den Klub eine Arbeit bekamen. Ich erinnere mich z. B. an Kandler, Amreich, Czihak, Sigmund. Auch daran, dass einer der Auswärtigen meist am Sonntag zum Mittagessen zu uns kam (wenn kein Spiel war). Dieser ging dann nach dem Essen mit mir in den Hof „Einschießen“. Ansonsten war Sonntag Fußball, bei GAK-Spielen war ich hinter dem Tor Ballbub, daher aus nächster Nähe dabei! Ein bleibendes Erlebnis, auch wenn ca. 70 Jahre her: Als wir (bei welcher Gelegenheit auch immer) Sonntagvormittag auf den Kahlenberg fuhren, blieb der Bus stehen und man sagte mir, ich solle aussteigen, weil mein großes Idol mir die Hand schütteln wolle. So war es dann auch – es war Walter Zeman!

sportlicher erfolg
Der wohl bedeutendste sportliche Erfolg des Funktionärs Karl Fiedler (stehend, ganz rechts) war der Aufstieg in die Staatsliga A 1951 – Konrad Reinthaler ist da gerade Geschäftsführender Obmann des Gesamtvereins © Archiv Günter Fiedler

Ich möchte hier den von meinem Vater anlässlich der Veröffentlichung des von ihm verfassten Buches „50 Jahre Steirischer Fußballverband“ persönlich verfassten Lebenslauf wiedergeben, der sich – neben dem einen oder anderen Zeitungsausschnitt – im Anhang befindet. Wie man daraus ersehen kann, war „Charly“ als Aktiver, was damals aber wahrscheinlich nichts Außergewöhnliches war, nur beim GAK tätig, allerdings wandte er sich schon in frühen Jahren der Funktionärslaufbahn zu – daher stammt wohl auch die Bezeichnung „Mister GAK“ – und der erfolgreichere Fußballer [aber auch Leichtathlet, Anm.] war eigentlich sein Bruder Josef (Onkel Peppo).

Mein Onkel war der „Wohlhabende“ in der Familie. Direktor der Gebietskrankenkasse, Stadtrat der Gemeinde Graz, Ehrenbürger der Stadt Graz (Ehrengrab in St. Peter). Als mein Firmpate lud er mich einmal nach Wien zu einem Länderspiel ein.

Erfolgreicher Sportler und Langzeitfunktionär

Am 1. April 1977 stirbt Hofrat Dr. Konrad Reinthaler völlig unerwartet. Der GAK steht im 75. Jahr seines Bestehens und hat gerade seine größte Krise überstanden. Der langjährige Obmann des Gesamtvereins geht in dessen Geschichte als derjenige ein, der für seinen geliebten Verein – nach der Pleite des Generalsponsors ATS-Bank – im wahrsten Sinn des Wortes „betteln“ gegangen ist. Auch auf seinem letzten Gang wollte er Geldmittel für den Klub auftreiben. Aber nicht nur als Funktionär, sondern auch als Sportler hat der Verstorbene in mehr als 50 Jahren Vereinszugehörigkeit Spuren hinterlassen.

Casimira („Mira“) Samohod, geboren am 20. Juli 1875 in Mali Losinj (Dalmatien, heute Kroatien), wohnhaft in der Sackstraße 28, bringt den kleinen Konrad Michael Casimir Heraclius am 11. März 1906 als uneheliches Kind zur Welt. Der Vater heißt Konrad Reinthaler, Hausbesitzerssohn aus Köflach (*12.3.1877) und arbeitet als Buchhalter bei der Südbahnrestauration (am heutigen Hauptbahnhof) in Graz. Über die Kindheit gibt es keinerlei Zeugnisse und auch der Zeitpunkt des Vereinseintritts liegt im Dunkeln. 1923 taucht der Name Samohod erstmals im Zusammenhang mit dem GAK auf. Bei der Jahreshauptversammlung im Dezember wird laut einer Zeitungsmeldung ein „cand. phil. Samohod“ als Mitglied in den Hauptausschuss (= Vereinsvorstand) gewählt. Der junge Sportler scheint also nicht nur am Platz von Anfang an sehr aktiv gewesen zu sein – das verbindet ihn auch mit „Charly“ Fiedler.

