In unserer letzten Artikelreihe aus dem Frauenschwerpunkt konntet ihr mehr über die historische und aktuelle Rolle der Frauen im Stammverein des GAK erfahren. Nun wurden zwei Frauen zum Gespräch gebeten: Uschi Seitz, eine ehemalige Schwimmerin des GAK, und Jasmin Pistotnik, Trainerin des GAK-1902-Frauenteams. Beide Sportlerinnen erzählen über ihren persönlichen Werdegang, was der GAK damit zu tun hat und über professionellen Frauensport. So gesehen spannend, da Uschi Seitz und Jasmin Pistotnik zu unterschiedlichen Zeiten beim GAK aktiv waren.
Erzähl mir bitte etwas über Deine Laufbahn.
Uschi Seitz: Im Jahre 1958 habe ich mit dem Schwimmen begonnen. 1960, mit 12 Jahren, bin ich im Schwimmsport das erste Mal österreichische Meisterin geworden. Danach bin ich überraschend für die Olympischen Spiele in Rom nominiert worden, allerdings durfte ich nicht mitschwimmen, da man erst mit 16 Jahren an den Spielen teilnehmen durfte. Das war für mich ausschlaggebend, am Schwimmsport dranzubleiben und tatsächlich, mit 16 Jahren schwamm ich bei den Olympischen Spielen in Tokio mit. Um das zu erreichen, habe ich mich dazu entschlossen, vor der Schule in der Früh im ATG-Bad zu trainieren. Direkt nach der Schule erledigte ich meine Hausaufgaben, um vom frühen Nachmittag bis 22.00 Uhr im Hallenbad Liebenau (Anm.: HIB Liebenau) wieder trainieren zu können. Wenn man etwas zu 100 Prozent erreichen will, dann schafft man das und ist nur gut aufgelegt.
Jasmin Pistotnik: Bereits mit sechs Jahren begann ich beim SAK Klagenfurt mit dem Fußballspielen. Mit 15 Jahren wechselte ich zum Frauenfußballverein SVG Bleiburg, weitere Stationen meiner Karriere in Kärnten waren der ASV St. Margarethen und der SV Feldkirchen. Im Jahr 2014 zog es mich nach Graz zu den LUV Graz Damen, wo ich bis zu meinem Karriereende als aktive Fußballspielerin im Jahr 2022 als Kapitänin kickte. Bereits während meiner Laufbahn als Spielerin begann ich mit meiner Trainerausbildung – 2015 absolvierte ich das D-Diplom und war als Co-Trainerin beim SV Thal tätig. Seit 2022 befinde ich mich in der UEFA-A-Diplom-Ausbildung.
Inwiefern steht Deine Laufbahn mit dem GAK in Zusammenhang?
Uschi Seitz: In Graz war der GAK der große Schwimmverein, außerdem habe ich mit meinem Vater gerne Fußball geschaut – wir waren jeden Sonntag beim GAK. Mein Onkel (Anm.: Hans Seitz) war schon österreichischer Meister im Schwimmen und er ist mit Johnny Weissmüller (Anm.: US-Amerikanischer Schwimmer, Olympia-Sieger und erster Tarzan-Darsteller) beim GAK geschwommen. In diesem Sinne war es für mich selbstverständlich, dass der GAK der einzige gute, für mich in Frage kommende Schwimmverein ist, bei dem man professionell arbeiten kann. Der GAK hat es mir ermöglicht, an den Olympischen Spielen in Tokio, an internationalen Turnieren, Europa- und an Weltmeisterschaften teilzunehmen – ich wurde die erfolgreichste Schwimmerin des GAK. So gesehen war ich mit dem Schwimmen weltweit unterwegs. Hätte es den GAK nicht gegeben, wäre das nicht passiert. Aber nicht nur der GAK, sondern auch Hofrat Dr. Konrad Reinthaler, Direktor der BHAK/BHAS Grazbachgasse und Obmann des Schwimmvereins hatte für meine Leidenschaft Verständnis und erlaubte mir, Schularbeiten nachzuholen.
Jasmin Pistotnik: Zum GAK 1902 bin ich durch einen Freund gekommen, der mich 2016 als Co-Trainerin zu seinem Team geholt hat. Ich habe mich auf Anhieb dort wohlgefühlt. Im Jahr 2017 wurde ich Cheftrainerin in diversen Nachwuchs- und Jugendteams des GAK 1902. Mit der Saison 2020/21 begann eine neue Ära für den GAK 1902: der eigene Mädchennachwuchs wurde zum GAK 1902 Frauenteam.
