GAK 1902 Aktuelles
News / Wolfgang Gruber / Dienstag 07.04.2020

Als der GAK auch im Radsport siegte

Treppenwitz der steirischen Sport-Geschichte ist ja, dass just Radfahrer 1894 (oder möglicherweise doch erst 1895) das erste Fußballspiel durchführten. Umgekehrt schrieb der GAK auch Radsportgeschichte. 

Vereinsgründer Carl Markel, selbst aktiver Radsportler und ein Allroundsportler par excellence, sowie Rad-Altmeister Franz Seeger, auch Gründungsmitglied des GAK, riefen 1903 eine Radsportsektion ins Leben. Die Klubfahren waren übrigens Blau.

Wiederbelebung des Radsports

Auch die ersten radsportlichen Erfolge gab es schon im selben Jahr, als Hermann Kneschaurek in Murau über 10 km siegte. Dem GAK kam in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts jedenfalls das Verdienst zu, den daniederliegenden Radsport in der Steiermark wieder in den Sattel geholfen zu haben. In dieser Zeit richtete man zahlreiche Straßenrennen aus, gab vereinslosen Cracks eine Heimat und brachte etliche Talente hervor.

Am 18. September 1903 wird auch gleich das erste Radrennen veranstaltet (Stübing – Frohnleiten – Stübing mit Siegerehrung beim Gasthof Thomahan). 1905 hatte die Sektion zu Pfingsten zu einem Meeting auf der Trabrennbahn (die am heutigen Messegelände lag) geladen. Im Hauptfahren über 20 km konnte sich Egon Schmitz, der spätere Leiter der Radsportsektion, trotz Sturzes auf der regennassen Piste gegen die Phallanx der Wiener Racer durchsetzen. Diese Veranstaltung bis ca. 1910 nachweisbar.

Der GAK übernahm 1907 die Ausrichtung des Straßenrennens Klagenfurt – Graz und veranstaltete u. a. auch das legendäre Fasslbergrennen, das erstmals 1897 ausgetragen worden war und von Mariatrost zum Faßlwirt führte.

Erfolge und Schicksale

So konnten die Athletiker die Straßenmeisterschaften von Steiermark durch Franz Seeger (1902), Rudolf Baumgartner (1905) und Egon Schmitz (1906) gewinnen, Egon Schmitz stellte auf der Trabrennbahn mit 42,4 km/h einen Rundenrekord auf, der Jahrzehnte halten sollte. Insgesamt gewann der GAK in diesem Jahrzehnt ein gutes Dutzend steirische Radsporttitel.

Wie Richard Baumgartner, der als Skiläufer und -springer reüssierte, wandte sich auch Egon Schmitz dem Schneesport zu und übte sich in Rodeln und Bobfahren. Egon und sein ebenfalls im Radsport für den GAK erfolgreicher Bruder Willi starben früh: Willi wurde im 1. Weltkrieg zu einer Radfahrer-Maschinengewehr-Abteilung eingezogen und im April 1916 an der Südwest-Front tödlich verwundet, Egon, der im Brotberuf Bauingenieur geworden war und bei der Landesregierung arbeitete, starb im Alter von 47 Jahren.

Ebenfalls in jungen Jahren starb Heinrich Kneschaurek. Wie Egon Schmitz versuchte sich der Zahnarzt auch als Motorsportler, bekleidete Vorstandsfunktionen im Club Alpenländischer Automobilisten und im Steiermärkischen Automobilclub und kam bei einem Unfall im Zuge einer Wertungsfahrt am 29. Juni 1923 bei St. Pölten ums Leben.

Nach 1910 nehmen die sportlichen Erfolge ab und spätestens durch den 1. Weltkrieg kamen die Radsportakvitäten völlig zum Erliegen. Es können in den Jahrzehnten danach keine radsportlichen Aktivitäten festgestellt werden, auch die Berichte zu den Jahreshauptversammlungen geben keinen Hinweis auf die Existenz einer Radsportsektion.

„Die beste Aschenbahn Österreichs“

Erst in der Zeit des Zweiten Weltkriegs und vor allem in den Jahren unmittelbar danach, belebte der Verein die Bahnrennen auf dem GAK-Platz in der Körösistraße wieder. Auch die Sektion selbst wird 1947 wieder reaktiviert, sportliche Resultate gibt es u. a. bei Bahnrennen, aber auch bei Querfeldeinbewerben. Die Adaptierung der Laufbahn für Radrennen hatte allerdings einschneidende Auswirkungen auf die Leichtathletiksektion, die ihre Tätigkeit faktisch einstellen musste und erst wieder Anfang der 1950er-Jahre richtig Tritt fasste.

Die Aschenbahn wurde zunächst 1943 für Radrennen genutzt, anlässlich des 45-Jahre-Jubiläums wurde die Bahn dann adaptiert, sodass neben der Sandbahn auf der Messe ein zweiter Wettkampfplatz für Bahnbewerbe in Graz geschaffen wurde. Die ersten Rennen gingen zu Pfingsten 1947 in Szene, wobei von den Wiener Meisterfahrern lobende Worte über „die beste Aschenbahn Österreichs" gefunden wurden. 1948 war der GAK-Platz auch Ziel einer Etappe der Österreich-Rad-Rundfahrt. Im Juli 1949 richtete der ARBÖ noch ein 12-Stunden-Verfolgungsfahren inkl. Vorführung der ARBÖ-Kunstradfahrer aus, aber schon 1952 schreibt der selbst radsportlich aktive Vereinsgründer Roman Posch in der Festschrift „50 Jahre GAK“ bereits über die „verflossene Radsport-Sektion".

Wolfgang Wehap (2007, aktualisiert 2020), ergänzt durch Wolfgang Gruber

Fotos

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902