Im selben Jahr heiraten die Eltern und legitimieren damit das gemeinsame Kind. Die Ehe wird allerdings 1934 geschieden. Der Vater stirbt 1941, die Mutter 1962. Warum Reinthaler noch bis Ende 1924 mit dem Mutternamen geführt wird, ist nicht mehr nachvollziehbar. 1928 folgt dann schon seine Promotion und 1937 heiratet er die Beamtin Friederike Wabisch (1912 – 2007).

1924 wird der junge Stürmer in einer Aufstellung der Reserve erwähnt und wenig später auch als Torschütze geführt. In den kommenden Jahren wird er auf und neben dem Platz zu einer der wichtigen Figuren im Vereinsleben. Allerdings ist der spätere Klubobmann 1927 wegen eines „bedauernswerten Zwischenfalls“, wie es heißt, drei (!) Tage vom Klub ausgetreten. Es wird ihm auch nachgesagt, dass er eines der größten Talente des steirischen Fußballs, Max Lamoth – der beim GAK groß geworden ist – vom Klub vertrieben hätte. Der Stürmer wurde dann bei unserem Stadtrivalen zur Legende, spielte aber nach dem Krieg noch einmal kurz für seinen Jugendverein.

Neben den sechs steirischen Meisterschaften zwischen 1926 und 1931, führt er als Kapitän auch jene Mannschaft an, die 1929 den ersten österreichischen Amateurstaatsmeistertitel nach Graz holt. Bei den großen Gastspielreisen dieser Zeit ist Reinthaler auch dabei – beispielsweise 1926 auf den Balkan oder 1930 nach Afrika. 1927 gewinnt er – mit den Vereinskollegen Franz Nemschak (im Tor), Otmar Keckstein und Fritz Sartory als der Teil der österreichischen Equipe – den 2. Platz bei den Hochschulweltmeisterschaften in Rom. Zu Amateurteam-Ehren kam er allerdings nie, dafür wurde er oftmals in die steirische Auswahl berufen.

Nebenher ist der Student zeitweise noch Klubsekretär, Jugendleiter und übernimmt – nach dem relativ frühen Ende seiner aktiven Fußballer-Karriere – ab 1934 auch das Amt des Handballsektionsleiters, dürfte aber auch selbst gespielt haben. In dieser Funktion äußert sich Reinthaler in einem Leserbrief aus dem Jahr 1936 (siehe Anhang). Die Handballer haben sich – nach einer Zwangspause – von den Leichtathleten selbständig gemacht und dominieren mittlerweile den Sport in der Steiermark. In dieser Zeit ist er auch steirischer Fußballverbandskapitän und scheint sich politisch als „Vaterländischer“ etablieren zu haben. Das führt dann offenbar im Zusammenhang mit dem so genannten „Anschluss“ 1938 zur Entfernung aus seinen Ämtern, auch im Klub.

vater und sohn fiedler
Vater und Sohn Fiedler auf einem Bild vereint – die Fußballmannschaft des Milchhof Graz im alten Liebenauer Stadion © Archiv Günter Fiedler

1939 wird Reinthaler jedenfalls mit 33 Jahren (!) aus – wie es beschönigend heißt – „Dienstesrücksichten" in den Ruhestand versetzt, auch im Verein scheint er keine wesentliche Rolle mehr gespielt zu haben. Er unterrichtete von 1934 bis 1938 im Overseegymnasium Italienisch. Nach 1945 war Dr. Reinthalter zunächst im Stadt- bzw. Landesschulrat tätig, hielt zahlreiche Vorträge und hat bei Entnazifizierungsverfahren, den Schuldienst betreffend, mitgearbeitet. Später wurde er dann Direktor der Handelsakademie in der Grazbachgasse. Am 1. Jänner 1972 geht er als Hofrat in den Ruhestand.