Wie siehst du den GAK heute im Schwimmen/Fußball vertreten?
Uschi Seitz: Ich sehe ihn nicht vertreten, leider, ja. Zumindest hört man medial nicht viel vom GAK-Schwimmteam. Auch im Fernsehen ist das Angebot hinsichtlich des Schwimmsports abgesehen von der Olympiade sehr klein.
Jasmin Pistotnik: Der Verein steht zu 100 Prozent hinter der Mädchen- und Frauenabteilung. Mit unseren Nachwuchsmädchenteams sind wir einzigartig in der Steiermark aufgestellt. Es werden hier keine Unterschiede zwischen den Burschen und den Mädels gemacht. Das verschafft uns einen Riesenvorteil in unserer täglichen Arbeit mit den Mädels.
Wie siehst du Frauen im (Schwimm-)Sport/Fußball vertreten?
Uschi Seitz: Sport ist in meinen Augen schneller, weiter und höher und diesbezüglich werden Männer immer weiter vorne sein. Beim „Männersport“ gibt es mehr Zuschauer weshalb er mehr gesponsort wird. Sponsoren und Zuschauerzahlen ergänzen sich. Das sehe ich eindeutig. Im Leben sehe ich die Frau komplett gleichberechtigt. Beruflich gesehen können Frauen alles, was Männer auch können – da gibt es meiner Meinung nach keine Unterschiede. Nichtsdestotrotz ist Sport für Frauen wichtig und öffnet neue Wege, man kann die ganze Welt sehen und ist unterwegs. Heutzutage gibt es für Mädchen und Jungen wunderbare Sportzentren in ganz Österreich. Mein 16-jähriger Enkel trainiert im Leistungszentrum in Salzburg und kann das mit seiner schulischen Laufbahn gut kombinieren.
Jasmin Pistrotnik: Wenn man sich die Österreichische Frauenbundesliga ansieht, gibt es aktuell eine Trainerin. Unser Trainerteam besteht zu 75% aus Frauen, die selbst jahrelang in der höchsten Liga bzw. im Ausland gespielt haben. Wir wissen auf was es ankommt, und können uns auch sehr gut in gewisse Thematiken der Mädels hineinversetzen, da haben wir sicher einen Vorteil gegenüber unseren männlichen Trainer-Kollegen.
Wie könnte Frauensport für die Masse attraktiver gestaltet werden?
Uschi Seitz: In meinen Augen wird Frauensport nie so attraktiv sein wie Männersport und das finde ich auch wirklich in Ordnung. Wichtig wären gleiche Löhne, Prämien und Sponsoring wie im Männersport, das wird es aber so bald nicht geben, denn dort wo mehr Zuschauer sind, fließt das Geld eher hin. Um Sport für Frauen attraktiver zu gestalten, wäre es wichtig, wenn Mädchen bereits in jungen Jahren Sport und Schule vereinen könnten und bereits früh in der Welt unterwegs sein könnten. Das ist natürlich ein unglaublicher Push für das Selbstvertrauen.
Jasmin Pistotnik: Grundsätzlich sollte man aufhören den Frauenfußball mit dem Männerfußball zu vergleichen. Fakt ist, der Frauenfußball ist um ein Drittel langsamer als der Männerfußball aber trotzdem ansehnlich. Die Mädels haben eine sehr gute Technik. Alle Zweifler sollten einmal über ihren Schatten springen und sich einfach eine Partie ansehen.
Fotos: © Fischer/Sammlung GAK 1902, GAK 1902
Titelfoto: Die erfolgreichste Einzelsportlerin des GAK, die Schwimmerin Uschi Seitz im Kreise iher männlichen Klubkollegen vor einer Flugreise in Graz-Thalerhof © Fischer/Sammlung GAK 1902
Anrissfoto: Jasmin Pistotnik, Cheftrainerin und Sektionsleiterin der erfolgreichen GAK-Fußballfrauen © GAK 1902
Teil 1 und 2: https://www.grazerak.at/aktuelles/geschichte-gegenwart-frauen-beim-gak
Teil 3: https://www.grazerak.at/aktuelles/der-frauenboom-im-sport