GAK 1902 Aktuelles
News / Wolfgang Gruber / Dienstag 16.07.2024

Fußball ist für alle

Die – noch! – kurze Geschichte des Frauenfußballs beim GAK.

Schon im Jahr nach der Vereinsgründung 1902 war die erste Frau beim GAK sportlich aktiv. Bis zum Einsetzen der bürgerlichen Sportbewegung nach dem 1. Weltkrieg blieb das – bis auf Tennis und Schwimmsport – noch punktuell. Danach gab es in fast allen Sektionen weibliche Mitglieder, Ausnahmen waren einige Disziplinen wie Eishockey, Skispringen, Wasserball oder Boxen. Neben Leichtathletik, Schwimmsport und Tennis waren Athletikerinnen im Feldhandball und Basketball österreichische Spitze. 1924 stellt der Klub mit Ludovica Sölkner die erste steirische Olympionikin.

Österreich zählte ursprünglich auch zu den Vorreitern des Frauenfußballs. Bereits 1923 gab es in Wien eine erste Initiative, die allerdings bald verebbte. 1935 wurde schließlich ein eigener Verband gegründet und eine Meisterschaft mit Teams aus dem Wiener Raum ausgerichtet. Die Nationalsozialisten machten dem aber 1938 ein schnelles Ende. Nach 1945 änderte sich an der Situation nichts, sie wurde 1957 sogar durch das Verbot von Frauenabteilungen seitens des ÖFB noch zusätzlich verschärft. Ende der 1960er-Jahre kam es dann aber zur Wiederbelebung und ab 1972 zu einem abermaligen Meisterschaftsbetrieb (vom Wiener Verband ausgerichtet). Zehn Jahre später übernahm der ÖFB die Liga und führt sie bis heute.

In der Steiermark waren zunächst LUV Graz und der 1. Damen-Fußball-Club (DFC) Leoben führend. Die Vereinsgründung in Leoben erfolgte 1976, seit 1978 nahm man an der Wiener Meisterschaft teil. 1986 und 1987 errangen die Montanstädterinnen mit dem österreichischen Titel ihre größten Erfolge. Die LUV-Frauen waren ebenfalls ab 1978 in der Wiener Liga engagiert, gewannen 1979 den österreichischen Cup und waren mehrfach Vizemeisterinnen. 1990 wurde die Mannschaft zurückgezogen und erst knapp 10 Jahre später stieg der LUV wieder in den Frauenfußball ein. Von beiden Vereinen wird später noch die Rede sein.

Aber zurück zu den Rotjacken: 1992 wird das erste Mädchen in die Fußballjugend (U10) aufgenommen, was aber in der Folge noch eine Ausnahme bleibt. Im Jahrbuch 2004/05 ist beispielsweise keine einzige Jugendspielerin angeführt. In der darauf folgenden Saison ist die spätere ÖFB-Teamkapitänin Viktoria Schnaderbeck beim GAK bzw. bei der roten Akademie gemeldet. Sie wechselt 2006 zu LUV und spielt danach bei Bayern München, Arsenal und Tottenham. In diesem Jahr folgt unter anderem Jessica Frieser, eine spätere Nachwuchsteamspielerin (und Schwester von Dominik), die zunächst bis 2013 beim Verein bleibt.

Mit dem FC Stattegg gab es ab 2009 einen weiteren steirischen Bundesliga-Verein, der 2011 seine Frauenabteilung nicht mehr weiterführen wollte. Der damalige Sektionsleiter Christian Weswaldi (u. a. langjähriger Obmann des 1. GAK-Anhängerclubs) gründete daraufhin einen eigenen Verein und vereinbarte eine Spielgemeinschaft („FFC Graz/GAK“). Als Spielstätte sollte das Trainingszentrum in Weinzödl dienen – sollte, weil die Rechnung ohne den zweiten Grazer Verein gemacht wurde, der auch in den Frauenfußball einsteigen wollte und in Stattegg den idealen Partner sah (es gab schon eine Kooperation im Jugendbereich). Obwohl sich die Spielerinnen gegen die Zusammenarbeit mit dem SK Sturm aussprachen, kam es letztlich dazu und der GAK durfte sich im letzten Moment einen neuen Partner suchen ...

