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News / Sportredaktion / Sonntag 05.04.2020

Fans im Fokus: Milde Atlantikluft beim ersten Mal

Unser wortgewaltiger Fan Dominik Brinner kann sich noch sehr gut an sein erstes GAK-Match erinnern. Sehr, sehr gut sogar ...

In unserer Serie „Fans im Fokus“ wollen wir die wichtigste Hauptsache der wichtigsten Nebensache der Welt in den Vordergrund rücken: die Fans. Wir bitten GAK-Fans vor den Vorhang. Sie erzählen uns, wann sie den GAK zum ersten Mal sahen, welche GAK-Momente sie nie vergessen werden, wie ihre rote Traumelf ausschaut und was der GAK für sie bedeutet.

Ihr wollt Eure GAK-Geschichten hier verewigen? Hier erfahrt Ihr, wie das geht!

Wer bist Du?

Dominik Brinner, wohnhaft in Hausmannstätten

Dein allererstes GAK-Match?

Der Virus, um in der Momentum-Ära zu bleiben, mich den Diabolischen auch in vitro anzuschließen, entstand vor mittlerweile 20 Jahren. Ich kann mein erstes Spiel kalendarisch exakt mit 20.03.2004 datieren. Der FC Admira Wacker Mödling, welcher aus einer Fusion mit dem SC Wacker Wien seinen Fortbestand gewährleistete, sorgte erstmalig in der Saison 1973 für Furore, als man in ähnlicher Art und Weise wie die „Roten Teufel“ imstande war, Inter Mailand im UEFA-Cup beinahe eine Kapriole zuzufügen. Die 54. Minute im „San Siro“ und die Nachspielzeit verhinderten dieses Vorhaben. Weitere große Momente des Vereins stellten sich in den Jahren 1979, wo der erstmalige Gewinn eines heimischen Turniers seit 1966 zum Greifen nahe war. Die „Bäärigen“ aus der ersten Ära des FC Tirol, der SSW, wussten dies zu verhindern.  Knaller, Rodax - 1990 mit dem Bronzenen Schuh bedacht -  sowie Schaub, dessen Sohn Louis, im Alter von acht Jahren (2003) nach einem fürchterlichen Autounfall, bei dem sein Vater verstarb, knapp dem Sensenmann entrann, und der danach bei den Hütteldorfern seine Fußballkünste erlernte, konstruierten sich zu einer verschworenen Einheit, die sowohl im In- als auch Ausland eminente Taten für das größte Bundesland Österreichs vollbrachten. 

Das Bosman-Urteil 1995 bildete die Zäsur, da der Verein, vergleichbar mit dem FC Liefering, sich damals den zarten Pflänzchen annahm, um diese zu einem ausgewachsenen Baum zu formen, der dann ab 1997 als VfB Admira Wacker Mödling fusioniert weiterwuchs. Außerdem wurden mit Tomasz Iwan, der davor in Süd-Limburg bei Roda JC Kerkrade und danach im Hafen vor Rotterdam seinen Anker lichtete und dann beim unternehmenseigenen Klub von Philips, PSV Eindhoven, sowie den Veilchen vom Verteilerkreis im Mittelfeld seine Künste unter Beweis stellte, ein Top-Spieler geholt.  Valdimir Jugović,  der in Trstenik, (Zentralsibirien) das Licht der Welt erblickte, war neben den Ogris-Brüdern sowie Linz, Akagündüz, Plassnegger , Sabitzer oder Vastic,  einer der weiteren Top-Kicker in der Admira-Historie. Beim Weltpokalfinale 1991 mit Roter Stern Belgrad gegen CSD Colo-Colo, chilenischer Branchenprimus mit 32 nationalen Erfolgen, ließ er den Ball im Double in des Gegners Netz wandern, um so den Serben zu Ihrem letzten großen Titel zu verhelfen. Eine weitere ruhmvolle Tat von Jugovic war der verwandelte Elfmeter im Endspiel um den bedeutsamsten Henkelpokal im europäischen Fußball im Jahr 1996, welcher der „alten Dame“ Juventus, seiner damaligen Dienstgeberin, ihren zweiten Europacupgewinn bescherte. 

Acht Jahre danach, am 20.03.2004: Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik vermeldete an jenem Samstag: „Milde Atlantikluft gelangt mit einer zügigen Westströmung nach Österreich. Am 20. werden aus dem Westen, Norden und Osten lokale, unergiebige, Niederschläge gemeldet und von Oberösterreich ostwärts frischt der Wind stark auf. Bei starker Bewölkung erreicht die Temperatur 11 bis 20 °C.“ Somit ein symptomatisches Frühlingswetter.   

