GAK 1902 Aktuelles
News / Sportredaktion / Mittwoch 07.04.2021

Der GAK, eine lebenslange Beziehung

Dr. Herbert Lipsky, ein langjähriges Mitglied des GAK, erinnert sich an seine Zeit in der damals neu gegründeten Schwimm- und später jungen Basketballsektion in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Bis heute GAK-Anhänger, blickt er für uns auf einen bewegten Abschnitt in der roten Vereinsgeschichte zurück und läßt uns an seinen Erinnerungen teilhaben:

Ich bin in der Wickenburggasse aufgewachsen und habe in der Militärschwimmschule schwimmen gelernt. Dieses ehrwürdige Bad lag gerade um die Ecke. Vor dem Krieg hatte der berühmte Tarzan und Olympiasieger Johnny Weissmüller hier seine Schwimmkünste demonstriert. Nach dem Krieg wurde das Bad von der Polizei übernommen und in Polizeibad umgetauft, aber im Volksmund blieb es die Militärschwimmschule.

Schon als Kind bin ich mit meinen Eltern den Schwimmschulkai entlang zum Eis-Salon Hocke hinaufspaziert, am Tennisplatz des GAK vorbei, wo Herren und Damen in weissen Kleidern das Racket geschwungen haben. Schon als Bub bin ich am GAK-Platz gestanden und haben den Fussballern beim Training zugeschaut und am Wochenende den Spielen. Ich bin ein GAK-Anhänger seit meiner Jugendzeit.

Neu gegründete Schwimmsektion

Bei der Mittelschulmeisterschaft der Schwimmer war ich erfolgreich, sodass man mir empfohlen hat, der 1951 neu gegründeten GAK-Schwimmsektion beizutreten. Ich kann mich noch an die Namen von zwei Funktionären erinnern, es war ein Herr Lotzer und ein Herr Gangl, beides ehemalige erfolgreiche Schwimmer. Dann gab es noch eine Familie Tandl, in der der Vater ein Langstreckenschwimmer war. Sein Sohn wurde ein bekannter Wasserballer. In Graz gab es zu dieser Zeit noch kein Hallenbad. Das Training im Winter fand im „Bad zur Sonne“ statt, in einem kleinen Schwimmbecken. Man hatte die geniale Idee, uns an einer Gummileine, in einem Geschirr um die Brust, am Stand schwimmen zu lassen.

In der Veitsch gab es das erste Hallenbad der Steiermark und dort fuhren wir an den Wochenenden mit dem Zug hin, um in einem 25-m-Becken zu trainieren. Dort fanden auch zahlreiche Schwimmwettbewerbe statt. Das zweite Hallenbad der Steiermark wurde übrigens in Kapfenberg gebaut. Im Sommer trainierten wir im Pammerbad. Die Trainingsintensität von damals war aus heutiger Sicht geradezu lächerlich. Wir trainierten maximal dreimal in der Woche und kamen dabei auf etwas über 1000 m. Ein Training im Trockenen gab es nicht, man war der Ansicht, dass die Muskel der Schwimmer lang sein mussten und ein Krafttraining ihnen schaden würde. Das einzig Modernere war die damals aufgekommene Methode des Intervalltrainings. Genauso empfahl man den Leichtathleten nicht schwimmen zu gehen, weil das den Muskeln angeblich die Explosivität nehmen würde.

Erste Auslandsreise als Wasserballer

Der GAK hatte in der Schwimmsektion auch eine Wasserballmannschaft. Ich nenne einige Namen, die mir noch einfallen: Behenski, Drack, Schmiedl, Schnutz, Illiasevic, der „Burli“ Mayer, Viktor Wagner, Stefan Sailer und Prof. Flaschka.