Melissa Soos bei Premierenspiel 2012 in Oberaich
Melissa Soos beim Premierenspiel der Red Ladies (Landesliga) am 27. August 2012 am Sportplatz des SV Oberaich – in der Saison 2023/24 (wieder) in Diensten des GAK © DFC Leoben
Erstes Mädchenteam wird vorgestellt
Im März 2018 wird das erste eigene rot-weiße Mädchenteam vorgestellt

Dieser neue Partner war der 1. DFC Leoben, mit dem der GAK in der Saison 2011/12 in der 2. Liga Süd/Ost antrat. In weiterer Folge sollte mit dem SV Oberaich ein Frauenfußballzentrum mit insgesamt drei Teams (2. Liga, Landesliga, Oberliga) entstehen. Die Spielgemeinschaft 1. DFC Leoben/GAK errang am Saisonende den 5. Platz. 2012 stand übrigens die aktuelle Kaderspielerin (Saison 2023/24) Melissa Soos – mit ihrer Schwester Melanie – im Spielerinnenaufgebot. Von 2014 bis 2017 bestand in der Folge eine Spielgemeinschaft der Leobnerinnen mit LUV Graz. Die Wetzelsdorferinnen spielen aktuell in der 2. Frauenbundesliga, der DFC Leoben führt seit einigen Jahren nur mehr Jugendteams.

Eigene Frauenabteilung und Kampfmannschaft

Durch das steigende Interesse am Frauenfußball reifte beim roten Jugendfußballverein GAK Juniors die Entscheidung – unabhängig von der Integration von Mädchen in Burschenmannschaften – ein eigenes Mädchenteam ins Leben zu rufen. Am 11. Oktober 2017 erfolgte die Ausschreibung für ein erstes Sichtungstraining am 9. November. Als Trainerin (und Sektionsleiterin) stand mit Jasmin Pistotnik, der damaligen Kapitänin von LUV Graz und seit 2015 Trainerin im rot-weißen Nachwuchs, fast schon eine Idealbesetzung zur Verfügung (mittlerweile ist sie Besitzerin des UEFA-A-Trainer-Diploms). Im März 2018 wurde das erste rein weibliche U10-Team vorgestellt. Teil dieses Teams war später unter anderem auch Cynthia Adamu, die Schwester von Junior – nach einem Zwischenschritt über die ÖFB-Frauenakademie (2021 – 23) – mittlerweile beim Bundesligisten Austria Wien gelandet. Adamu und Lena Breznik waren 2022 auch die ersten (Nachwuchs-)Teamspielerinnen der Athletikerinnen.

Im Sommer 2018 wurde in der Folge ein zweites Mädchen-Team gegründet. Als nächste Stufe im Nachwuchsfußball erfolgte 2021 die Einrichtung einer Akademie und im Folgejahr die erstmalige Teilnahme eines Mädchenteams (U13) an einer steiermarkweiten Burschenliga. Mit Lea-Sophie Nimmrichter und Lara Schober schafften 2023 wieder zwei Athletikerinnen den Sprung in die ÖFB-Frauenakademie (Lea wurde kurz darauf ins U17-Nationalteam einberufen). Eines der größten heimischen Talente, Emma Fuchs, 10 Jahre beim roten Nachwuchs ausgebildet, wechselt 2024 (nach einer zweijährigen Zwischenstation bei der Akademie Steiermark) zur U20 des VfL Wolfsburg.

Unter dem Motto „Fußball ist für alle“ wagt 2021 der Verein bzw. die Frauenabteilung den Schritt in den Erwachsenenfußball. Die erste eigene Frauenkampfmannschaft des GAK besteht teilweise schon aus Spielerinnen der eigenen Jugend und wird durch einige erfahrene Akteurinnen sowie weiteren Talenten ergänzt. Das erste Testspiel am 23. Mai 2021 gewinnen die Roten gegen die Wildcats Krottendorf II mit 4:3. Premierentorschützin ist Lisa-Maria Kous mit zwischenzeitlichen Anschlusstreffer zum 1:2 in der 36. Minute. Das erste Pflichtspiel geht am 29. August 2021 beim späteren Titelkonkurrenten Stallhofen mit 1:3 verloren (das wird bis Ende der Saison 2023/24 die einzige Pflichtspielniederlage im Rahmen eines steirischen Wettbewerbs bleiben!). Bereits im August 2020 testete die damalige U14 erstmals gegen ein Erwachsenenteam und siegte gegen die Frauen vom UDFC Hof bei Straden 5:2.