Als „Major des Rasens“ wurde Manfred Krassnitzer auserkoren, der zu diesem Zeitpunkt sein insgesamt 27. Bundesligaspiel leiten durfte. Im Arnold-Schwarzenegger-Rechteck ließ er um 15:30 Uhr die Pfeife ertönen, 6.258 Zuschauer wollten sich diese Begegnung der 26. Runde der „T-Mobile- Bundesliga“ nicht entgehen lassen. 

Der GAK begann mit Andreas Schranz als Netzbewacher, ihm standen in der Innenverteidigung Emanuel Pogatetz, der dem Bayer-Werksverein Leverkusen abgenommen wurde und Mario Tokić, von 2001-2005 im Verein, zur Seite. Gefolgt von Joachim Standfest, der rechts in der Verteidigung agierte, Gernot Sick wurde zentral platziert, Martin Amerhauser links davon. In der Offensive folgte mit dem Bosnier Samir Muratovic eine Neuerwerbung, die aus Russland (Saturn Ramenskoje) gekommen war. Libor Sionko, der mit Sparta Prag drei Titel erringen konnte, aber auch mit den Roten und darauffolgend der Austria sowohl im Cup wie auch in der Meisterschaft jubeln durfte, war als Rechtsaußen im Libero-Stil vorgesehen. Mario Bazina, gelernter Elektrotechniker, übte seine Funktion als „Zaubermaus“ in edler, feiner und flinker Manier aus. Zuvorderst Roland Kollmann, ein ehrenhafter und aufopfernder, 2004 als „Bummerlkönig“ geehrter Stürmer, und Dominic Hassler, der wie Muratovic eine Rarität vollbrachte, nämlich, mit beiden Grazer Vereinen national zu glänzen. Externe Beobachter, die darauf hofften, sich ins Spiel einzubringen waren: Dieter Ramusch, Rekordspieler der Roten mit 514 abgemühten Bundesliga-Aufläufen, davon 289 im Trikot der „Roten Teufel“, der Wallone und Pokalsieger mit Standard Lüttich gewordene Michaël Goossens, sowie der Nordmazedonier und „Streithansl“ Ilco Naumoski. 

Die Südstädter boten Georg Heu im Tor auf, gefolgt von Markus Katzer (Meister mit dem SK Rapid), dem Ungarn Janos Matyus (zuvor bei Hibernian FC in Edinburgh), sowie Michael Hatz, der je eine Saison lang beim AC Reggiana in der Emilia Romagna und den „Giallorossi“ vom US Lecce auflief und Marek Swierczewski, davor Spieler des Erzrivalen und der Austria, in der Innenverteidigung. Adam Ledwon, der später leider durch Suizid aus dem Leben schied, der jetzige U16-Trainer und bei den Austria Amateuren agierende Harald Suchard, Tomasz Ivan und Vladimir Jugovic waren im Mittelfeld aufgestellt. Roland Linz, später Spitzenmann beim FK Austria Wien und auch bei Benfica unter Vertrag und Kliton Bozgo stürmten. Auf den Trainerbänken nahmen zwei Gurus Platz: Walter Schachner auf Seiten der Teufel sowie Rashid Rakhimov bei den Maria Enzersdorfern.  

Das Match selbst bestach zunächst durch den 9. Assist von Iwan, den Linz in Minute 7 verwertete.  Der Neuzugang vom SV Wüstenrot Salzburg, Dominic Hassler, feierte einen fulminanten Einstand in Minute 17, er traf mit seinem 4. Saisontreffer zum 1:1. Danach nahm die Begegnung Formen einer Mixtur aus Baseball, Bumerang und Tennis an, ehe Gernot Sick nach einem Freistoß von Bazina das Goldköpfchen richtig einsetzte, um mit seinem Premierentreffer die Erlösung herbeizuführen (74.).

Deine emotionalsten GAK-Momente?

