GAK 1902 Aktuelles
News / Wolfgang Gruber / Mittwoch 15.05.2024

„Ein Traum in Rot“

102 Jahre alt musste der GAK werden, um erstmals österreichischer Fußballmeister zu werden. 2004 wird sportlich zum bisher bedeutendsten Jahr in der Klubgeschichte.

Bis dahin war die sportliche Bilanz mit 11 österreichweiten Trophäen schon sehenswert, darunter befinden sich unter anderem als Meilensteine der erste nationale Titel eines steirischen Vereins mit der Amateurstaatsmeisterschaft 1929 sowie der Cupsieg 1981 als erstem heimischen Erfolg im Profibereich. Weiters sind die Rotjacken die ersten Vertreter der grünen Mark im Europa- und UEFA-Cup (1962 bzw. 1973). Mit dem Wiederaufstieg 1995 etablierte sich der GAK sofort in der Liga, war ab 1998 (bis auf 2000) im Spitzenfeld und spielte seit 1996 faktisch durchgehend international.

Was noch fehlte – und dem Stadtrivalen schon einige Jahre vorher gelang – war die österreichische Profimeisterschaft. Dieser rote Traum sollte 2004 endlich in Erfüllung gehen. In einem Jahr, das als bisher bedeutendstes in die Klubgeschichte eingehen wird. Zur Meisterschaft kommt noch der vierte Cupsieg (und damit auch erstmals das „Double“). Am 24. August wird dann noch an der Londoner Anfield Road österreichische Fußballgeschichte geschrieben und im Oktober das neue Trainingszentrum in Weinzödl eröffnet.

Walter Schachner, die erste

Walter „Schoko“ Schachner lernt beim heimatlichen ESV St. Michael das Fußballspielen und wechselt im Sommer 1975 als 18jähriger – zunächst noch leihweise – zum DSV Alpine nach Leoben. Er gehört sofort zu den Stammkräften des damaligen Zweitligisten (65 Tore in 76 Spielen) und schafft von dort auch direkt den Sprung in das Österreichische Nationalteam (A-Team-Debüt am 8. Dezember 1976 in Malta) – damit spielt erstmals seit zwei Jahrzehnten wieder ein Zweitligafußballer für Österreich! Insgesamt gelingen Schachner in 64 Spielen 23 Treffer, außerdem nimmt er an zwei Weltmeisterschaften (1978, 1982) teil.

Walter Schachner im GAK Dress
Walter Schachner im Dress des GAK im Frühjahr 1990, hier beim Spiel gegen VÖEST Linz in der Körösistraße © Fischer/Sammlung GAK 1902

1978 wechselt der Stürmer für drei Saisonen zu Austria Wien und überzeugt auch in der Bundesliga mit einer hohen Torquote (101 Einsätze, 72 Treffer). In Folge zeigen italienische Vereine Interesse und so geht Schachner 1981 für sieben Jahre in die Serie A, zunächst zum AC Cesena und nach zwei Saisonen zu Torino Calcio, dem sicher prominentesten Verein aus dem Quartett. Nach einem Kurz-Gastspiel beim SC Pisa folgt zwischen 1986 und 1988 noch der US Avellino, mit dem er am Ende in die 2. Liga absteigt.

Nach seiner Rückkehr nach Österreich war Walter Schachner unter anderem noch bei Sturm, VSE St. Pölten, FC Tirol Innsbruck und dem DSV (zum Teil mehrfach) engagiert. Im Frühjahr 1990 kreuzten sich auch erstmals die Wege mit dem GAK: der Stürmer soll den GAK vor dem Abstieg in die 2. Liga retten. In acht Spielen gelingen aber nur 2 Tore. Die Rotjacken steigen ab. 1998 erfolgt nach dem endgültigen Karriereende sein Einstieg ins Trainergeschäft.

Den FC Zeltweg führt Schachner von der Landes- in die Regionalliga und verdient sich dann österreichweit beim FC Kärnten seine ersten Sporen: Bundesligaaufstieg, ÖFB- und Super-Cupsieg! Daraufhin holt ihn sein einstiger Klub, die Austria Wien, für die Saison 2002/03 in den Trainersessel. Trotz Tabellenführung wird „Schoko“ aber von Christoph Daum abgelöst.