Dadurch, dass ich körperlich gross war und mit dem Ball umgehen konnte, durfte ich bald, noch als Jugendlicher, in der Männermannschaft mitspielen. Wir waren neben der Mannschaft aus Rosental die stärkste Mannschaft der Steiermark. Ich erinnere mich auch an eine Polizeimannschaft und eine starke Mannschaft aus Bruck. Ein Vereinswettkampf mit einem jugoslawischen Klub, Naprijet Agram führte zu meiner ersten Auslandsreise, es ging in das benachbarte Jugoslawien. Deswegen schwänzte ich eine Woche lang die Schule. In Agram waren wir in einem ehemaligen Grand Hotel untergebracht, etwas, dass uns armen Nachkriegsbuben imponierte. Wagner Vikerl war mit einem grossen Koffer angereist, darin hatte er gebrauchte Kleidung mitgebracht. Hemden, Hosen, Socken, Damenstrümpfe und Anzüge. Diese gedachte er in Jugoslawien zu verkaufen. Wir lachten ihn aus, aber schon bald tauchten die ersten Käufer im Hotel auf. Er verkaufte alles, zuletzt sogar seine eigene Kleidung. Von uns lieh er sich dann etwas zum Anziehen aus. Für das erhaltene Geld kaufte er Lederwaren, eine Jacke, einen Koffer, Taschen und Gürtel, das alles gab es bei uns nicht oder es war teuer. Sein zukünftiger Beruf, er wurde Zahnarzt, zeigte sich also schon in der Jugend.

Sportlich war die Ausbeute gering, die Jugoslawen waren damals Weltmeister im Wasserball und hatten Spitzenschwimmer, wir verloren nicht nur in Agram, sondern auch in den Provinzstädten Karlovac und Varazdin, weil diese sich immer mit den guten Spieler und Schwimmern aus Agram verstärkt hatten. Wir kämpften eigentlich dreimal mit dem selben Verein. In Karlovac spielten wir in einem gestauten Fluss der zwar langsam floss, aber man musste darauf achten, nicht abgetrieben zu werden.

Durch die Steiermark und Österreich

Die Zeit, in der ich geschwommen bin, habe ich als schön in Erinnerung, weil wir in der kargen Nachkriegszeit auch etwas herum kamen und etwas Neues kennen lernten. Es ging nach Rosental, Kapfenberg, Bruck, Fürstenfeld und Feldbach zu jeweiligen Meisterschaften. Einmal waren wir in Wien, einmal in Waidhofen an der Ybbs und einmal in Krems. Es soll nicht verschwiegen werden, dass es natürlich auch Mädchen gab, die geschwommen sind. Ich erinnere mich an Susanne Ditmar, die Baader-Schwestern, auch Eva Tandl ist mir noch in Erinnerung. Es war für uns auch eine Gelegenheit, das andere Geschlecht zu treffen. Im Pammer-Bad hatten wir ohnehin viel Spaß und schmussten in den Kabinen herum.

Ich schwamm damals Butterfly einen Stil, der aus einer Mischung von Brustschwimm-Beinen und Delphin-Armen bestand. Diesen Stil gibt es heute nicht mehr. In der Steiermark wurde ich damit Jugendmeister, bei österreichischen Jugendmeisterschaften wurde ich einmal Dritter. Für eine echte Karriere hatte ich mit dem Schwimmen zu spät angefangen. Die Erfolge im Sport waren für mich trotzdem wichtig, weil sie meine schlechten Schulleistungen kompensierten.

Mit 17 Jahren begann ich Basketball zu spielen und zog mich langsam vom Schwimmen zurück. Die Schwimmsektion spaltete sich, ein Teil ging zu einem Union-Verein, dem USC, ein anderer Teil blieb beim GAK, so auch ich und unter dem neuen Funktionär Roland Ehrenreich begann der sportlicher Aufstieg des GAK zur österreichischen Spitze, wobei ich hier vor allem die Gebrüder Kölli nennen möchte. Gert Kölli war der erste Österreicher, der die hundert Meter Kraul unter einer Minute schwamm. Susanne Ditmar wurde die beste österreichische Brustschwimmerin. Uschi Seitz, die es zu einer Olympiateilnahme brachte, machte ebenso ihre Karriere unter Roland Ehrenreich. Auch den Wasserballern des GAK gelang es viele Jahre später an die österreichische Spitze zu kommen.

Sportliches Leben nach dem Krieg

Bevor ich nun beginne, über meine Zeit als Basketballer zu berichten, möchte ich etwas über das sportliche Leben der Jugend nach dem Krieg erzählen, vor allem über die sportlichen Möglichkeiten, die uns damals zur Verfügung standen.