Der damals in argen Finanznöten befindliche SV Bad Aussee wurde am 16.05.2009 um 15:30 Uhr vor überschaubarer Kulisse (1.991 Zuseher) sehenswert dezimiert. Dann natürlich dieses schmerzhafte, noch im alten Kostüm steckende, 0:0 im Relegationsspiel, vom 05.06. 2012 in St. Liebenau. Sowie das letzte Spiel in der Bundesliga in der Saison 2006/2007, genauer gesagt am 20. Mai 2007. Der GAK begegnete der SV Ried, das Ergebnis tat nichts zur Sache (2:3, Anm. d. Red.). Philipp Schenk verabschiedete sich mit zwei Treffern über die Pack zum WAC, zahlreiche weitere Spieler ginge Ihre Wege: Mario Sonnleitner zu Sturm, Ralph Spirk zum LASK, Dominic Hassler zum FC Gratkorn sowie dem SK Sturm), Andreas Schranz verschlug es in die südlichste Landeshauptstadt Österreichs zum neuformierten SK Austria KELAG Kärnten, Eric Akoto nach Laibach, Pa Saikou Kujabi wanderte zum Vizemeister SV Ried, Thomas Lechner tat’s ihm mit dem Gang an den Innkreis nach, Mario Majstorović hüllte sich in Violett, Gernot Sick beendete seine Karriere, Dietmar Berchthold ging nach Grödig, Dieter Elsneg blieb noch eine Saison, entschied sich dann zunächst in Frosinone und in Genua dem dolce Vita zu frönen, ehe er via Kapfenberg, Ried und Voitsberg vor zwei Jahren zu seiner Jugendliebe zurückfand.  Auch Marco Perchtold blieb ein Jahr und kehrte wieder zurück, davor war er beim FC Magna Wiener Neustadt, in Gratkorn, in Pasching, in Grödig, in Kapfenberg und in St. Pölten. „Roligoal“ Roland Kollmann hielt danach sowohl auf als auch hinter dem Spielfeld dem GAK noch die Treue, nun gibt er in der Schulz-Akademie in Florida sein Wissen weiter. Sein damaliger Stürmerkollege Rolf Landerl, der sich selbst als „Legionär aus Leidenschaft“ bezeichnete, und rund eineinhalb Jahre ein Teufel war, fungiert nun übrigens in Schleswig-Holstein beim VFL Lübeck in dirigierender Leitung. Und der spätere Austrianer, Werdeianer und nunmehrige Salzburger Zlatko Junuzovic ist mir auch deshalb in besonders guter Erinnerung, weil er nach dem Match einen ca. achtjährigen Buben den Wunsch erfüllte, den dieser via Transparent geäußert hatte: „Zlatko, gib mir bitte dein Leiberl“ stand da.

Was bedeutet Dir der GAK?

Ein Athletiker setzt bereits bei den Kleinsten auf motorische, koordinative und athletische Fertigkeiten. Im Vordergrund steht die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, dem standhaften Vorwärtskommen auch im Alltag, sowie die Förderung des Kognitiven und des Raum-Lage Gefühls, als auch die Festigung von koordinativen und konditionellen Fähigkeiten. Dies weitet sich auf die Optimierung der Bewegungseffizienz (welche dafür sorgt, welchen Status ein Verein am Ende der Saison erhält) aus. Weitere wichtige Eckpunkte sind Kraft, Genauigkeit, Agilität. Erst wenn der Rumpf (der Heilige Gral) eine Geradlinigkeit bildet, wird der Akteur in der Lage sein, schnell zu sprinten, hart zu schießen, einen Gegner anzugreifen oder ihm eine Verletzung hinzuzufügen aber auch den Ball optimal zu beherrschen. Einer der Hauptgründe, weswegen ich den GAK auswählte - ein weiterer war der, dass bei den Roten viele Unternehmer, Ökonomen, Selbstständige, Maturanten, Studenten oder kultivierte Menschen Wohlgefallen am Verein finden und gefunden haben.

Deine GAK-Traumelf? 

Tor, obwohl nicht mehr unter uns weilend, der erste steirische Legionär Rudi Hiden. Als Nummer Zwei und Drei folgen Franz Almer und Alexander Manninger, danach Rudolf Roth. 

Verteidigung (gleich ob Innen, Mitte, links oder außen): Gregor Pötscher, Mario Zuenelli, Anton Ehmann, Gerry Erkinger, Mario Tokic, Emmanuel Pogatetz, Eric Akoto, Harald Gamauf 

Mittelfeld: Josef Stering, Hermann Stessl, Gernot Sick, Dieter Ramusch, Ross Aloisi, Thomas Radlspeck, Aleš Čeh, Walter Koleznik 

Sturm: Wilhelm Huberts, Dieter Schatzschneider, Roland Kollmann, Mario Bazina, Ronald Brunnmayr, Josef Stering, Benedict Akwuegbu, Igor Pamic 

Trainer: Klaus Augenthaler, Co-Trainer: Walter Schoko Schachner, Tormannverantwortlicher: Savo Ekmecic, Physiotherapeut: Klaus Schmidt 

 (P. S.: Wir haben den Text von Dominik Brinner, der sich hier unglaublich viel Arbeit angetan hat, stark kürzen müssen …)

Fotos vom Spiel GAK vs. Ried im Jahr 2007: GEPA Pictures

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902