Der GAK steht parallel dazu – nach dem Cupsieg gegen Sturm und dem 3. Meisterschaftsplatz in der (Jubiläums-)Vorsaison – plötzlich in einer sportlich sehr schwierigen Situation. Der Holländer Thijs Libregts hat die Mannschaft 2001 von Werner Gregoritsch übernommen und steht nun selbst vor dem Aus. Nachdem zum wiederholte Male Christian Keglevits als Interimscoach fungiert, übernimmt der, von Austria-Wien-Präsident Frank Stronach geschasste Walter Schachner den Tabellen-Vorletzten und beginnt am 19. Oktober 2002 mit einem 2:0-Heimsieg gegen den FC Kärnten mit einer sensationellen Aufholjagd. Am Saisonende wird der GAK erstmals in seiner Vereinsgeschichte Vizemeister sein!

Kader der Saison 2003/04

Im Sommer 2003 verlassen mit Ales Ceh und Jürgen Hartmann zwei langjährige Mannschaftsstützen den Verein. Ronald Brunmayr und Boban Dmitrovic gehen zum Stadtrivalen. Für Ceh, der 10 Jahre (mit 230 Erstliga- und 72 Zweitligaeinsätzen als einer der längstdienenden Legionäre) das rote Trikot trug, gibt es ein großes Abschiedsspiel in der Körösistraße. Der früh verstorbene Hannes Weninger wird – als Nachfolger von Günther Koschak – neuer Sportmanager. Und so sieht der Kader für die Saison 2003/04 (mit sechs Neuzugängen, darunter Emanuel Pogatetz und Matthias Dollinger) aus:

Torhüter: Franz Almer, Andreas Schranz, Heinz Lienhart

Verteidiger: Emanuel Pogatetz, Mario Majstorovic, Mario Tokic, Anton Ehmann, Gregor Pötscher, Joachim Standfest

Mittelfeld: Enrico Kulovits (bis zu Winterpause), Matthias Dollinger, Dieter Ramusch, David Sencar, Rene Aufhauser, Gernot Sick, Martin Amerhauser, Skelley Adu Tutu (bis zur Winterpause), Samir Muratovic (ab der Winterpause)

Angriff: Michael Goossens, Mario Bazina, Benedict Akwuegbu (bis zur Winterpause), Ilco Naumoski, Roland Kollmann, Libor Sionko, Dominic Hassler (beide ab der Winterpause)

erweiterter Kader (Amateure): Jürgen Rindler (Torhüter), Thomas Lechner, Daniel Pirker, Michael Liendl

Trainerteam: Walter Schachner, Günther Gorenzl, Klaus Schmidt, Peter Zajicek, Marian Kueschnig (Masseur)

Mannschaftsfoto GAK
Der GAK, österreichischer Fußballmeister und Cupsieger 2004 © GEPA

Spielfilm der Meistersaison

Walter Schachner bringt die Situation des GAK im Kampf um die österreichische Meisterschaft als klarer Außenseiter so auf den Punkt: „Wir können, wir wollen, aber wir müssen nicht Meister werden.“ Und so beginnen eigentlich erst nach und nach immer mehr GAK-Fans daran zu glauben, dass das, worauf sie seit Jahren oder sogar Jahrzehnten gewartet hatten, tatsächlich Wirklichkeit werden könnte. Der Spielfilm zum ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte:

Nach den beiden Auftaktsiegen (einem magerer 1:0 gegen Mödling in Liebenau vor 7.500 Zuschauern bzw. einem 2:1 in Pasching) pendeln sich die Rotjacken auf dem 3. Tabellenrang ein. Sieg (u. a. ein 5:1 gegen den FC Kärnten und 2:0 gegen Rapid) und Niederlage (beispielsweise 1:4 in Bregenz und eine Niederlage im 1. Derby) wechseln sich danach ab. Nach zwei Unentschieden in Runde 11 und 12 gegen die Admira bzw. Pasching folgt der tabellarische „Sturz“ auf den 4. Platz. Trotz vier Siegen in den vier nächsten Partien bleibt der GAK dann weiter Dritter. Auch das erste Heimderby der Saison am 23. November 2003, einem späten 1:0 vor 15.000 in Liebenau, ändert daran nichts. Roland Kollmann steht zu diesem Zeitpunkt bereits bei 17 Saisontoren (in 18 Spielen) und liegt mit fünf Treffern Vorsprung auf Sigurd Rushfeldt (Austria Wien) an der Spitze der Schützenliste. Vereinsintern folgen zu diesem Zeitpunkt Ilco Naumosk und Mario Tokic mit jeweils 3 Toren mit Respektsabstand. Im 2. Meisterschaftsdurchgang des Herbstes blieb der GAK ohne Niederlage. Andi Schranz und Mario Tokic waren in allen Spielen durchgehend im Einsatz.