In Graz gab es in den Nachkriegsjahren, neben der Landesturnhalle, keine einzige öffentliche Halle, außer den Turnsälen in den Schulen. Das bedeutet, dass man im Winter die ganzen Freiluftsportarten in den, dem Bund gehörenden, Schulturnsälen unterbringen musste. Dies war für die Funktionäre oft ein schweres Unterfangen. In den Turnsälen gab es die üblichen Turngeräte wie Matten, Bänke, Pferde, Sprossenwand, Ringe und Reck, aber sonst gab es nichts. Es gab keine Basketballkörbe und keine Bälle. Alle Trainer hatten Schwierigkeiten, mit den zur Verfügung stehenden Geräte ein adäquates Training durchzuführen.

Die Landesturnhalle

Ein kleiner Exkurs zur Landesturnhalle: 1863 beschloß der Steirische Landtag den Bau einer „Landschaftlichen Turnhalle“ im Gelände des Stadtparks. Einer der ersten Vereine, der sie nutzte war der ATV, der Akademische Turnverein. Die Errichtung eines Sportplatzes daneben folgte ein wenig später. Dort wurden Feuerwehrveranstaltungen durchgeführt, weiters noch Turnfeste und Fussballspiele. Der spätere Nobelpreisträger Fritz Pregl war einer der Fussballspieler, der hier dem Ball nachrannte. Ab 1900 wurde der Platz im Winter zu einem Eislaufplatz umgestaltet und bis in die Sechzigerjahre von der Bevölkerung in Anspruch genommen. Im Krieg wurde die Halle von Bomben beschädigt und erst 1946 wiederaufgebaut. In der größten Halle wurden Basketballkörbe installiert.

In der Kriegszeit hatte man auf Körperertüchtigung Wert gelegt, man machte Freiübungen, man turnte, sprang über Böcke, man hüpfte über Seile, man kletterte die Seile hinauf, man musste einen Salto machen, man spielte Völkerball und Faustball, vor allem wurde auf Ausdauer Wert gelegt. Das geschah, damit man die Jugend später zu tüchtigen Soldaten machen konnte. Flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl wollte Hitler seine Jugend haben. Unsere Turnlehrer, die meisten waren noch von der Nazizeit indoktriniert, führten den Unterricht auch so durch.

Im Sommer war es leichter. Es gab Sportplätze mit Laufbahnen, die aber noch keinen Tartanbelag aufwiesen, sondern Aschenbahnen waren, die Garderoben waren primitiv, meist konnte man sich nur kalt oder gar nicht duschen. Die Fussball- und Handballplätze hatten einen spärlichen Rasenwuchs. Vor den Toren waren kein Rasen vorhanden, dadurch bildeten sich nach Regen immer grosse Lachen, die oft vor den Spielen mit Sand bestreut wurden.

„Aushilfshandballer“

Hier vielleicht ein Einschub, der sich auf den Beginn meiner Basketballzeit bezieht. Ich wohnte, wie schon erzählt, in der Wickenburggasse, also nahe zum GAK-Platz. Zapfl Grengg, der ein Universalorganisator war, hatte für mich eine Spielberechtigung für Handball ausgestellt, ohne mich zu fragen. Und so kam es, dass ich immer wieder, wenn bei der Abfahrt der GAK-Mannschaft zur Meisterschaft am Sonntag ein Spieler fehlte, er mit dem Bus bei mir zu Hause vorbeifuhr, mich aus dem Bett scheuchte und mich zu den Auswärtsspielen mitnahm.

Ich wurde von der Mannschaft, von denen alle älter waren als ich, gerne mitgenommen, aber zählte nicht so richtig, denn für einen echten Handballer war ich ihnen zu wenig hart. Unter dem Motto, Basketball ist kein richtiger Männersport, weil hier nicht geschlagen und getreten werden darf. Aber sie schätzten meine Pässe, meine Ballführung und mein Spielverständnis. Vor dem Wurfkreis war ich nicht zu gebrauchen, denn mein Wurf dauerte zu lange, denn während ich noch zum Schuss ausholte, hatte man mir schon fast den Arm ausgerenkt.

