GAK 1902 Aktuelles
News / Alfred Haidacher / Sonntag 14.06.2020

Aufstehen, Krone richten, weitermachen

Fußball eignet sich fürs Phrasendreschen, das ist nun einmal so. Die Hoffnung ist ein zartes Pflänzchen, so sagt man. Zuletzt war ja zurecht Hoffnung auf einen guten späten Frühling des GAK aufgekeimt, nach sehr passablen Leistungen in den ersten beiden Post-Lockdown-Spielen, wo man zuletzt Tabellenführer Ried verdient besiegen konnte. In Wels, zu Gast bei den Juniors OÖ, schien das zarte Pflänzchen recht bald zertrampelt zu werden. Unglaublich konsequent, schnell, schnörkellos, hart und passgenau agierten die Gegner, starteten in den ersten drei Minuten fünf gefährliche Angriffe und schossen ein Abseitstor. „Marco, wir brauchen zu lang!“, erkannte Trainer Plassnegger nach einer knappen Viertelstunde und ließ ein „Peter, früher drauf!“ folgen. Unermüdlich agierte der Trainer in der Coachingzone, nahm sich in kurzen Spielunterbrechungen Zeit für Erklärungen und Verbesserungsvorschläge. 

Die Hoffnung keimt nicht nur auf, sie stirbt auch zuletzt

Und die wieder neu formierte Mannschaft mit Hackinger und Harrer als nominellen Stürmern setzte um, wurde besser, kam selbst zu Chancen. Der auffällige Hackinger legte sich bei einem Sologegenstoß in der 13. Minute den Ball zu weit vor, das hätte es sein können (Phrasenschwein, hallo!). Die beste Chance hatte wohl Harrer mit einem Kopfball in der 35. Minute aus relativ kurzer Distanz nach Kozissnik-Maßflanke.

Dass die Juniors dennoch etwas kompakter wirkten, lag an ihrer schnörkellosen und passsicheren Spielweise. So brauchte der Gegner in der 34. Minute zwei Passes, um – weit in der eigenen Hälfte gestartet – gefährlich in unseren Strafraum zu kommen. Nach 45 Minuten wurde auf die Sekunde genau zur Halbzeit gepfiffen. Und um eine zu diesem Zeitpunkt unzutreffende Phrase zu bemühen: Hätten beide Mannschaften die Tore, die sie nicht geschossen hatten auch erhalten, dann wäre es zur Pause wohl mindestens 3:3 gestanden.

Die Hoffnung ist ein Regenbogen

In den Wasserfontänen, die in der Pause das Spielfeld pflegten, tauchte immer wieder ein wunderschöner kleiner Regenbogen auf. Nicht viele werden zu diesem Zeitpunkt an Nietzsche gedacht haben, der gesagt hat: „Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem Sturzbach des Lebens.“ Apropos Regenbogen: Die Kapitänsschleife von Marco Perchtold war eine hübsche Regenbogenschleife, die so auf den LGBT-Monat anlässlich der Stonewall Riots hingewiesen hat. Da hat sich wieder gezeigt, dass der GAK ein großes und offenes Herz für alle hat – und auch Solidarität mit Minderheiten ausdrückt, wo es notwendig und daher angebracht ist. Daher: zu Recht unser Lieblingsklub. Bildungspause aus.

Bedauerlicherweise stirbt die Hoffnung zuletzt tatsächlich

Die zweite Hälfte war ebenfalls rassig und zeigte weiter ein recht gutes, schnelles, umkämpftes Fußballspiel. Es gab Chancen hüben und drüben, allerdings im Vergleich zu Halbzeit Eins meist mit etwas weniger Klasse. Ab der 53. Minute wurde auch bei uns getauscht. Es kamen Elsneg für Harrer, später Asemota und Weberbauer für Mihajlovic und Rosenberger sowie Dragan Smoljan für Nutz. Schwächer wurden wir dadurch nicht. In der 80. Minute erspielt sich der GAK ein schönes Abseitstor, weiter 0:0. Das hätte es sein müssen (hallo, Phrasenschweinderl). Gleich darauf wird ein weiter Freistoß aus unserer eigenen Hälfte zur Gefahr fürs gegnerische Tor. Insgesamt sieht man zwei Mannschaften, die das Spiel und einander im Griff haben. Vier Minuten Nachspielzeit gibt es. Und etwa vierzig Sekunden vor Ende der Nachspielzeit versenkt Herr Müller den Ball in unserem Tor. Ich hatte ja bei einem GAK-Angriff, den man für die letzte Aktion des Spiels halten durfte, mit einem Foulpfiff gegen die Juniors gerechnet. Der blieb aus, Gegenzug und „Platsch!“ war der Lebenssturzbach des Friedrich Nietzsche auf uns runtergestürzt. Die Hoffnung starb und tat das, ganz phrasengerecht, zuletzt.

Abschließende Phrasen

Die Mannschaft hätte sich ein Unentschieden verdient. Sogar ein Sieg war möglich. Ein Fehler zu viel. Die Niederlage war unglücklich. Ende schlecht, alles schlecht. Halt! Letzteres stimmt nicht. Die Mannschaft hat bei hohen Temperaturen gegen einen topmotivierten und stark agierenden Gegner Chancen herausgespielt, hat System UND Flexibilität gezeigt. Hat vier Austausche locker verkraftet, ohne wesentlich an Qualität einzubüßen und hat uns über weite Strecken Freude gemacht. Eine Niederlage ist nie egal, aber das Spiel konnte zeigen, dass die Mechanismen zu greifen beginnen, und ich denke, wir werden heuer noch manchen Sieg miterleben (auch und gerade mit Hilfe unsrer ambitionierten Youngsters). Da dürfen dann gerne auch ein paar Glückliche dabei sein.

Alfred Haidacher
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