In den Jahren des Wiederaufbaues nach dem zweiten Weltkrieg ist Dr. Reinthaler an der Neugründung des Steirischen Fußballverbandes beteiligt und übernimmt dann ab 1949 zunächst für einige Jahre erstmals die Gesamtverantwortung beim GAK. In diese Zeit fallen unter anderem die 50-Jahr-Feier, der Durchmarsch der Fußballer von der Landesliga bis in die Staatsliga A sowie der Neuaufbau der Leichtathletik- und die Reaktivierung der Schwimmsektion. Im Jubeljahr 1952 kauft der GAK-Dachverband ASVÖ dann die Grundstücke in der Körösistraße und überlässt sie dem Verein zu einer akzeptablen Pacht. Nach dem frühen Tod von Klubobmann Viktor Patzenhauer steht der charismatische Funktionär – wegen seiner Hüte vereinsintern gerne als „Hofrat Pletschinger“ bezeichnet – dann ab 1960 bis zu seinem Tode abermals an der Spitze des gesamten Vereins; bis 1966 ist er gleichzeitig auch Obmann der Fußballsektion.

Tiefschläge und die Konsequenzen

Die Spezialisierung und Professionalisierung im Sport schreitet immer weiter voran. Als Mitglied des „unpolitischen“ ASVÖ sind die finanziellen und infrastrukturellen Möglichkeiten gegenüber den „politischen“ Konkurrenten Union und ASKÖ beschränkt. Fußball und Tennis dominieren den Verein. Beide Sektionen haben auch seit jeher eigene Rechnungskreise. Die anderen, kleineren Sektionen hängen am Tropf der beiden größeren. Die Reaktivierung der Klubzeitung „GAK-Mitteilungen“ ab 1960 soll durch Inserate zusätzliches Geld in den Verein spülen, auch gibt es mit dem Uhrenhersteller „Marvin“ 1969 den ersten Sponsorvertrag. Dennoch schlittert der Klub immer wieder in die roten Zahlen. In dieser Zeit wird auch die alte hölzerne Osttribüne durch einen Neubau ersetzt – ein finanzieller Kraftakt!

1970 zeigt der Allroundsportklub GAK noch einmal seine gesamte Stärke und Breite. Alle Mannschaftssportarten (Fußball, Eishockey, Tennis Damen und Herren, Wasserball, Basketball Herren) spielen jeweils in der höchsten österreichischen Liga. Im Tennis, Wasserball und Wasserspringen gibt es Staatsmeistertitel. 1974 folgt der Zwangsabstieg der Fußballer wegen der Einführung der 10er-Liga mit der triumphalen Wiederkehr im Oberhaus eine Saison später.

Schon länger ist klar, dass eine Veränderung der Vereinsstruktur notwendig ist, damit einerseits die kleineren Sektionen eine Überlebenschance haben und andererseits sich wirtschaftliche Probleme bei einer Sportart nicht auf die anderen Abteilungen übertragen. Bei der Hauptversammlung am 3. April 1975 wird deshalb eine Statutenänderung beschlossen. Konsequenz ist, dass sich die Sektionen als Zweigvereine selbständig machen können. Alle – damals noch fünf – aktiven sportlichen Abteilungen entschieden sich (früher oder später) für diese Option.

Damit scheint die Zukunft des Allroundsportklubs GAK gesichert zu sein – doch dann kommt es zur unheilvollen Verbindung mit dem Direktor der Grazer ATS-Bank. Horst Melcher, der schon als

Sponsor der Fußballjugend fungiert, wird auch Obmann der Fußballsektion. Der Verein schließt mit seiner Bank einen Vertrag als Generalsponsor für den gesamten Verein ab. Plötzlich ist Geld für Profibetrieb da, ein Stadtbüro wird eingerichtet …

konrad reinthaler und karl fiedler
Zwei unserer Protagonisten auf einem Bild vereint: Konrad Reinthaler von links sitzend und Karl Fiedler rechts vorne hockend (beide jeweils weißes Leibchen) beim Pokalturnier in Gleisdorf im August 1924 © Archiv Günter Fiedler

Reinthalers große Leistung ist natürlich die Rettung des gesamten Klubs im Zuge der Bank-Pleite – schon im März 1976 war mit Körting TV ein neuer Generalsponsor gefunden. Auf der anderen Seite wurden in seiner zweiten Amtszeit als Klubobmann zahlreiche Sektionen eingestellt (Leichtathletik, Handball, Schwimmen/Wasserball und 1976 noch Eishockey) und – rückblickend gesehen – war die Klubleitung nicht in allen Fällen weitblickend genug. Reinthaler und zu viele seiner Kollegen waren noch im „Sportsgeist“ der Gründungs- und Zwischenkriegszeit verhaftet. Die Ausgliederung der einzelnen Sektionen aus dem Stammverein war letztlich eine unausweichliche Maßnahme, um zumindest den verbliebenen Sportarten ein Überleben bzw. eine Weiterentwicklung zu ermöglichen.