Der zweite Teil der Meisterschaft beginnt am 30. November mit einer abermaligen Niederlage in Bregenz (0:1). Das Jahr 2003 beschließen die Rotjacken nach einem 4:1 gegen dem FC Kärnten am – 3. Platz! Winterkönig ist Austria Wien mit 41 Punkten, der GAK hat 4 Zähler Rückstand. Die Jahrestabelle 2003 zeigt die Roten aber vor den Veilchen an der Spitze. In der Wintertransferzeit stoßen Libor Skionko und Samir Muratovic zur Mannschaft. Bei Sionko ist es eine „Übergangslösung“, weil der Vertrag des tschechischen Teamspielers bei Sparta Prag im Sommer 2004 sowieso ausgelaufen wäre. Da Sionko nicht verlängern wollte, drohte ihm sein Verein, ihn fortan nicht mehr einzusetzen, so wechselte er nach Graz. Ab Sommer 2004 wird er dann für zwei Saisonen bei Austria Wien anheuern.

Im Frühjahr wechseln zunächst Siege und Unentschieden ab. In der 23. Runde nehmen die Rotjacken nach einem 2:1 bei Austria Salzburg das erste Mal in der Saison die Spitze der Tabelle ein. Nach einem 1:1 im zweiten Heimderby in der Runde darauf geht es wieder auf Platz 2 zurück. In den Runden 26 bis 28 folgen wieder drei Siege, unter anderem zerlegen die Roten am 3. April 2004 Rapid Wien auf eigenem Platz mit 4:0 – ausnahmsweise ohne Kollmann-Tor. „Roligoal“ hat seit der 24. Runde nicht mehr getroffen, führt trotzdem mit 22 Toren die Torschützenliste noch immer an. Ab diesem Zeitpunkt liegt der GAK punktegleich (aber mit schlechterer Tordifferenz) hinter Austria Wien am 2. Tabellenplatz.

Einem 1:0 gegen Bregenz (trotz Ausschluss von Muratovic) folgt ein 0:0-Unentschieden in Klagenfurt (abermals mit einer roten Karte, diesmal für Toni Ehmann) sowie wieder ein 1:0-Heimsieg (Mattersburg). Der 25. April 2004 bringt die erste Vorentscheidung: in der 32. Runde treffen die beiden Spitzenteams im Horr-Stadion in Wien aufeinander. Und der GAK zeigt hier abermals im richtigen Moment, dass mit ihm in dieser Saison zu rechnen ist. Wie gegen Rapid weisen die Rotjacken den bisherigen Tabellenführer mit einem klaren 3:1 in die Schranken. Nachdem Mario Bazina in der 32. Minuten den Führungstreffer erzielt hat, folgt nach der Pause Roland Kollmann mit seinem 23. Saisontor (57.) und Rene Aufhauser (80.). Rushfeldt sorgt am Ende nur mehr für eine Ergebniskorrektur.

Gegen Salzburg (Heim) und Sturm (Auswärts) gibt es danach klare Siege (jeweils mit einem Tor von Kollmann) und eine Festigung der Spitzenposition mit drei Punkten Vorsprung auf die Veilchen. Damit ist die Türe zum ersten Profimeistertitel in der Vereinsgeschichte ganz weit aufgestoßen.

Pasching

Samstag, 15. Mai 2004, 15:30 Uhr, Stadion Graz-Liebenau, die 35. Runde der Bundesligasaison 2003/04. Der GAK empfängt den überraschenden Tabellen-Dritten aus Pasching.

Trainer Walter Schachner schickt an diesem Tag folgende Mannschaft auf das Feld:

Franz Almer; Gegor Pötscher, Anton Ehmann, Mario Tokic, Emanuel Pogatetz; Joachim Standfest, Gernot Sick, Rene Aufhauser, Martin Amerhauser; Mario Bazina, Roland Kollmann

Kollmann beim Elfer gegen Pasching
Am 15. Mai spielt der GAK in Graz gegen Pasching: Roland Kollmann verwandelt einen frühen Handelfmeter zur 1:0-Führung. Am Ende dieses Spiels sind die Rotjacken erstmals österreichischer Fußballmeister © GEPA

