GAK 1902 Aktuelles
News / Mike Rath / Donnerstag 19.03.2020

Derby im Arbeiterwillen

Der Sport in der Zwischenkriegszeit war hochgradig parteipolitisch. die Arbeiterfußballer waren aber lange nicht Teil der Arbeitersportbewegung, sondern Teil des bürgerlichen Fußballverbandes (ÖFV), wo sie allerdings die Mehrheit stellten. Im Jahr 1926 spaltete sich dieser Verband, die bürgerlichen Vereine gründeten den ÖFB und die Arbeitervereine den VAFÖ (Verband der Amateurfußballvereine Österreichs), der der Rechtsnachfolger des ÖFV war. Zwischen dem bürgerlichen ÖFB und dem sozialdemokratischen VAFÖ herrschte eine strikte Trennung, d.h. keine Spiele gegeneinander und auch keine Transfers vom einen zum anderen Verband. Viele Arbeiter verließen die bürgerlichen Vereine und wechselten zu VAFÖ-Vereinen, allerdings wechselten viele große Arbeitervereine zum ÖFB, so auch in der Steiermark.

Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass die Parteizeitung der SDAP, der "Arbeiterwille", nicht gerade positiv über den konkurrierenden - und letztlich sich durchsetzenden - bürgerlichen Verband und seine Mannschaften berichtet:

Gestern ging in der Körösistraße die traditionelle Schlächterei zwischen 22 Menschen vor sich. Von Sport war keine Spur, dagegen gab es Rohheitsexzesse bis oben hinaus, Verletzte auf beiden Seiten und schließlich vier Ausschlüsse. Es war ein fortwährendes Kommen und Gehen von Verwundeten. [...] Solange es Gegensätze drüben gibt, die mit dem Zuruf eines GAK-Fanatikers "Du, benimm dich nicht wie die anderen Proleten!" am treffendsten dargetan sind, solange wird Sturm - GAK immer die Schande des steirischen bürgerlichen Fußballsportes bleiben. Wir können daran nur gewinnen. Das Spiel endete 1:1. Von den heute noch bestehenden Grazer Vereinen gehörten u.a. ESK, Gösting und Austria Graz damals dem VAFÖ an, während GAK, Sturm, Hakoah und GSC dem bürgerlichen Verband angehörten.

ARBEITERWILLE, MONTAG, 4. OKTOBER 1926, S. 4 STURM - GAK

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902