Die große Lache

Hierher passt auch eine Anekdote aus meiner Handballkarriere. Erich „Keksi“ Kleinschuster, der berühmte Posaunist und Musikprofessor, spielte auch beim GAK Handball, er war Verteidiger, auch in der österreichischen Auswahl und war wegen seiner Härte gefürchtet. Bei einem Spiel in Bärnbach stürzte er unglücklich in eine solche Lache und beschmutzte sich ziemlich. Ein Bärnbacher Spieler fand dies furchtbar lustig, er bog sich vor Lachen aus und zeigt mit dem Finger auf ihn. „Schauts eich den on,“ rief er. Keksi bückte sich, griff in die Lache, nahm einen Batzen Dreck, setzte diesen dem Lacher auf den Kopf und wischte sich anschließend in dessen Trikot ab. Nach einer Schockstarre ging dieser Spieler und auch andere auf Keksi los. Keksi floh und rannte wie ein Hase zick zack über den Platz und rettete sich in den bereitstehenden Bus des GAK. Das Spiel war für längere Zeit unterbrochen. Keksi wurde ausgeschlossen.

Noch eine Anekdote aus dieser Sportzeit. Wenn wir als Mannschaft oder Sportverein irgendwo hinfuhren, wollten wir zwar kämpfen und gewinnen, aber ein wenig wurde immer auf das weibliche Geschlecht geschielt. Ob auf Damen des Publikums oder solche von einem anderen Verein. Nach den Wettkampf versuchte man ein Mädchen kennen zu lernen und womöglich es am Abend zu treffen. Die Damen waren durchaus nicht abgeneigt, denn wir waren sportliche und attraktive junge Männer. Versucht wurde es immer, aber man hatte nicht immer Glück.

Beim GAK in der Handballmannschaft spielte Leo Rabensteiner, ein späterer Gastwirt und Hotelier, der ein grosser Frauenheld war. Bei einem Wettkampf gegen eine Münchner Mannschaft waren beim abschliessendes Essen mehrere Damen des Münchner Klubs dabei. Sehr zum Entzücken von Leo, der sofort mit den zwei hübschesten anbandelte. Durch das viele Bier, dass dabei floss, musste er zwischendurch auf die Toilette gehen. Als er zurückkam und sein Bandelei fortsetzen wollte, zeigten die beiden keinerlei Interesse mehr an ihm. Er war völlig konsterniert, so etwas war ihm noch nie passiert. Auf der Heimreise wurde ihm erklärt, was geschehen war. Seine guten Freunde Karl Track und Keksi Kleinschuster hatten die Mädchen gebeten, von ihm abzulassen, ihn nicht in in Versuchung zu bringen, denn er sei Priesterstudent und gerade dabei, sein letzten Gelübde abzulegen. Es sei auch der dringende Wunsch seiner Familie. Dafür hatten sie Verständnis und sie wollten ihn unbefleckt seinen neuen Beruf antreten lassen.

Die Sportkleidung brachte man selbst mit, für die Wettkämpfe bekam man ein Trikot mit den Vereinslogo, auf das man stolz war und dieses musste oft von der Mutter angenäht werden. Trainingsanzüge gab es erst ab Mitte der 50er Jahre. Wenn man einen Bewerb gewann, wurde einem eine Urkunde oder eine Abzeichen in die Hand gedrückt. Pokale gab es dafür nie.

Allroundsportler

Man unterschied damals zwei grosse Gruppen von Sportarten, die von der Jugend ausgeübt wurden: die eine war der Fussball und die andere waren alle anderen zusammen. Fussball wurde zwar auch im Unterricht gespielt, aber galt als Sportart der unteren Gesellschaftsschichten. Nur wenige Mittelschüler und Studenten spielten bei Fussballklubs. Das hinderte uns aber nicht, auf den Fussballplatz zu gehen und den Spielen zuzuschauen.