Verfolger Austria Wien muss parallel nach Mattersburg (mit Ex-GAK-Spieler und -Trainer Werner Gregoritsch an der Seitenlinie). Kaum ist die Partie in Graz angepfiffen, macht bereits die Nachricht des ersten Tores für die Burgenländer die Runde. Nach einem frühen Wechsel von Goossens für Sick (13.) pfeift Schiedsrichter Konrad Plautz in der 22. Minute einen Handelfmeter für den Gastgeber, den Roland Kollmann verwandelt. Da steht es in Mattersburg bereits 2:1 für die Hausherren! Die Stimmung im Liebenauer Oval kocht jetzt richtig hoch. Die knappe Führung, mit einer Vielzahl vergebener Chancen durch den GAK, hält dann bis zur 70. Minute, in der Bozo Kovacevic den Ausgleich für Pasching erzielt. Mattersburg führt in der Zwischenzeit aber schon 3:1 – eine Vorentscheidung! Danach kommen noch Sionko und Ramusch (für Standfest und Bazina) ins Spiel, ein Sieg gelingt an diesem Tag nicht. Trotzdem ist der GAK Meister, weil die Austria am Ende 1:4 untergeht. Danach ist der Jubel der Mannschaft und der 15.000 Fans grenzenlos …

Südstadt

Fünf Tage später ist im abschließenden Spiel der Saison das Ergebnis zweitrangig, auch wenn sich Roland Kollmann mit seinem 27. Tor (zum 1:2-Ehrentreffer) zusätzlich zum Schützenkönig krönt. 9.000 GAK-Anhänger fluten die Südstadt und feiern nach Spielschluss den Titel. Als der Meisterteller von Bundesligapräsident Frank Stronach an Kapitän Toni Ehmann übergeben wird, sind Begeisterung und Freude unbeschreiblich.

Wie im 2. Durchgang waren die Rotjacken im 3. und 4. ebenfalls Punktebester. Auch bei der Heim-, Rückrunden- und Frühjahrstabelle steht der GAK an der Spitze. Mario Tokic ist in dieser Saison der Spieler mit den meisten Meisterschaftseinsätzen (3.150 Minuten, nur ein Saisonspiel wegen Gelbsperre verpasst), gefolgt von Andreas Schranz (mit 33 Einsätzen bis zu seiner Verletzung) und Emanuel Pogatetz. Nach Kollmann sind Mario Bazina (7 Tore), Rene Aufhauser (5 Treffer) sowie Tokic (4) die besten rot-weißen Torschützen.

Meisterfeier

Einen Tag später sind knapp 10.000 GAK-Fans auf den Grazer Hauptplatz gekommen und feiern Mannschaft, Betreuer und Verantwortliche, die am Rathaus-Balkon erscheinen. Nach dem obligatorischen Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Graz geht es im Autokorso durch die Sack- und Körösistraße auf den GAK-Platz, wo auf einer Bühne und in einem großen Festzelt die Meisterfeier fortgesetzt wird. Es wird der letzte große Auftritt der altehrwürdigen Spielstätte sein. Nach der Eröffnung des Trainingszentrums in Weinzödl wird das dann funktionslose Stadion 2005 abgerissen.

Rote Meisterfeier am Hauptplatz
Die rote Meisterfeier auf einem übervollen Grazer Hauptplatz © GEPA

Cupsieg und Supercupfinale

Die Geschichte der Saison 2003/04 ist aber noch nicht zu Ende erzählt – das i-Tüpferl gibt es wenige Tage später, nämlich am 23. Mai in Wals-Siezenheim. Nach Siegen über Wacker Tirol, Rapid und der SV Ried stehen die Rotjacken zum sechsten Mal im Endspiel des ÖFB-Cups und werden an diesem Tag zum vierten Mal Sieger dieses Wettbewerbs werden.

Das Spiel selbst ist an Dramatik kaum zu überbieten. Der Rekordtitelträger aus Wien legt durch Radoslav Gilewicz in der 28. Minute vor, mit dem Pausenpfiff kann Mario Bazina noch ausgleichen. Und in dieser Tonart geht es auch in der 2. Halbzeit weiter: die Austria geht wieder in Führung und Roland Kollmann gelingt der kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit der Ausgleich, kurz davor flog Mario Tokic mit einer Gelb-Roten vom Platz. In der darauf folgenden Verlängerung geht wieder die Austria in Führung (Gilewicz, 99.). Rene Aufhauser spitzelt in der 106. Minute den Ball nach einer Kollmann-Ecke zum 3:3-Ausgleich für den dezimierten GAK ins Tor.

Am Ende muss ein Elfmeterschießen entscheiden. Hier darf der GAK vorlegen – alle rote Spieler treffen (Muratovic, Standfest, Pogatetz, Kollmann), ebenso können die Austrianer jedes Mal bis zum 4:4 ausgleichen. Nikola Milinkovic netzt dann zum 5:4 ein. Aber Franz Almer, der aufgrund einer schweren Verletzung erst wieder zu Saisonschluss im Kasten steht, kann den Schuss von Jean Dundee abwehren – der GAK ist damit Cupsieger!