Der Kader der ersten eigenen GAK-Frauen Kampfmannschaft:

Sarah Haller, Emma Peltz; Emma Auer, Lara Brandstetter, Ina Theres Dommayer, Emma Fuchs, Mikaela Gojani, Marie Haiden, Elisa Knopper, Lisa Köberl, Lisa-Maria Kous, Bettina Kriebernegg, Nadine Kügerl, Viola Lichtenwörther, Lara Moder, Julia Rosenbichler, Romy Andrea Schönwetter, Stefanie Schwab, Elena Torres-Montano, Katharian Traussnigg, Anna Zamut

Cheftrainerin: Jasmin Pistotnik

Die viertklassige steirische Frauenoberliga Mitte/Nord wird mit 12 Siegen (bei einer Niederlage und einem Unentschieden) und einem Torverhältnis von 99:9 vor den Verfolgerinnen aus Parschlug und Stallhofen bereits im Premierenjahr gewonnen. Im Steirercup scheitert das Team in der 3. Runde am Landesliga-Spitzenteam SK Fürstenfeld erst im Elfmeterschießen. Besonders Highlight der Saison war ein Testspiel gegen die U17 des FC Bayern München.

Für die Landesliga-Saison 2022/23 wird das Team nochmals verstärkt (u. a. durch Marlene Gartner, Lena Thalmann, Christina Siebenhofer und Rückkehrerin Jessica Frieser). Die Mannschaft dominiert die Meisterschaft ohne Niederlage und schafft mit dem Sieg im Steirercup gleich das „Double“. Torschützenkönigin mit 26 Toren wird Christina Siebenhofer. Mit dem Landesliga-Titel ist gleichzeitig auch die Relegation zur 2. Frauenbundesliga verbunden. Einen Direktaufstieg gibt es nicht. Gegen den haushohen Favoriten der Gruppe Mitte, den Frauen vom LASK, der Austria Klagenfurt schon deutlich besiegt hat, verliert das Team nur ganz knapp mit 0:1. Die Linzerinnen steigen somit in die 2. Bundesliga auf und schaffen am Ende der Saison 2023/24 im Durchmarsch direkt den Sprung ins Oberhaus.

Spielszene GAK Frauen 2 im Spitzenspiel gegen USV Seckau
Seit der Saison 2023/24 gibt es eine zweite Frauen-Kampfmannschaft. Hier eine Szene aus dem Spitzenspiel gegen den späteren Meister der Oberliga Nord USV Seckau in Graz-Weinzödl am 13. April 2024
Hannah Breitegger schiesst das Tor zum 2:0
Das vorentscheidende 2:0 in der Nachspielzeit der 1. Halbzeit durch Hannah Breitegger beim 2:1-Auswärtssieg beim SK Fürstenfeld am 6. April 2024

Auch wenn der große Schritt in den österreichweiten Liga-Fußball noch nicht gemacht werden konnte, winkt in der Saison 2023/24 immerhin die erstmalige Teilnahme am ÖFB-Frauencup. In der ersten Runde wird der Kärntner Vertreter, die Austria Klagenfurt mit 5:0 deutlich besiegt; das Premierentor in einem österreichweiten Wettbewerb erzielt Melissa Soos. Neben der Stürmerin wechselt im Sommen 2023 unter anderem noch die junge Innenverteidigerin Paula Jazbinsek vom LUV nach Weinzödl. In der Winterpause wechselt noch Vanessa Kraker vom Zweitligisten Carinthians Soccer Women nach Weinzödl. In der zweiten Runde wartet dann allerdings ein wahres Kaliber auf das rot-weiße Frauenteam, nämlich der SKN St. Pölten, Österreichs Serienmeister und -cupsieger. Nach einem sonst makellosen Herbst (keine Niederlage in Liga und Steirercup, Torverhältnis 75:0) erteilt das heimische Spitzenteam im Frauenfußball am 18. November 2023 mit einem klaren und ungefährdeten 7:0-Sieg eine erwartbare Lehrstunde.

Den abermaligen Titelgewinn auf Landesebene konnten die Frauen bereits vorzeitig zwei Runden vor Saisonende mit einem 7:0-Heimerfolg gegen die Verfolgerinnen aus dem Oberen Feistritztal einfahren. Damit war wieder die Teilnahme an der Relegation zur 2. Frauenliga verbunden. Auch das Steirercup-Finale (mit einem 4:0 gegen Hof/Straden) – und damit das zweite „Double –  wird wieder gewonnen, allerdings mit dem bitteren Beigeschmack einer schweren Verletzung von Melissa Soos.