Wir waren alle damals hungrig nach Sport und an allen Sportarten interessiert, hungrig auch auf das Leben, das vor uns lag. In den Schulklassen gab es Fechter, Turner, Handballer, Schwimmer Basketballer und Leichtathleten. An den Wochenenden, an denen es ohnehin keine besonderen Vergnügen gab, ging man zu den eigenen Wettkämpfen oder solcher anderer Sportarten. Man traf dort seine Freunde und Bekannte und vor allem konnte man dort Mädchen kennen lernen oder treffen. Man kannte die Bestzeiten des jeweiligen Sportes, wusste über die jeweilige Sportart Bescheid. Kein Mensch hatte Geld, um anderen Vergnügungen nachzugehen, man ging bestenfalls in ein nahe liegendes Gasthaus um ein Bier zu trinken. Zu den Veranstaltungen, auch zu den eigenen, fuhr man mit dem Rad oder wenn sie auswärts stattfanden, mit dem Zug. Man verpflegte sich dabei oft selbst.

In dieser Zeit haben viele von uns auch anderen Sportarten versucht und nicht wenige, besonders Talentierte, übten mehrere Disziplinen erfolgreich aus. Leichtathleten spielten Handball, Handballer und Turner spielten Basketball, und nicht wenige, die Laufen konnten, liefen bei Leichtathletikbewerben mit und verstärkten damit bei Staffelwettkämpfen ihren Klub, sie beteiligten sich am Stadtpark- oder dem Schloßberglauf.

Peter Böck, der GAK-Tennisspieler, spielte Basketball, Egon Karf, der Sohn von Prof. Karf, der ebenfalls alle Sportarten beherrschte, begann in der Schwimmsektion des GAK, spielte beim GAK Basketball und Handball, Peter Pokorny, der noch heute als Tennisspieler erfolgreich ist, spielte sehr gut Basketball, Karl Track, als Leichtathlet österreichischer Jugend-Mehrkampfmeister, wurde ein hervorragender Handballer beim GAK, GAK-Leichtathlet Manfred Sewera, auf 100 Meter damals der schnellste Österreicher, wurde später österreichischer Meister im Tontaubenschießen. Bobby Pilhatsch, der Inhaber des österreichischen Hochsprungrekords, spielte Basketball und fuhr später erfolgreich Rallye.

Die Trainer

Neben den beiden Mittelschulprofessoren Alfred „Zapfl“ Grengg und Rudolf Hirsch, ist noch der erfolgreiche Trainer Otto Leopold Klein zu erwähnen. Dieser hatte sich wegen fehlender Leichtathletikanlagen vom GAK abgewendet und war zum Postsportverein gegangen, wo er eine ganze Reihe österreichischer Spitzenathleten hervorgebracht hat. Er war ein grosser Psychologe, er führte neue Trainingsmethoden ein und konnte seine Athleten, die ihn verehrten, ermutigen und an die Spitze führen. Er sah so aus wie man sich einen englische Offizier vorstellt, er hatte einen Schnurrbart und hielt sich gerade wie ein Stock, seine Sprache war kurz und prägnant.

Bekannt war er durch seine Startpistole, mit der er zahlreiche Starts durchführte, dabei trug er einen roten Blazer, ganz Gentleman-like. Bobby Pilhatsch wurde Hochsprungmeister, die Gebrüder Wicher waren Mittelstreckler, Burschi Klaus war sehr schnell über den Hürden und Ludmilla Dunst (GAK, später Postsportverein) war eine österreichische Meisterin der Mittelstrecke. Edgar Haas war ebenso ein schneller Mittelstreckler. Sein Neffe Heinz Zaunschirm wurde ein bekannter Hammerwerfer, der auch international Erfolg hatte. Alle diese Sportler kannten sich und waren durch Freundschaften verbunden, die oft ihr ganzes Leben hielten.

Auch zwei andere Trainer, die in Ungarn auf einer Sportakademie ihre Ausbildung gemacht hatten, sind hier zu erwähnen. Sie waren in mehrere Sportarten tätig. Es war „Gerdi“ Gerdoff und ein gewisser Herr Szentgyörgy, dessen Vornamen ich vergessen habe. Sie waren diplomierte Trainer und waren bei Fussball-, Basketball- und Handballvereinen engagiert. Sie waren selbstbewusste Männer mit einem sicheren Auftreten und stets gut angezogen.

