Am 16. Mai 2000 wurde der GAK zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte österreichischer Cupsieger – wie 1981 war Austria Salzburg der Finalgegner
Überschattet war die Saison 1999/2000 vom Abgang von Klaus Augenthaler, der Anfang März 2000 zum 1. FC Nürnberg in die 2. deutsche Bundesliga wechselt und danach mit dem „Club“ den Aufstieg in die 1. Liga schafft. Schon Ende 1999 hatte „Auge“ erstmals Wechselabsichten bekundet (VfL Bochum, Borussia Mönchengladbach).
Akwuegbu als mehrfacher Matchwinner
In die Pokalsaison ging der GAK dann zunächst mit Co-Trainer Rainer Hörgl, der für die ersten beiden Spiele verantwortlich war, bis Werner Gregoritsch das Traineramt übernimmt. In der Meisterschaft reicht es derweil „nur“ zu einem mittelmäßigen siebten Endrang. Und auch im Pokal war es, trotz eher unterklassiger Gegner, zumeist ein hartes Stück Arbeit, um in die jeweils nächste Runde zu kommen. Alles überragender Spieler war dabei Benedict Akwuegbu, der mit insgesamt 6 Toren den Grundstein für den späteren Cupsieg legte.
Aber jetzt einmal alles der Reihe nach:
In der 2. Runde, in der erstmals auch die Mannschaft der 1. und 2. Liga teilnehmen, geht es am 21. März in Voitsberg vor gut 2.000 Zuschauern gegen den dortigen ASK – übrigens mit Alfred Gert, unseren aktuellen Sportlichen Leiter, als Trainer – und nach einem 1:1 in der regulären Spielzeit muss der GAK in die Verlängerung. Der Ausgleich fällt in der 83. Minuten durch den, in der 65. Minute für Igor Pamic eingewechselten Benny Akwuegbu. Boban Dmitrovic wird in der 87. Minute, fünf Minuten nach seiner Einwechselung, ausgeschlossen. In der Verlängerung sorgt wieder Akwuegbu mit zwei Toren für die endgültige Entscheidung.
Am 4. März siegen die Rotjacken gegen den ASK Kottingbrunn durch Tore von Andreas Lipa (2), Ross Aloisi, Dieter Ramusch und abermals Benedict Akwuegbu klar mit 5:1.
Im Achtelfinale steht mit SV Wörgl wieder ein unterklassiger Verein (Regionalliga West) auf dem Cup-Spielplan. Auch diesmal wird das Match in Graz-Liebenau vor schütterem Besuch (1.500 Zuschauer) wieder zur klaren Sache: Durch zwei Tore von Skelley Adu Tutu und einem Treffer von Akwuegbu stehen die Roten mit 3:1 in im Viertelfinale.
Goldtore
Dort trifft der GAK mit dem SV Braunau auf einen damals gestandenen Zweitligisten, der sich 2002 aus finanziellen Gründen auflösen wird, und kommt auch abermals erst in der Verlängerung – durch ein Tor von Ross Aloisi in der 112. Minute – weiter. Das 1:0 steuerte Enrico Kulovits in der 40. Minute bei, die Gäste gleichen in der 71. Minute durch Alexander Schriebl aus. Ales Ceh bekommt in der 115. Minute die gelb-rote Karte. 2.500 Zuschauer verfolgen in Graz-Liebenau das Match.
Im Halbfinale gegen den aufstrebenden Zweitligisten ASKÖ Pasching schlug abermals die Stunde von Benedict Akwuegbu: in der 44. Minute erzielte er vor 6.000 Zuschauer im Waldstadion das Goldtor, das zum vierten Mal das Tor zu einem Cupfinale für die Roten aufstösst (1962 und 1968 scheiterte der GAK noch gegen Austria bzw. Rapid Wien). Igor Pamic und Didi Ramusch werden jeweils mit Roten Karten vom Platz gestellt. Der ASKÖ Pasching – zu dem der GAK später auch eine spezielle Beziehung hat, wie man hier nachlesen kann– steigt übrigens nach dieser Saison die 1. Liga auf und sorgt danach auch international für Furore. 2007 „zieht“ der Verein danach nach Klagenfurt, um dort als SK Austria Kärnten weiterzuspielen.