Zwischen 1986 und 2004 wurde, üblicherweise als Auftakt zur neuen Spielzeit, ein Supercup zwischen dem Meister und Cupsieger ausgetragen. In der bisher letzten Austragung dieses Wettbewerbs am 9. Juli 2004 stand dem GAK (als Double-Gewinner und 2fachem Supercupsieger) Cupfinalist und Vizemeister Austria Wien in Graz-Liebenau gegenüber. Das Spiel selbst wurde – obwohl der GAK das Spielgeschehen dominiert hat – wie das Pokalfinale wieder im Elfmeterschießen entschieden, diesmal aber mit dem besseren Ende für die Wiener (1:1 n. V., 2:4 i. E.)

Clip Cupfinale 2004

Europacup

Auch, wenn der richtig große Europacup-Coup erst zu Beginn der neuen Spielzeit folgen sollte – wie der Meistertitel bzw. das Double etwas für das österreichische Fußballgeschichtsbuch – gab es in der Saison 2003/04 großartige internationale Momente der Rotjacken. In der Championsleague-Qualifikation reichte es gegen Ajax Amsterdam, dem hohen Favoriten in diesem Duell der 3. und letzten Qualirunde, schon in Graz zu einem beachtlichen 1:1-Unentschieden. Der GAK zeigte dann im Rückspiel vor 45.000 Zuschauern in der Amsterdam Arena abermals eine hervorragende Leistung und musste sich erst nach einem umstrittenen Handelfmeter in der 104. Spielminute geschlagen geben (Silver Goal). GAK-Kapiän Ehmann wurde deshalb, so wie in der 96. Minute schon Gregor Pötscher, mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. In der ersten Halbzeit gingen die Hausherren in Führung, ehe Roland Kollmann noch vor der Pause zum Ausgleich traf und die Rotjacken sich in Folge weitere Chancen auf einen Treffer erspielten. Trainer Walter Schachner hat diese Niederlage später einmal als seine bitterste seiner Karriere bezeichnet ...

In der vorhergegangenen Zweitrunden-Quali-Duell gegen den SK Tirana gingen Rot-Weißen mit einem deutlichen Gesamtscore von 7:2 als Sieger vom Platz. In der darauf folgenden ersten UEFA-Cup-Runde war dann aber schon – wegen der Auswärtstorregel (nach einem 0:0 in Oslo endet das Rückspiel in Graz 1:1) – gegen den Valerenga IF frühzeitig Schluss.

Walter Schachner, die zweite

Auch in der Saison 2004/05 blieb das Team unter dem Meistertrainer erfolgreich, verpasste die Titelverteidigung nur um einen Punkt (und einer schlechteren Tordifferenz) gegenüber Rapid Wien. Die Austria wurde mit einem weiteren Punkt Rückstand Dritter. Auch im Cup scheiterte die Mannschaft erst im Halbfinale gegen die Hütteldorfer. Im Europacup stößt man erstmals die Gruppenphase des UEFA-Pokals vor und scheitert im Sechzehntelfinale am FC Middlesbrough. Absoluter Höhepunkt war davor aber sicher das 1:0 in Liverpool in der Championsleague-Qualifikation.

Verständlicherweise wird das Interesse am erfolgreichen Coach immer größer und seine vertraglich vereinbarte Ausstiegsklausel führt immer wieder zu Spekulationen. Als Schachner dann noch selbst bestätigt, ins Ausland wechseln zu wollen, zieht GAK-Präsident Sükar Anfang 2006 die Notbremse und beurlaubt den erfolgreichen Cheftrainer der Rotjacken. Wenige Tage später heuert Walter Schachner beim TSV 1860 München in der 2. Deutschen Bundesliga an, mit dem er zu Saisonschluss nur äußerst knapp dem Abstieg entrinnt. Im Frühjahr 2007 wird er dann entlassen, geht zum neuen SK Austria Klagenfurt und wird dort aber bereits zum Jahresende freigestellt. Weitere Trainerstationen sind danach Admira Mödling (2008 – 2010) und der LASK, mit dem Schachner aus der Bundesliga absteigt und an der Rückkehr scheitert.

Seine erfolgreichste Station im österreichischen Fußballoberhaus war aber die Zeit beim GAK mit der Krönung, dem Double 2004!

Fotos: © Fischer/Sammlung GAK 1902, GEPA

ANHANG: ORF-Bericht Meisterfeier

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