Unser GAK feiert dieses Jahr sein 120-Jahre-Jubiläum. Im Zuge dessen, wollen wir nicht nur unsere Jungs feiern, sondern auch den Mädels ordentlich Gehör verschaffen. In einer dreiteiligen Artikel-Serie wird auf die weibliche Rolle im Verein näher eingegangen. Hier die ersten beiden Folgen:
Obwohl Frauen bis ins 20. Jahrhundert nicht gestattet war zu sporteln, gibt es einzelne weibliche Vereinsmitglieder. Eine besonders große Rolle spielte dabei die Grazer Familie Rollett.
Zunächst mal was Geschichtliches: Im 19. Jahrhundert waren Frauen und Sport eine undenkbare Kombination. Ärzte waren der Meinung, dass zu viel Bewegung die weiblichen Fortpflanzungsorgane schädigen würde, da sportliche Aktivitäten Lageverschiebungen der Gebärmutter hervorrufen könnten. Frauen, die Sport betrieben, wurden als unästhetisch wahrgenommen und Turnen war nur unter gesundheitlichen Aspekten in langen Röcken bekleidet gestattet, denn durch Haushaltsaktivitäten bekämen Frauen ausreichend Bewegung. Profisport war reine Männersache, so fanden z.B. die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit (1896, Athen) ohne Frauen statt. Erst an der Schwelle zum 20. Jahrhundert konnten sich Frauen der Oberschicht in einzelnen Sportarten durchsetzen und spielten Tennis sowie Hockey und betrieben Turn-, Fecht- und Wassersport. Bei unserem GAK war das nicht viel anders: Der Verein wurde von Männern gegründet. So wie es die Geschichte zeigt, gibt es allerdings einzelne sportliche Ereignisse von Frauen zu verzeichnen.
Priska Rollett wurde am 21. August 1878 in Graz geboren und entstammte der bekannten Grazer Familie Rollett. Ihr Vater, Alexander Rollett, studierte an der Universität Wien Medizin. Der Psychologe übernahm im Jahre 1863 die erste Professur für Physiologie und Histologie an der Medizinischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität. Zwischen 1872 und 1903 war Alexander Rollett vier Mal Rektor der Grazer Universität. Priska Rollett wohnte am Geidorfplatz 1 und ging einer Beschäftigung als Obersteuerinspektor im Grazer Finanzamt nach. Im Februar 1903 meldete sich Priska Rollett beim Verein als „außerordentliches Mitglied“ an und war somit das erste weibliche Mitglied des GAK. Wenige Wochen später wurde Olga Weber vom Verein aufgenommen. Im Jahr 1945 floh Priska Rollett zu ihrem Bruder nach Salzburg, wo sie an Typhus erkrankte und am 13. November 1945 an den Folgen der Erkrankung verstarb.
Auch Priskas Schwester, Octavia, betätigte sich emanzipatorisch. Octavia Rollett war als erste Ärztin im Allgemeinen Krankenhaus in Graz tätig und bekam eine Stelle als Sekundarärztin im Anna-Kinderspital. 1907 eröffnete Octavia als erste Frau in Graz ihre eigene Arztpraxis in der Humboldtstraße. Octavia war neben medizinische Tätigkeiten ebenso sportbegeistert. Gemeinsam mit ihrem Bruder Humbert wurde Octavia 1903 vom „Radbund 1. Bezirk Graz“ des Steirischen Radfahrer-Gauverbandes aufgenommen.
Nach längerer Zeit wurde Wassersport unter Frauen immer beliebter – auch beim GAK lassen sich einige Erfolge verzeichnen. Außerdem gab es rote Olympia-Teilnehmerinnen.
Wassersport etablierte sich als weiblicher Sport. Den ersten internationalen Erfolg im Schwimmsport verzeichnete mit Eva Zsak 1908 in Abbazia eine Frau. So kann im Grazer
Volksblatt vom 10. September 1908 nachgelesen werden: „Die Ehre des Grazer Athletik-Sportklub musste eine Dame retten. Fräulein Eva Zsak, die Schwester des bekannten gleichnamigen Sportmannes, errang mit einem überlegenen Siege den ersten Preis im Damenschwimmen“. Evas Schwägerin Olga Weber ist zu jener Zeit erfolgreiche Wintersportlerin.
Auch in den kommenden Jahrzehnten blieb der Wassersport eine wichtige Domäne der Frauen. Eine weitere weibliche Persönlichkeit ist Ludovica Sölkner. Ludovica wurde am 8. Dezember 1905 in Graz geboren und war die Tochter des Hausmeisters Josef August und der Hausfrau Theresia. 1923 erhielt Ludovica den Österreichischen Meistertitel im Wasserspringen. Danach folgten einige Landesmeistertitel. Den Höhepunkt ihrer Karriere stellten die Olympischen Spiele 1924 dar: Ludovica war die erste Steirerin, die an dem internationalen Wettkampf teilnahm. Auch danach war Ludovica zwischen 1928 und 1931 international aktiv. Am 28. September 1983 verstarb Ludovica in einem Pflegeheim in Kalsdorf.
In der Nachkriegszeit folgte eine der wichtigsten Vertreterinnen des Wassersports: Ursula „Uschi“ Seitz. Uschi spezialisierte sich in der Disziplin Rückenschwimmen. Sie gewann acht österreichische Staatsmeistertitel und neun Hallenmeisterschaften. Auch Uschi nahm, neben den Europameisterschaften 1962 und 1966, 1964 an den Olympischen Spielen teil. Sie gilt bis heute, neben der Leichtathletin Ludmila Dunst, als die erfolgreichste weibliche Athletin des GAK.
Im Wasserspringen folgten nach dem 2. Weltkrieg drei talentierte weibliche Athletinnen. Inge Pristolitsch holte 1958 die Staatsmeisterschaft für den GAK. In der ersten Hälfte der 1970er-Jahre folgten ihr die „Golden Girls“ Bettina Bundschuh, Bärbel Neubauer und Silvia Titze. Bärbel Neubauer und Silvia Titze wurden 2011 im Zuge des 100-Jahre-Jubiläums des Vereins GAK Wasserspringen von der damaligen Landtagsabgeordneten Alexia Getzinger geehrt. In den letzten Jahren konnten durch Petra Schuster und Regina Diensthuber Staatsmeistertitel im Wasserspringen nach Hause gebracht werden. Aktuell gibt es mit Cara Albiez wieder eine EM-Teilnehmerin.
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