2005 geht eine Ära endgültig zu Ende: Das Casino Stadion, der historische GAK-Platz, wird abgerissen und muss einer Wohnsiedlung Platz machen. Der Verein hat für seine Fußballer da schon ein modernes Trainingszentrum in Weinzödl errichtet, das durch den Verkauf des Grundstücks mitfianziert wird. Und die Bundesliga-Spiele finden schon seit gut acht Jahren im neuen Liebenauer Stadion statt.
Mit der Vereinsgründung 1902 war der Grazer Athletiksport-Klub auch auf der Suche nach einem geeigneten Sportgelände. Carl Markel, einer der Gründer, berichtet dazu ein knappes Vierteljahrhundert später:
„[...] Als in der Körösistraße eine große Wiese gefunden wurde, kamen die Verhandlungen um den Erwerb dieses Platzes zum Ausbau unserer Sportstätte bald zu einem günstigen Abschluß, wobei meine Mutter, Anna Markel, sich als noble Patin zeigte und den Pachtschilling erlegte und uns auch weiterhin finanziell unterstützte. Das erste Fußballspiel gegen einen auswärtigen Gegner auf unserem Platze in der Körösistraße bestritten wir gegen den Fußballklub Ödenburg, der 4:1 besiegt wurde [...]“
Mit der so genannten „Hauptmühlwiese“ war nun der GAK-Platz gefunden, der für die folgenden 103 Jahre die Heimstätte des Vereins sein sollte. Neben den Fußballern zogen auch die Tennisspieler auf der neuen Anlage ein (damals wurde noch auf Rasen gespielt), kurzzeitig gab es auch einen Reitplatz (Reiten konnte sich aber als Sektion nicht etablieren). 1903 kam es zur Einrichtung einer Laufbahn und einer Sprunggrube für die Leichtathlen, zehn Jahre später war an der Ostseite schon eine Tribüne errichtet und wurde eine elektrische Zeitnehmung sowie eine Stabhochsprung-Anlage installiert.
Der erste Weltkrieg bringt für den Sportbetrieb in der Monarchie eine Zäsur mit sich. Mit List und Geschick kann der umtriebige Funktionär Roman Posch – in den nicht minder schwierigen Zeit des Wiederaufbaues nach dem zweiten Weltkrieg auch Obmann des Gesamtvereins – die Anlage vor dem Zugriff der Behörden schützen und den GAK-Platz somit für den weiteren Sportbetrieb retten (u. a. zur Zwischennutzung als militärisches Übungsgelände), während die meisten Vereinsfunktionäre und viele Aktive im Kriegsdienst waren.
Bis über den zweiten Weltkrieg hinaus blieb mit dem Älteren Grazer Bäcker-Mühlenkonsortium die Besitzerstruktur unverändert. Der GAK musste aber im Laufe der Zeit für die Nutzung immer mehr Pacht aufbringen, v. a. als es darum ging, das Stadion 1951 staatsligatauglich zu machen. Die Initialzündung für eine dauerhafte Lösung in dieser für den Verein prekären Situation, kam unter anderem von einem ehemaligen GAK-Sportler und Funktionär, nämlich Dr. Armin Arbeiter, zu der Zeit Präsident des Allgemeinen Sportverbandes Österreich (ASVÖ), dessen Gründungsmitglied der GAK auch ist: Der ASVÖ kaufte das gesamte Grundstück und verpachtete es günstig an den Verein.
Neben den vereinseigenen Akvitäten wie Fußball, Tennis und Leichtathletik, später Feldhandball, Eishockey, Eiskunstlauf und nach 1950 auch Basketball, trainieren am GAK-Platz bis nach dem zweiten Weltkrieg auch andere Vereine bzw. trugen sogar ihre Wettkämpfe dort aus.
Dazu gehörten immer wieder Boxkämpfe, aber auch Großveranstaltungen, wie das ASKÖ-Sportfest 1949. Für die Eishockeysektion wurden immer wieder Tennisplätze als Eisfläche präpariert (u. a. 1927, 1930 – 35, 1955/56), nach 1945 trainierte die Grazer Sportvereinigung (GSV) mit ihren Eiskunstläufern in der Körösistraße.
Für Bahnradrennen – die Radsektion wird dafür sogar kurzzeitig reaktiviert – werden 1947 die Leichtathletik-Anlagen abgetragen und mussten danach wieder (ebenso wie die Sektion selbst) mühsam wiederhergestellt werden. Am 16 September.1948 war der GAK-Platz sogar Ziel einer Etappe der (damals noch inoffiziellen) Österreich-Radrundfahrt. Auch Spiele von Feldhandball-Staatsmeisterschaftsendrunden fanden mehrfach am GAK-Platz statt.
