GAK 1902 Aktuelles
News / Redaktion / Freitag 23.09.2022

Falsches Spiel mit Ivan Osim

Persönliches Statement von Matthias Dielacher zur Gemeinderatssitzung.

Ich wurde von Frau Bürgermeisterin Kahr gestern im Gemeinderat zitiert und möchte daher in den nachfolgenden Zeilen umfassend zur gegenständlichen Causa Stellung nehmen:

Es ist richtig, dass Frau Bgm. Kahr mich gestern zur Thematik rund um die diversen Umbenennungspläne angerufen hat. Ich habe ihr in diesem Gespräch versichert, dass der GAK 1902 höchsten Respekt vor dem verstorbenen Ivica Osim hat und prinzipiell einer Würdigung am Stadionvorplatz nicht im Wege stehen wolle. Allerdings habe ich ihr auch mitgeteilt, dass ich eine zusätzliche Umbenennung der Conrad von Hötzendorf- Straße für überzogen halte.

Hätte man mich im Vorfeld gefragt, so wären mir viele Ideen gekommen, die dem Sinne Osims mehr entsprochen hätten als die nunmehrige Entscheidung.

So könnte der Platz generell Grazer Sportikonen gewidmet werden, die sich über den Sport hinaus durch ihre Menschlichkeit verdient gemacht haben. Die GAK- Legende Zelimir Vidovic etwa. Vidovic der Serbe, der während der Belagerung Sarajevos verletzte, bosnische Zivilisten unter ständigem Granatenbeschuss ins Krankenhaus brachte und dafür von seinen Landsleuten gefoltert, ermordet und in einem Massengrab verscharrt wurde. Würde man Osim heute fragen können, ob Vidovic neben ihm geehrt werden sollte, so wäre seine Antwort wohl: „Was überlegt ihr da noch?“ 

Mehr dazu auch in unserer Story: https://www.grazerak.at/aktuelles/geschichte-aus-der-weiten-welt

Oder auch Julius Grünhut, Spieler der Grazer Hakoah, Trainer des Grazer Sportclubs und der Grazer Austria, sowie Schiedsrichter des STFV. Als einziger jüdischer Spieler kehrte er nach dem Krieg nach Graz zurück und wirkte 1955 als Co- Trainer der Austria auch am Aufstieg der Südbahner in die höchste österreichische Spielklasse mit. Grünhut war übrigens nach dem Krieg auch einer der Mitbegründer der neuen Israelitischen Kultusgemeinde in Graz.

Auch die Grazer Hakoah selbst hätte Erwähnung finden können. Die heutige Merkur- Arena diente dem Verein nach der Vertreibung aus der Engelgasse ab 1933 bis zu ihrer Vernichtung 1938 als Heimstätte.

Peinliche Inszenierung in Osims Namen.
Quelle: https://www.facebook.com/mcggraz/photos/pcb.10160148833617767/10160148832927767/

Um es noch einmal festzuhalten: Der Kern meiner Kritik richtet sich keineswegs gegen irgendwelche Würdigungen der Person Osim, sondern gegen jenes erbärmliche Schauspiel, das auf Kosten des Andenkens Osims hier veranstaltet wird. Hier ging es zu keiner Zeit um das Gedenken an den Verstorbenen. Es geht schlichtweg darum, Osim zur Durchsetzung von Sturms größenwahnsinnigen Besitz- und Machtansprüchen zu instrumentalisieren. Hierbei bedient man sich einerseits der eigenen Kurve, deren Vorgehen in dieser Sache mir zwar nicht gerade sympathisch, aber aus ihrer Sicht durchaus verständlich ist und unter anderen Vorzeichen bei uns nicht viel anders ausgestaltet wäre.

Andererseits aber- und hier wird es kritisch- kommt hier jenes schwarze Netzwerk zur Geltung, das sich über die letzten zwei Jahrzehnte in zweiter und dritter Reihe der Grazer Stadtpolitik gebildet hat. Die Rede ist hier weniger von aktiven Politikern als von ihren Mitarbeitern, welche stets im Nahbereich der schwarzen Kurve verortet sind.

Sie sind es wohl gewesen, die gemeinsam mit Sturm diese unwürdige Show im Pressefoyer der Merkur- Arena inszeniert haben. Die Umbenennung öffentlicher Flächen ist aber wohl eher ein Akt der Stadt- als der Vereinspolitik und ihre Ankündigung hat somit neutral, ohne jede sportideologische Prägung und werbewirksames Sponsorbranding zu erfolgen.

Im Nachhinein dürfte es sowohl Bürgermeisterin Kahr als auch Vizebürgermeisterin Schwentner klar geworden sein in welch billige Inszenierung sie da hineingeraten sind. Beide haben sich bei uns im Nachhinein gemeldet und ihr Bedauern ob dieser schiefen Optik ausgedrückt. Ich habe Respekt vor dieser Geste, mit der für mich dieser Teil der Geschichte auch erledigt ist.

Conclusio:

Hätte man Osims Andenken wirklich ehren wollen, so hätte man im Vorfeld den Konsens gesucht und gemeinsam eine würdige Lösung erarbeitet. Stattdessen wurde nun einfach sein Name dazu missbraucht unter dem Triumphgeheul der schwarzen Anhängerschaft absurde Besitzansprüche am gemeinsamen Grazer Stadion zu markieren. Eine solche Vorgehensweise wäre niemals im Sinne Ivica Osims gewesen und die Chance eine würdige und gemeinsame Erinnerungskultur im Grazer Sport zu etablieren wurde kläglich vertan.

Persönliches Statement von Matthias Dielacher

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902