Beim Basketball

Nun komme ich zu meiner eigenen Karriere als Basketballer. Ein Bekannter brachte mich mit 17 Jahren in die Turnhalle, wo ich dem GAK beim Training zuschaute. Für mich kam kein anderer Sport mehr in Frage. Basketball hat mich früh interessiert, weil das ein amerikanischer Sport war und Amerika damals das interessanteste Land für mich war.

Die Basketballsektion des GAK war von Alfred „Zapfl“ Grengg gegründet worden. Die erste Mannschaft bestand aus Hifler, Grengg, Albegger, Höller, Pilhatsch, Forster, Bouvier und Strasser. Nur zwei davon, nämlich Bouvier und Strasser, konnte man als echte Basketballspieler bezeichnen, ihre Bewegungsabläufe waren bereits gleitend und elegant, die anderen waren zwar sportlich gut, aber ihre Dribblings, ihre Pässe und Würfe waren noch eckig und von anderen Sportarten geprägt.

Hans Kollar und drei andere Schüler vom Lichtenfelsgymnasium, Erich Andree, Stefan Sailer und Rolf Knittel, haben damals mit mir in der Jugendmannschaft begonnen. Wir lernten von Beginn an den neuen Sport mit dem richtigen Dribbeln, mit allen Würfen, vor allem der Sprungwurf ging uns in Fleisch und Blut über. So dauerte es nicht lange, bis wir Jungen in die erste Mannschaft kamen. Toni Hifler wurde unserer Trainer. Die Leichtathleten und Handballer der ersten Mannschaft wurden zu einer zweiten Mannschaft, die durch ihren Sponsor Gerhard Maurer von BP, British Petrol genannt wurde, umgebildet. Für sie war Basketball ein Ausgleichsport während des Winters.

Wir gewannen die steirischen Meisterschaften viele Jahre lang, der einzige Konkurrent war lange Zeit die Union mit Prof. Hirsch als Trainer. Die Basketballmannschaften begannen überall aus den Boden zu schiessen: ASV, ATG, Union Friesen. Bei der Union wurde dann der BBC gegründet. In Fürstenfeld wurde ebenso ein Verein gegründet, man sieht, der jetzige Basketball-Verein aus Fürstenfeld hat eine lange Tradition. Das gleiche geschah mit den Damenmannschaften. Salz in die steirische Suppe kam mit der Gründung von Hellas, einem Verein mit griechischen Studenten. Basketball war in Griechenland ein populärer Sport.

Einige griechische Studenten traten Grazer Clubs bei, wie Jorgos Busvaros, Anthony Chryssos, Athanasios Chryssochiodes. Mit Yalzin Caca, einem türkischen Architekturstudenten, trat ein weiterer guter Basketballer die Szene, dazu war Caca noch Fußballer bei Sturm Graz. Es gab die Meisterschaft, aber der emotionelle Höhepunkt war immer am Ende der Saison das Spiel Steiermark gegen Hellas. Dieses Spiel fand im Sommer statt und wurde im Freien durchgeführt. 500 griechische Studenten kamen und brachten südländische Temperament mit. Es war notwendig, einen Schiedsrichter von auswärts zu engagieren. Es wurde geschrien, die Grasbüschel flogen auf das Spielfeld. Wenn die Griechen gewannen, wurden sie vom Platz getragen, wenn sie verloren, dann musste sich der Schiedsrichter in Sicherheit bringen. Und all das bei einem fairen Sport, ohne Körperberührung.

Steirische Auswahl

Die steirische Auswahl, der ich viele Jahre angehörte, trug auch internationale Spiele aus. Ich erinnere mich an eine brasilianische, eine russische und eine jugoslawische Mannschaft gegen die wir antraten. Die Erbfeinde war aber die Wiener. Das höchste der Gefühle war es, eine Wiener Mannschaft zu schlagen. Die österreichischen Meisterschaften wurden damals aus Geldmangel als Turnier am Saisonende ausgetragen. Dabei spielten die jeweiligen Siegermannschaften der einzelnen Bundesländer in einem Turnier um die Meisterschaft. Die Steiermark belegte immer den zweiten Platz. Die Wiener hatten die besseren Mannschaften und waren auch die besten. Wenn eine steirische Mannschaften in Wien fast gewann, wurde derartig geschummelt, dass am Ende doch wieder die Wiener die Sieger waren. Wir wurden, wie man bei uns so schon sagt, obitragn.

