Nach drei verlorenen Spielen in Folge fährt man natürlich nicht mehr als Favorit zu den Dornbirnern, welche schwach in die Saison gestartet waren, von den letzten sechs Spielen aber drei gewonnen und nur eines verloren haben.
Ich habe mir in meiner Venezianischen Wohnung alles vorbereitet, um mir das Spiel gemütlich im TV anzuschauen. Davor hole ich mir mit einem Glas Bianco Frizzante und dem Blick aufs Meer die nötige Kraft und Ruhe. Denn ich weiß, dass es schwer wird im Westen.
Dennoch startet der GAK stark in die Partie und übernimmst sofort das Kommando. Schon in der 7. Minute spielt Bauer den Ball auf Hackinger, dieser verzieht allerdings aus wenigen Metern.
In diesem Moment kommt mir eine Binsenweisheit des Fußballs in den Sinn: Im Gegensatz zum Tennis gewinnt im Fußball nicht zwangsläufig die bessere Mannschaft. Ich verdränge diesen negativen Gedanken allerdings sofort, denn die Roten spielen stark, drücken Dornbirn in die eigene Hälfte. Ich bin also guter Dinge, dass man den Anschluss an die Tabellenspitze wird halten können.
In Minute 14 hätte es soweit sein müssen. Barbosa bekommt den Ball unbedrängt am zweiten Pfosten. Hat nur mehr das leere Tor vor sich. Und setzt den Ball zum Entsetzen der mitgereisten GAK-Fans, die ihre Mannschaft wie immer großartig anfeuern, neben das Tor. Gastfreundschaft hin oder her. Dieser Ball muss einfach im Tor landen.
Na gut. Noch ist nichts passiert. Wenn es so weiter geht, werden sich Chancen ergeben und dann muss der Ball wohl einmal im Tor landen. Ich lehne mich entspannt zurück und harre der Dinge. Denn der GAK lässt nicht locker, kombiniert flott und die Gastgeber reagieren nur.
Barbosa zieht in den Strafraum und will den Ball zur Mitte spielen. Ein Dornbirner wehrt den Ball mit der Hand ab. Der Schiri schenkt dem allerdings keine Beachtung. Weiter geht’s mit einer schönen Serie von Chancen: In der 17. Minute haut Nutz über den Ball. In der 22. Minute trifft Rosenberger 12 Meter vor dem Tor den Ball nicht. 23. Minute: Fehler von Tormann Bundschuh, auch diese Chance versandet.
Langsam ist es Zeit, sich Sorgen zu machen. Zumal gleich darauf Dornbirn seine erste Topchance hat, Haider kann allerdings auf Raten klären.
Die Gedanken, die ich mir mittlerweile mache, manifestieren sich in der 35. Minute. Freistoß für Dornbirn vom 16er Eck. Die Verteidigung schaut gelassen zu und der Ball ist im Tor. Torschütze Prirsch wundert sich nicht lange über die ihm gegebenen Freiheiten und nimmt einfach dankend an. So einfach kann es sein.
Die 2. Halbzeit startet wieder mit Angriffen des GAK. Dornbirn verlegt sich verständlicherweise darauf, nichts zu riskieren und im günstigsten Fall zu Konterchancen zu kommen. Dadurch verliert das Spiel an Tempo. Und Chancen werden rar.
Richard und Rother kommen für Rosenberger und Bauer.
Vor allem von Richard gehen einige starke Angriffe aus, aber auch er vergibt in der 77. Minute eine Topchance.
In der 85. Minute spielen die Dornbirner einen ihrer wenigen Konter. Der Ball geht an die Stange und der herbei eilende Gantschnig wehrt ihn ins eigene Tor.
Gantschnig trägt sich in der 91. Minute sogar noch als Doppeltorschütze der seltensamen Art ein, indem er den Anschlusstreffer erzielt.
Einige Minuten bleiben noch, um an ein halbes Happy End zu glauben. Aber ein schlampiger Mittelfeldpass von Nutz ermöglicht Dornbirn den Siegestreffer.
Ich bin erschöpft. Gehe hinaus in die milde Luft Venedigs. Ins wunderbare Abendlicht. Und ich rede mein Mantra in mich hinein: Rosso per sempre! Langsam komme ich wieder zu Kräften. Die werde ich auch brauchen. Nächsten Samstag beim Spiel.
Mike Markart
(c) Foto GEPA Pictures