Auf den – heute noch im Südteil bestehenden – Tennisanlagen gab es seit der Vereinsgründung regelmäßig Turniere, die nach dem ersten Weltkrieg als internationale Veranstaltungen (größtenteils als „Meisterschaft der österreichischen Alpenländer“) ausgetragen wurden und nach der kriegsbedingten Unterbrechung noch lange als internationale Herbstturnier fortgeführt wurden. Mehrfach hat der GAK-Tennis steirische und österreichische Meisterschaften ausgetragen und war 1999, 2001 und 2002 auch Gastgeber des ÖTV-Superliga-Turniers (2002 mit dem Staatsmeistertitel als Krönung).
Bereits am 29. September 1903 fand das erste Leichtathletik-Meeting statt und diese Tradition wurde bis zum Ende der Sektion 60 Jahre später fortgeführt (wobei in den 1950ern einige Veranstaltungen auch im Liebenauer Stadion stattfanden). Die ersten offiziellen steirischen Leichtathletik-Landesmeisterschaften wurden am 21. August 1921 ebenfalls am GAK-Platz veranstaltet und in Folge regelmäßig dort ausgetragen, österreichische Meisterschaften gab es u. a. 1949 oder 1951 mit den den Staffel-, Mehrkampf- und Marathonmeisterschaften.
Immer wieder müssen die Anlagen saniert und ausgebaut werden, direkt nach dem ersten Weltkrieg werden die Tennisplätze (die erst kurz vor Kriegsbeginn 1914 renoviert wurden) wieder instandgesetzt (bis Mitte der 1920er-Jahre wird die Anlage auf neun Plätze angewachsen sein), nachdem sie als Gemüsegärten zweckentfremdet wurden. 1921/22 wird u. a. eine neue Tribüne an der Westseite des Fußballplatzes errichtet, 1924 gibt es ein neues Klubhaus für die Tennissektion (mit Buffet, Duschen, Klubraum und Kanzlei). All das erfordert auch große finanzielle Opfer von Verein, Gönnern und Mitgliedern.
Seit 1926 gibt es erstmals auch Strom und 1933 sogar eine Flutlichtanlage. Das Wiener Sporttageblatt vom 5. August 1933 berichtet von der tags zuvor stattgefundenen „Nachtspielpremiere“ zwischen dem GAK und dem FC Wien. Errichter der Anlage war übrigens die Firma des GAK-Leichtathletikpioniers Ferdinand Friebe (das Unternehmen existiert heute noch in der Sporgasse).
Nach dem zweiten Weltkrieg waren zunächst Bombenschäden zu beseitigen, zwischendurch war nicht einmal klar, ob die Anlagen nicht sogar anderen Vereinen überlassen werden sollen. 1948 gab es nach umfangreichen Sanierungsarbeiten 2.500 gedeckte Sitz- und bis zu 8.000 Stehplätze. 1950 wurde für die neu gegründete Basketball-Sektion ein Trainingsplatz errichtet (bis auf die Landesturnhalle gab es noch keine Sporthallen in Graz), in weiterer Folge auch das Klubhaus der Tennissektion saniert und umgebaut.
Die Westribüne (Murseite) wurde mehrfach umgebaut und erweitert (u. a. 1951 und 1961 inkl. Errichtung eines Büros für die Klubleitung). Nachdem die Leichtathletik-Sektion 1963 geschlossen wurde, verfiel v. a. die Laufbahn und es gab immer wieder Bestrebungen die nördlichen und südlichen Stehplatzbereiche näher zum Spielfeld zu rücken. Zwischendurch wurde auch ein dringend notwendiger Trainingsplatz nördlich des Areals angemietet. 1969 wich die alte hölzerne Osttribüne aus den Anfangsjahren einem Neubau für 2.500 Sitzplätze.
Nachdem immer wieder auch Fußballspiele auf anderen Sportplätzen ausgetragen wurden – u. a. gab es in den 1950er-Jahren Doppelverstaltungen mit Austria Graz auf dessen Anlage bzw. wurden (internationale) Flutlichtspiele ab 1955 im Bundesstadion in Liebenau ausgetragen – trug der GAK ab 1971 seine Wochentags-Meisterschaftsspiele in Liebenau aus, kehrte aber in der Zweitligasaison 1974/75 noch einmal gänzlich auf die eigene Anlage zurück. Die Gründe dafür kann man hier nachlesen. Mit dem Wiederaufstieg 1975 zog man dann für elf Saisonen komplett nach Liebenau.
Der Platz in der Körösistraße wurde dann überwiegend als Trainingsstätte genutzt, allerdings war eine Sanierung und ein Ausbau der Anlage unumgänglich, um eine Rückkehr für Meisterschaftsspiele zu ermöglichen. Ab 1982 kam mit dem Neubau des Klubhauses Fahrt in dieses Projekt. Bis 1986 wird eine komplett neue Südtribüne (für 3.000 Stehplätze), eine südliche Erweiterung der Westribüne (Stehplatzbereich) und im Nordbereich ein Trainingsplatz errichtet. Parallel dazu baut der GAK-Tennis eine neue Tennishalle (1981 wurde abermals das Klubhaus erweitert), die unmittelbar an die neue Südtribüne angrenzt und heute noch so besteht.