Erst am Ende meiner Spielzeit gab es eine echte österreichische Mannschaftsmeisterschaft, wo man am Wochenende mit dem Auto in irgendeine Stadt fuhr. Was für eine Strapaze, denn es gab noch keine Autobahn. Ein Spiel am Abend in Mistelbach: 9 Uhr Heimfahrt, um 11 Uhr war man in Wiener Neustadt, dort aßen wir immer ein Szegedinergulasch, die Ankunft in Graz war zwischen 2 und 3 Uhr morgens.

Noch eine Anmerkung zur Anspruchslosigkeit und der Bescheidenheit der damaligen Zeit. Die Spiele in Wien wurden immer in der Herrengasse im ehemaligen Palais Ferstl ausgetragen, wo einstens das berühmte Café Central war. Dies ist ein schauerlicher neugotischer Bau und die Spiele fanden im Rittersaal statt. Auch hier war für Zuschauer wenig Platz. Es war immer kalt, das Gebäude war kaum zu heizen. Die Garderoben waren nur durch einen langen Gang zu erreichen. Ich erinnere mich, einmal mit dem späteren Bundeskanzler Vranitzky gemeinsam unter der kalten Dusche gestanden zu haben, er war etwas jünger als ich und ein vielversprechender Jugendspieler.

Viele Sportler wurden damals aus Geldmangel in einem dem Bund gehörenden Heim in Wien in der Blattgasse untergebracht. Und zwar wie beim Militär, in Schlafsälen in denen 20 bis 30 Betten standen. Man kann sich vorstellen. wie lange es dauerte bis am Abend Ruhe einkehrte. Eine 10 Uhr Nachtruhe war vorgeschrieben. Ich erinnere mich an eine Meisterschaft, wo wir diese Unterbringung mit der Salzburger Auswahl teilen mussten. Die Salzburger kamen etwas später nach Hause und machten Lärm. Wir schliefen schon und waren ungehalten. Bobby Pilhatsch rief ihnen zu: „Gebt eine Ruhe, sonst schlagen wir euch schon heute.“ Als die Salzburger zu seinen Bett gingen, um ihn zur Rede zu stellen, erhob sich Bobby in voller Länge und Breite, er war wie ein Hüne gebaut und sagte gar nichts. Eingeschüchtert durch den Riesen gingen die Störenfriede zu Bett. Beim Turnier haben wir sie, wie vorausgesagt, geschlagen.

Ende der aktiven Karriere

Mit der Beendigung meines Studiums 1960 ging meine Basketballkarriere zu Ende. Ich trat in den Orden der Mediziner ein und hatte keine Zeit mehr um Basketball zu spielen. In den nächsten 15 Jahren ging ich joggen, spielte ziemlich gut Squash und ein wenig Tennis. Meine spätere Frau habe ich übrigens auch beim GAK kennen gelernt, sie hat ebenso – wie mein Bruder Helmut – Basketball gespielt.

Erst mit 42 Jahren begann ich ernsthafter Tennis zu spielen, wurde darin aber nie richtig gut. Ich trat natürlich der GAK-Tennissektion bei, wo ich viele frühere Sportkameraden traf. Ich war Mitglied bei dem Club geworden, dessen Damen und Herren ich in meiner Kindheit in ihrer weissen Kleidung so bewundert hatte. Gesundheitsprobleme zwangen mich im Alter von 52 Jahren damit aufzuhören.

Wie alle alten Sportler endete auch ich beim Golf. Leider hat der GAK keine Golfsektion, aber beim Murhof traf ich viele GAKler aus alten Sportzeiten. Wie andere bereute auch ich, nicht schon früher damit angefangen zu haben. Golf spiele ich heute noch mit 85 Jahren, merkwürdigerweise fliegt der Ball aber nicht mehr so weit.