Das Grab von Hofrat Reinthaler befindet sich am St.-Peter-Stadtfriedhof. Ihm wurde die Ehrenmitgliedschaft des GAK verliehen und er war Ehrenobmann der Fußballsektion.

Nach der Ära Reinthaler

Der direkte Nachfolger Reinthalers beim GAK-Fußball ist Heribert Kasper. Kaspers erster Kontakt mit den Athletikern ist das Finalrückspiel um die österreichische Amateurstaatsmeisterschaft 1933, wo er, eigenen Angaben zu Folge, als Ballbub in der Körösistraße fungierte.

1952 folgt dann der offizielle Eintritt des Autohändlers und Kammerfunktionärs in den Verein, bald übernahm er in der Fußballsektion wichtige Funktionen. 1970 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen des Vereins. 1973/74 war er Teil des Direktoriums unter Karl Naimer in Folge des Rücktritts des langjährigen, 1980 verstorbenen Sektionsobmanns und späteren Ehrenpräsidenten Fritz Allitsch. 1976 holte ihn Hofrat Reinthaler, der neben der Leitung des Gesamtvereins auch wieder der Fußballsektion vorstand, in den ab 1977 selbständigen Zweigverein zurück. Bis 1980 war Kasper dann dessen (erster) Präsident, Geschäftsführender Obmann Anton Kürschner (bis 1987) und der jahrzehntelange Jugendleiter Alfred Kleissner Technischer Direktor (im Sommer 1981 bei einem tragischen Unfall verstorben).

1980 wurde Kasper dann Ehrenpräsident des GAK-Fußball, nachdem Oskar Beer die Präsidentschaft übernahm. Auch für den Gesamtverein war er weiterhin tätig, unter anderem als 2. Präsident hinter Landeshauptmann Friedrich Niederl und später Alfred Grengg. Gerade – aber nicht nur – in der Zeit der Sanierung und des Ausbaus des Stadions in der Körösistraße war der Leibnitzer, wie sein Vorbild Reinthaler, unermüdlich mit der Beschaffung von Geldmitteln beschäftigt. Und wie Reinthaler erhielt er auch für seine Leistungen den Goldenen Ehrenring des Klubs, den er immer mit Stolz getragen hat. 1977 wurde der Funktionär Ehrenmitglied des GAK – ein Faksimile des Ernennungsschreibens befindet sich im Anhang

Heribert Kasper jun., stolzer Sohn und heute als „Mister Ferrari“ bekannt, beschreibt die Beziehung seines Vaters zum GAK so: „Es war Hobby, Leidenschaft, Stolz, es war sein ALLES!“ Weiters berichtet er, dass sein Papa als Ritual vor jedem Spiel als erster Funktionär schon Stunden vorher im Stadion war und jeden – vom Platzwart mit Frau angefangen – begrüßt hätte. Kurz vor Spielbeginn sei er in Liebenau immer auf die Laufbahn gegangen und die Zuschauer hätten ihm dann genauso applaudiert wie den Spielern: „Da bekomme ich heute noch eine Gänsehaut“. Er sei bei Spielern und Anhängern gleichermaßen beliebt gewesen und durfte beispielsweise bei den Auswärtsspielen auch im Spielerbus mitfahren. Auch die Funktionäre anderer Vereine hätten ihn überaus geschätzt.

