GAK 1902 Aktuelles
News / Mike Rath / Dienstag 17.05.2022

Am 12. Mai vor 20 Jahren …

Könnte ich ein paar Jahre meines Fanlebens nochmals durchleben fiele mir die Wahl nicht schwer: Ich würde mich für die Jahre 2000 – 2005 entscheiden, in denen jedes GAK-Spiel für mich unbestrittenen Festcharakter aufwies und auch die wenigen Enttäuschungen rasch durch umso größere Erfolge vergessen gemacht wurden. Unter all den Höhepunkten sticht jedoch besonders der Cupsieg 2002 hervor, der in mancher Hinsicht „typisch“ für die fußballerische Situation der ersten Jahre des neuen Jahrtausends ist.

Nach der „Ära Augenthaler“ folgte die Zeit von Werner Gregoritsch, in der dem GAK neben beachtlichen Erfolgen (Cupsieg 2000, sensationelle Siege in der Meisterschaft) auch immer wieder bittere Vorstellungen einer sich formierenden aber nicht so 100% harmonierenden Mannschaft unterliefen. Ein fürchterliches 0:7 am Innsbrucker Tivoli beendete das Engagement von „Gregerl“ und nach Interimstrainer Keglevits wurde der Belgier Thijs Libregts engagiert. Die Meisterschaft fand vermeintlich in getrennten Kategorien statt: Der FC Tirol spielte in seiner eigenen Liga – allerdings auch finanziell, was am Ende den Lizenzentzug und Zwangsabstieg für den überlegenen Meister bedeutete. Dahinter bildeten die beiden Grazer Klubs die nächste Kategorie, gefolgt von der Wiener Austria und dem Sensationsaufsteiger (und Titelverteidiger im Cup!) aus Kärnten unter Walter Schachner. Erstmals in seiner Vereinsgeschichte stellte der GAK mit Ronny Brunmayr (unglaubliche 27 Tore) den Torschützenkönig, eine Reihe von Vereinslegenden die den Kern der späteren Meistermannschaft bilden sollten, führte das Team, ihre Namen von Almer und Akoto über Bazina und Ceh bis zu Pötscher, Ramusch oder Tokic, Aufhauser und Amerhauser etc. kennt jeder GAK-Fan. 2 Spieler die unseren Verein wesentlich prägten sind ebenfalls mit dieser Saison verbunden: in der Winterpause kam Roli Kollmann von Twente Enschede zum GAK und bereits im Sommer war mit Daniel Kimoni ein Spieler zum Verein gestoßen, der weniger sportlich, denn als Schicksalsfügung in Erinnerung blieb.

Die Meisterschaft wurde von den Tirolern dominiert, die sich den dritten Meistertitel in Folge sicherten, ehe sie in Konkurs gingen und im Herbst statt der Championsleague in der Regionalliga West antreten mussten. Die beiden Grazer Rivalen befanden sich in dieser Saison auf Augenhöhe im Kampf um Platz 2. Durch die Tiroler Insolvenz traten am Ende beide in der CL-Quali an, wo in der dritten Qualirunde für beide Endstation war und unsere Roten nach denkwürdigem Spiel in Moskau an Spartak scheiterten. Im ÖFB-Cup dieser „Saison auf Augenhöhe“ hatten beide Grazer kein übermäßig schweres Los zu bewältigen, da die Erstligisten vielfach schon früh scheiterten. Im Halbfinale traf der GAK mit Austria Salzburg wohl auf den schwierigeren Gegner, der Stadtrivale war im gesamten Bewerb auf keinen Ligarivalen getroffen. Da erstmals zwei steirische Vereine im Cupfinale standen, entschloss sich der ÖFB kurzerhand, das Finale vom Ernst-Happel-Stadion in die Heimstätte der beiden zu verlegen. Vor ausverkauftem Haus sollte ein denkwürdiges Grazer Derby über den einzigen für die nichttiroler Vereine erreichbaren Titel entscheiden. Klaren Favoriten gab es keinen, die Derbies in der Meisterschaft hatten bei einer Niederlage dreimal unentschieden geendet.

Die erste Spielhälfte sollte dann aber zu einer der besten Vorstellungen der Roten in dieser Saison werden: Als der pfeilschnelle Mario Bazina den schwarzen Statisten enteilt kommt Roman Mählich nicht zu spät, sondern beinah am falschen Tag. Den klaren Elfmeter verwertet Toschützenkönig Ronny Brunmayr (15. Minute), der in dieser denkwürdigen Saison einfach aus jeder Lage trifft, etwas glücklich. Goalie Daniel Hoffmann ist dran, aber der Ball rutscht dann doch unter seinem wohlgenährten Körper durch. Der große Auftritt des in bester schwarzer Tormanntradition agierenden Schlussmannes sollte aber nur fünf Minuten später folgen. Aus heiterem Himmel schießt Brunmayr nach einem kurz abgespielten Corner aufs kurze Eck. Mieser Winkel, eine Menge Beine zwischen Ronny und dem Tor und jenes des Verteidigers Pregelj fälscht den Ball auch noch ab. Trotzdem hätte er wohl kaum den Weg ins Netz gefunden, hätte Brunmayr in dieser Saison nicht einfach alles getroffen und hätte sich der Rostocker im schwarzen Kasten nicht ordentlich „angeschüttet“. Egal, es steht 2:0 und der GAK spielt wie aus einem Guss. In der 36. Minute führt dann eine Traumkombination zur Vorentscheidung: Aufhauser spielt scharf in den Lauf von Brunmayr, der den Ball artistisch auf Kusi-Asare querlegt. In dieser Aktion macht kein Gegner einen Fehler, vermutlich werden die meisten den Treffer erst in der Pause vom Trainer erfahren haben – so hurtig marschierten GAK und Ball durch ihre Reihen. Kusi-Asare schließt mustergültig ab und ist im Cupbewerb mit diesem, seinem dritten, Treffer auch der Rekordtorschütze der Roten.

In der zweiten Halbzeit lässt der GAK nichts mehr anbrennen, es ereignen sich jene Dinge die typisch für die GAK-Spiele jener Jahre waren: Jürgen Hartmann erhält die Gelb-Rote-Karte und Ivica Vastic schießt dem GAK ein Gegentor. In seinem Abschiedsspiel für den Stadtrivalen gelingt dem Neojapaner in der Nachspielzeit sogar noch ein Treffer vom Elferpunkt, aber der GAK war nicht mehr in Gefahr zu bringen.

Diesem – dem insgesamt dritten – Cupsieg sollte auch noch der Supercup zum Saisonauftakt folgen, wo am 3:0-Sieg unserer Roten deutlich wurde, dass die Zweitgeborenen in den kommenden Jahren auf den ihnen gebührenden Platz zurückkehrten. Während unser Team seine Flügel ausbreitete und mit vielen der schönsten Fußballspiele in der Vereinsgeschichte zwei Mal Vizemeister und einmal Meister werden sollte, all die großen Europacupbegegnungen inklusive, war der Europacup für die von personellen Umbrüchen geschüttelten Stadtrivalen nur einen Fernsehknopf entfernt. Wir haben sie das auch regelmäßig wissen lassen…

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902