Am 25. Juli 1986 erfolgt dann mit dem Meisterschaftsspiel gegen den SK VÖEST Linz die Rückkehr auf die alte – neue – Wirkungsstätte. Allerdings währte die Ära des „Casino Stadion GAK“ nur knappe 11 Jahre …
Mit dem Wiederaufstieg in die 1. Liga 1995 war das neue Liebenauer Stadion schon in Bau und das Ende der traditionsreichen Spielstätten der beiden Grazer Großklubs absehbar. In der Saison 1996/97 wurde ein Großteil der Spiele im Alpenstadion Kapfenberg ausgetragen, nur für die letzten Runden kehrte man noch einmal in die Körösistraße zurück. Am 6. Juni 1997 fand dort das letzte Pflichtspiel statt, 2.500 Zuschauer sahen an diesem Tag ein 0:0 gegen Austria Wien …
Danach dient die Anlage in Geidorf noch weiter als Trainingsstätte. Am 2. Juli 2003 findet schließlich, mit dem Abschiedsspiel von Ales Ceh gegen den NK Maribor im Rahmen eines Tages der offenen Tür, das letzte Match am altehrwürdigen GAK-Platz statt. Ein knappes Dreivierteljahr später ist der GAK zum ersten und einzigen Mal österreichischer Fußballmeister. Die Meisterfeier ist dann der aller-allerletzte Höhepunkt einer mehr als hundertjährigen Historie einer traditionsreichen Sportstätte.
Neben den Meisterschaftsspielen und zahlreichen Turnieren, die die Fußball-Sektion veranstalttet hat, gab es v. a. bis zur Errichtung des Liebenauer Stadions (Flutlicht!) natürlich auch sportliche Highlights, wie z. B. 1905 und 1906 die Spiele gegen die London Pilgrims, 1912 gegen Arsenal London oder Ferencvaros Budapest, 1913 die Bolton Wanderers, 1914 TSV 1860 München und 1920 Admira Wien oder die Vienna. Der FC Bayern München war 1937 beim Rundspiel zum 35jährigen Vereinsjubiläum in Graz zu Gast.
Von diesem Ort aus begannen beachtliche sportliche Karrieren: bei den Fußballern unter anderem die von Otto Gaber (erster steirischen Fußballprofi), Stefan Kölly (ersten GAK-Teamspieler 1952), Willy Huberts (erster österreichischen Legionär in der Deutschen Bundesliga 1963) oder „Wunderteam“-Tormann Rudi Hiden (WAC, RC Paris), der österreichische Leichtathletik-Größe, des 18fachen Staatsmeisters und Olympioniken, Ferdinand Friebe, der Silbermedaillengewinner im Feldhandball bei der Olympiade 1936, Franz Brunner und Walter Reisp und von zahlreichen Tennisspielern, wie Herman von Artens, Herbert Holzer, Gilbert Schaller oder Oliver Marach.
Highlights in anderer Beziehung waren beispielsweise das 0:7 gegen Wacker Wien am 18. März 1956 in der Staatsliga A, das 9:0 gegen den Kapfenberger SV am 10. November 1957 (nachdem die Roten in der Runde davor Rapid auf der Pfarrwiese mit 4:1 gedemütigt haben) oder die zehn Tore beim 8:2 gegen den Wiener Sportclub in der Saison 1987/88, aber auch die drei Amateurstaatsmeistertitel 1929, 1932 und 1933.
Den Zuschauerrekord vor dem Umbau hält das Meisterschaftsspiel gegen Rapid Wien (1:2) am 16. September 1961 mit 12.310 Zuschauern; nach dem Umbau (und mit Zusatztribünen auf der Nordseite) kamen am 26. August 1995 zum 3:2 im Derby gegen den Stadtrivalen Sturm knapp 11.000 Besucher (bewegte Bilder dazu gibt es am Ende des Artikels).
Bis 2005 war also diese Sportstätte so etwas wie das Wohnzimmer für die Fußballer, aber auch die Leichathleten, Radfahrer, Eiskunstläufer, Eishockeyspieler, Feldhandballer und Basketballer – nicht nur – des GAK. Auch die berühmteste rote Krawatte der Fußballgeschichte wurde 1987 hier an einen „Wödmasta“ übergeben, aber auch tragische Ereignisse überschatteten hin und wieder die sportlichen.
Das ehemalige Fußball-Klubhaus ist jetzt in die neue Wohnsiedlung integriert, die Tennisanlagen im Süden existieren heute immer noch, aber im Norden des Geländes erinnert fast nichts mehr an das sporthistorische Areal und die alte Heimstätte der roten Fußballer.
Wolfgang Gruber
Die alte Heimstätte in bewegten Bildern – das Stadtderby vom 26. August 1995 mit 11.000 Zuschauern: https://www.youtube.com/watch?v=RFk3inSFN8k
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