Finale gegen Salzburg
Im Finale trifft der GAK – wie 1981 – auf Austria Salzburg. Die Mozartstädter sind nach einem 3:2-Sieg im Halbfinale gegen Austria Wien und den Ergebnissen der Vorrunden (5:0 gegen Admira/Wacker Mödling, 1:0 gegen den LASK, 2:0 gegen Spittal und 5:1 gegen Klingenbach) schon als leicht favorisiert einzuschätzen. Mit René Aufhauser, Adi Hütter und Herfried Sabitzer stehen drei Akteure mit GAK-Bezug im Kader des Gegners. René Aufhauser wird von 2001 bis 2005 bei den Rotjacken spielen, Herfried Sabitzer spielte von 1995 bis 1998 beim GAK, bevor er nach Salzburg wechselt. Adi Hütter hat mehrfach den roten-weißen Dress getragen (1988/89, 1992/93, 2000 bis 2002). Außerdem steht mit Toni Polster einer besten österreichischen Stürmer im Austria-Kader.
Das Endspiel findet am 16. Mai 2000 vor 9.000 Zuschauern im Ernst-Happel-Stadion in Wien statt, Schiedsrichter der Begegnung ist Manfred Schüttengruber. Und: es wird wieder einmal ein wahrer Cup-Krimi.
Die Aufstellungen:
GAK
Franz Almer; Andreas Lipa, Anton Ehmann, Gregor Pötscher, Dieter Ramusch, Ales Ceh, Enrico Kulovits, Boban Dmitrovic (79' Gernot Sick), Joachim Standfest (85' Martin Amerhauser), Benedict Akwuegbu (66' Skelley Adu Tutu), Igor Pamic – Trainer: Werner Gregoritsch
Austria Salzburg
Szabolcs Safar; Roman Szewczyk (97' Peter Lipcsei), Thomas Winklhofer, Christoph Jank, Gerhard Struber, Heiko Laessig, Adolf Hütter (71' Harold Meyssen), Sladjan Nikolic, Rene Aufhauser, Richard Kitzbichler, Anton Polster (56' Herfried Sabitzer) – Trainer: Miroslav Polak
Pamic legt vor
Der GAK geht nach zwei Toren von Igor Pamic (davon ein Elfer) bis zur 34. Minute 2:0 in Führung, ehe kurz vor der Pause Roman Szewczyk der Anschlusstreffer gelingt. Hier noch eine spezielle Geschichte zum „Bullen aus Pula“: https://www.grazerak.at/aktuelles/als-nicht-einmal-igor-pamic-die-lustenauer-in-die-knie-zwingen-konnte
Die Roten sehen schon wieder wie der Sieger aus, als in der 93. Minute René Aufhauser noch der späte Ausgleich gelingt. Nachdem auch in der Nachspielzeit nichts passiert, muss letztlich das Elfmeterschießen entschieden: Enrico Kulovits scheitert gleich als erster Schütze der Grazer, aber nachdem auch zwei Salzburger (Kitzbichler, Lipscei) ebenfalls verschießen, gewinnt der GAK – nach 1981 – zum zweiten Mal in der damals 66jährigen Geschichte dieses Wettbewerbs den österreichischen Fußballcup.
Als Draufgabe geht dann dann zu Beginn der nächsten Saison auch der Supercup nach Graz – die Rotjacken schlagen den FC Tirol Innsbruck am Tivoli nach Toren Ales Ceh und Benny Akwuegbu mit 2:0.
Wolfgang Gruber
Fotos (c) GEPA pictures