Herbert Lipsky

Zur Person: Univ.-Prof. Mag. Dr. Herbert Lipsky, Jahrgang 1936, Studium der Medizin in Graz, Facharzt für Chirurgie und Urologie, ehemaliger Primarius der Urologischen Abteilung am LKH Leoben, Verfasser von zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten, humoristischen Büchern und Krimis; Initiator der Ausstellungsreihe „Kunst im Spital“; in der Pension Studium der Kunstgeschichte an der Universität Graz; intensive Beschäftigung mit der Geschichte und Kunst der NS-Zeit.

 

Titelfoto: Blick auf Geidorf um 1934 (© Postkartensammlung GrazMuseum Online. Blick vom Rainerkogel. Online: URL: https://gams.uni-graz.at/o:gm.3671 [Stand 27-01-2021]) – weitere Fotos: © Sammlung Dr. Armin Lind (Militärschwimmschule), Postkartensammlung GrazMuseum Online (Landesturnhalle), Foto Fischer/Sammlung GAK 1902 (GAK-Platz vom Schloßberg 1966, Basketballfreiplatz 1961, Spiel GAK – UBBC Salzburg 1961), Privatfotos Herbert Lipsky (GAK Mitte der 1950er, Steiermark gegen Russland), Grätzelinitiative Margaretenbad (Flyer O. L. Klein)

Fotogalerie:

1 – Die alte Militärschwimmschule (später: Polizeischwimmschule) in der Körösistraße in unmittelbarer Nähe des GAK- Platzes. Heute steht an dieser Stelle (Haus-Nr. 9) ein Gebäude (© Sammlung Dr. Armin Lind)

2 – Bis 1869 wurde die Landesturnhalle (heute: Landessportzentrum) errichtet. Der GAK spielte dort in den 1950er- und 1960er-Jahren seine Basketballbegegnungen (© Postkartensammlung GrazMuseum Online. Landes-Turnhalle Graz. Online: URL: https://gams.uni-graz.at/o:gm.6439 [Stand 22-01-2021])

3 – Der alte GAK-Platz 1966 vom Schloßberg aus gesehen (© Foto Fischer/Sammlung GAK 1902)

4 – Im nördlichen Bereich der Sportanlagen in der Körösistraße wurde in Eigenregie ein Freiluft-Basketballplatz errichtet, weil es noch keine ausreichende Hallenkapazität in Graz gab. Hier gut zu sehen bei den Steirischen Mehrkampfmannschaften 1961 (© Foto Fischer/Sammlung GAK 1902)

5 – Die GAK-Basketball-Mannschaft Mitte der 1950er mit unserem Autor: hinten v. l. n. r. Rolf Knittel, Herbert Lipsky, Trainer und Gründungsmitglied Toni Hifler, Stefan Sailer, Toni Bouvier, kniend v. l. n. r. Fritz Strasser, Ali Albegger und Erich Andree (© Privatfoto Herbet Lipsky)

6 – Spiel der Steirischen Auswahl gegen ein russisches Auswahlteam: Herbert Lipsky übergibt den Wimpel (links), sein Bruder Helmut (ganz rechts) (© Privatfoto Herbert Lipsky)

7 – Diese Jugendmannschaft mit Bruder Helmut (hockend, 2. v. l.) wurde 1961 steirischer Juniorenmeister – Herbert Lipsky fungierte teilweise auch als Trainer dieses Teams

8 – Foto jener GAK-Feldhandballmanschaft, in der der Autor desöfteren aushelfen musste: u. a. mit Leo Rabensteiner (stehend ganz links), Eilfried Huth (stehend 3. v. l.) – mit Jahrgang 1930 einer der ältesten noch lebenden ehemaligen Aktiven des gesamten Vereins – dem späteren Nationalspieler und Schulfreund Herbert Lipskys, Karl Track (stehend 3. v. r.) und Otto „Keksi“ Kleinschuster (stehend ganz rechts)

Anhang:

1 – Man kann die beengten Verhältnisse in der Landesturnhalle erahnen: hier beim Basketball-Staatsliga-Spiel GAK gegen UBBC Salzburg am 11. November 1961 (© Foto Fischer/Sammlung GAK 1902)

2 – GAK-Leichtathletik-Trainer Otto Leopold Klein gab in der Nachkriegszeit Gymnastikkurse im Margaretenbad (© Grätzelinitiative Margaretenbad)

Fotos

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902