Eine spezielle Geschichte ist Herrn Kasper jun. besonders in Erinnerung: wieder einmal war der GAK in Zahlungsschwierigkeiten und die gerichtliche Exekution lief schon (der Platzwart rief deswegen ganz aufgeregt an). Innerhalb von wenigen Stunden beschafften Reinthaler und Kasper die notwendigen Geldmittel. „Mein Vater hat dabei auch das Rad von Hofrat Reinthaler durch die Herrengasse geschoben“, schmunzelt er.

Auch die Derbyrivalität mit Sturms Präsident Gady – bekanntlich auch südsteirischer Autohändler – ist ihm noch gut in Erinnerung, wie auch die Mittagessen mit den Trainern Gerdi Springer oder Vaclav Halama und wichtigen Spieler (v. a. den jugoslawischen Legionären) im heimischen Leibnitz. Nicht nur einmal stand ein Auto im Mittelpunkt: Mario Zuenelli war der erste Spieler, der einen Sportwagen zur Verfügung gestellt bekommen hat. Auch das Interesse für den Motorsport war entsprechend, wie das Foto mit Jacky Ickx im Anhang beweist. Sein Vater sei aber nicht nur Sponsor gewesen, sondern hätte auch privat viel Geld („an der Mama vorbei“) in den Verein gesteckt. Die ATS-Pleite hätte ihn auch schwer getroffen. Als ihm dann seine roten Funktionärskollegen aus der finanziellen Misere helfen wollten, sei er ganz gerührt gewesen von der Hilfsbereitschaft innerhalb der „GAK-Familie“, erinnert sich sein Sohn.

Lukas Strohmayer, roter „Außenminister“, spricht von einem „rot-weissen Urgestein, leidenschaftlich wie ein Vulkan, wenn es um seine Buam ging!“ Dazu bringt er eine Anekdote vom UEFA-Cupspiel gegen Klaksvik (Färöer Inseln) 1999: „Beim offiziellen Essen gab es gekochte Papageientaucher (Puffins). Abgesehen von dem gekochten schwarz-braunen Fleisch war das für mich als Mitglied des World Wildlife Fund eine Herausforderung! Die Kronen Zeitung berichtete darüber. Heriberts Kommentar dazu: 'Ich versteh' Euch nicht, ich hab' die Henn' gefressen ...!'“

Bis zuletzt hielt Heribert Kasper sen. „seinem“ GAK die Treue, erlebte 2004 das Double und die Eröffnung des Trainingszentrums in Weinzödl. Den Absturz des geliebten Vereins in die Drittklassigkeit hat „Heri“ 2007 nicht mehr bewusst miterlebt, das (vorläufige) Ende auch nicht mehr – ebenso wie die Wiedererstehung und den Durchmarsch in der Folge ... Er verstarb im September 2010 und ist am Friedhof seiner Heimatstadt begraben. Bei der Generalversammlung am 25. Oktober 2010 gab es deshalb auch Gedenkminute für den jahrzehntelang tätigen und beliebten Funktionär. Am 23. Juli 2022 wäre Heribert Kasper 100 Jahre alt geworden. Er wird als einer in Erinnerung bleiben, der immer für seinen geliebten Verein da war …

Dr. Günter Fiedler
Michael Rath
Wolfgang Gruber

Dr. Günter Fiedler begann 1952 in der GAK-Fußballjugend und stand später auch im Kader der Kampfmannschaft, spielte in den 1980er-Jahren auch für die Traditionsmannschaft GAK'61. 1977/78 Co-Trainer der Kampfmannschaft, 1985 Trainer U16, danach fünf Jahre Jugendleiter und Geschäftsführer des Bundesnachwuchszentrums. Wir danken ihm für den Beitrag über seinen Vater und auch für seine weitere Hilfe!

Ein herzliches Dankeschön auch an Heribert Kasper jun. für die Überlassung seiner gesammelten Erinnerungen und Erinnungsstücke an seinen Vater

Fotos © Archiv Günter Fiedler, Archiv Heribert Kasper jun., Fischer/Sammlung GAK 1902, Archiv StFV, GEPA, ANNO/ÖNB – die Verwendung von „Amanda Klachl“ mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung © Kleine Zeitung – Anrissfoto: HR Dr. Konrad Reinthaler, Titelfoto: Karl Fiedler und Heribert Kasper

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