Im Sommer 2023 geht auch erstmals eine zweite Kampfmannschaft an den Start. Die GAK Frauen II spielen in der Oberliga Nord – unter der sportlichen Leitung von Oliver Rohlfing und Daniela Jud. Auch hier besteht ein Teil aus Spielerinnen der eigenen Jugend. Nur gegen den Landesliga-Absteiger USV Seckau zieht man in den beiden Duell jeweils den Kürzeren. Am Ende reicht es im Premierenjahr zum Vizemeistertitel. In der Saison 2024/25 übernimmt mit Mike Brezina mit seiner Co-Trainerin Tanja Meixner ein neues Betreuerteam die Mannschaft. Neben der Kampfmannschaft werden auch die U14-Mädchen 2024 Landemeisterinnen. In der steirischen Nachwuchswahl, die in diesem Jahr auch österreichische Bundesländermeisterinnen wird, stehen 9 (!) Spielerinnen des GAK im Kader.

Aufstieg in die 2. Bundesliga

Um den Aufstieg in die 2. Bundesliga bewerben sich 2024 in der Gruppe Mitte neben den GAK-Frauen der SC St. Veit (Kärnten) und der oberösterreichische Meister TSV Ottensheim. Das Auftaktspiel gegen St. Veit muss am 8. Juni aufgrund eines Unwetters auf den Folgetag verschoben werden. Die Kärntnerinnen können zum Ersatztermin nicht anreisen und so wird das Spiel 3:0 für die Rot-Weißen strafverifiziert. In der 2. Runde siegen die Oberösterreicherinnen beim Kärntner Landesmeister 2:0. Der Showdown findet deshalb am 22. Juni in Ottensheim statt, wobei dem GAK aufgrund der Ergebnisse schon ein Unentschieden für den Aufstieg reicht. Allerdings lassen die Weinzödlerinnen nichts anbrennen und gewinnen (nach etwas Nervosität zu Beginn) das Spiel klar – durch jeweils zwei Treffer von Vanessa Kraker und Lena Thalmann, sowie einem Tor von Lisa Köberl – mit 5:0 und schaffen damit den heiß ersehnten Sprung in die 2. Bundesliga, wo dann auch ein Stadtderby gegen die Frauen vom LUV Graz wartet.

Kader der GAK 1902 Frauen 2023/24:

Sarah Haller, Lara Pöltl, Emilia Gotthart; Emma Auer, Jessica Frieser, Paula Jazbinsek, Stefanie Schwab, Anna Zamut; Ina Dommayer, Marlene Gartner, Elisa Knopper, Lisa Köberl, Jana Kompsch, Nadine Kügerl; Hannah Breitegger, Marie Haiden, Anna Maria Kaiser, Lisa-Maria Kous, Vanessa Kraker, Bettina Kriebernegg, Christina Siebenhofer, Melissa Soos, Lena Thalmann

Betreuerstab: Jasmin Pistotnik, Simona Koren, Christoph Nicht, Nina Kuntner, Oliver Rohlfing, Mirela Strukar

Die Saison 2023/24 wird am Ende mit insgesamt 29 Siegen (und einer einzigen Niederlage im ÖFB-Cup gegen den Championsleague-Teilnehmer aus St. Pölten) eindrucksvoll absolviert (Torverhältnis Meisterschaft 116:3!). Mit dem Aufstieg der Athletikerinnen in die 2. Bundesliga kann ein kleines, rot-weißes Sommermärchen vollendet werden und wird ein weiteres Kapitel im GAK-Frauenfußball aufgeschlagen ...

Fotos: © DFC Leoben, GAK 1902

Anrissfoto: Das zweite Testspiel der GAK Frauen fand am 29. Mai 2021 im Liebenauer Stadion gegen LUV Graz II statt. Das erste freundschaftliche Derby endete 1:0 für die Athletikerinnen

Titelfoto: Das Frauenteam wird von der „Kurve“ beim letzten Heimspiel der Zweitligasaison 2023/24 in Liebenau frenetisch bejubelt

 Herzlichen Dank an Herrn Robert Hitzelberger, Obmann des 1. DFC Leoben für seine Hilfe und Auskünfte!

Unsere Serie zum Frauensport beim GAK aus dem Jahr 2022 zum Nachlesen:

Teil 1: https://www.grazerak.at/aktuelles/geschichte-gegenwart-frauen-beim-gak

Teil 2: https://www.grazerak.at/aktuelles/der-frauenboom-im-sport

Teil 3: https://www.grazerak.at/aktuelles/geschichte-frauenfussball-und-olympia-glueck

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902