GAK 1902 Aktuelles
News / Redaktion / Mittwoch 24.02.2021

Zwänge, Zäsuren und eine Durststrecke

Zwei Mal innerhalb von 20 Jahren steigt der GAK als Meister aus der zweiten Spielklasse wieder in  das Fußball-Oberhaus auf. Die Ursachen für die vorangegangenen Abstiege waren aber völlig verschieden, trotzdem war es in beiden Fällen eine Zäsur in der Vereinsgeschichte.

Insgesamt schafften die Athletiker drei Mal den Sprung von der zweiten in die erste Liga und spielten damit 50 Saisonen erstklassig. Selbst heute gehört der GAK immer noch zu den Top 10 der Ewigen Tabelle des österreichischen Oberhauses.

Durchmarsch

Nachdem der GAK 1951 – in einem Durchmarsch von der Landesliga weg – aus der Staatsliga B in die Staatsliga A aufgestiegen war, verblieb der Verein bis 1974 durchgehend dort, was bis dahin lediglich den beiden Wiener Großklubs Rapid und Austria vorbehalten war. Sprich: der GAK war aus dem österreichischen Spitzenfußball nicht mehr wegzudenken!

Bereits in der ersten Spielzeit waren die Athletiker mit 29 Punkten an der sechsten Stelle klar bestes Bundesländer-Team in der Staatsliga A vor dem LASK und Sturm (jeweils 25). Nachdem das erste Oberhaus-Derby im Herbst noch mit 1:2 verloren geht, bleiben die Roten nach einem 4:1 im Rückspiel fortan für knapp 13 Jahre „Hausherren“ in Graz – zumindest was die Spiele gegen die Blackies betrifft  (gegen den GSC reicht es in der Saison 1952/53 nur zu einem mageren Punkt, 1955/56 gehen die Derbys gegen Austria Graz mit jeweils einem Sieg für jede Seite „unentschieden“ aus) ...

Zwangsabstieg & postwendende Wiederkehr

Umso härter war da, nach 23 Jahre ununterbrochener Ligazugehörigkeit, die Entscheidung im Frühjahr 1974 durch den ÖFB: Ein Zwangsabstieg aus der damaligen Nationalliga stößt den GAK in die Zweitklassigkeit, nachdem sich die Mannschaft nach Ende der Saison 1972/73 noch als Drittplatzierter erstmals für den UEFA-Cup qualifizierte und in der laufenden Saison als Zwölfter auf einem Nicht-Abstiegsplatz steht.

Eine Ligareform sollte die erste Liga auf 10 Mannschaft reduzieren (jeweils ein Verein pro Bundesland, außer Wien). Der in der Vorsaison faktisch schon abgestiegene Lokalrivale (deshalb wurde die Liga von 16 auf 17 Teams aufgestockt) hatte in der, für die Entscheidungsfindung herangezogenen, Fünfjahreswertung genau einen Punkt mehr als der GAK (148:147). Am Ende bekommt die Neuordnung des österreichischen Spitzenfußballs aber doch Züge einer Farce: kein Verein aus Vorarlberg und dafür zwei aus Oberösterreich (LASK und Meister VÖEST Linz) starten in die erste Bundesliga-Saison – am Ende wird SSW Innsbruck Meister und der SC Eisenstadt muss in die 2. Division.

Der Zorn und die Wut der Vereinsverantwortlichen, allen voran GAK-Gesamtvereinsobmann Hofrat Dr. Reinthaler, über diese willkürlich erscheinende Entscheidung am „Grünen Tisch“ war deutlich spürbar, sodass von an Anfang klar ist, dass der Verein unbedingt den direkten Wiederaufstieg schaffen möchte, was am Ende auch gelingt.

Die Saison 1974/75

Als Cheftrainer wird – nach der Entlassung von Alfred Günthner – der Deutsche Hans Hipp engagiert (vorher Trainerstationen beim TSV 1860 München oder Hannover 96) und auch zahlreiche neue Spieler verpflichtet, u. a. Bauer (LASK), Foka (Austria Salzburg), Frühwirth (Hartberg), Marko (Köflach), Mertel (Klagenfurt).

Der Kader 1974/75:

Tor: Rudolf Roth, Johann Steigenberger

Verteidigung: Bernd Frühwirth, Wilhelm Huberts, Franz Kropf, Gottfried Lamprecht, Werner Maier, Erich Marko

Mittelfeld: Willy Bauer, Manfred Mertel, Karl Philipp, Harald Rebernig, Karl Weber, Mario Zuenelli

Angriff: Kurt Foka, Herko, Helmut Kirisits, Walter Koleznik, Werner Losch, Hermann Repitsch, Kurt Süßner, Gerhard Techt

Der Start in die neue Saison verläuft vielversprechend, die ersten drei Spiele werden gleich einmal gewonnen. Mit insgesamt neun Siegen und 20 Punkten liegt der GAK am Ende Herbstsaison einen Punkt vor der Vienna (gegen die es allerdings ein 0:4 auf der Hohen Warte setzte), der spätere Vizemeister Wiener Sportlclub ist schon mit fünf Punkten Rückstand auf dem fünften. Zwischenrang.

Anfang 1975 kommt es dann zu einer unheilvollen Entscheidung: Sektionsobmann Alois Schönberger tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück und an seiner Stelle folgt der Grazer Bankier Horst Melcher, der mit seiner ATS-Bank schon ein Sponsor des Vereins ist und ab der darauf folgenden Saison als Hauptsponsor des gesamten Vereins fungiert. Allerdings reißt Melchers zahlungsunfähige Bank den GAK 1976 mit in seine bis dahin schwerste Krise. 

Das Frühjahr beginnt mit vielen Unentschieden durchwachsen, weshalb sich die Verantwortlichen zu einem Trainerwechsel entschieden: Hermann Stessl, von 1952 bis 1969 beim GAK selbst fast als Spieler aktiv (204 Einsätze/25 Tore), wird neuer Übungsleiter. Am 27. April 1975 schlagen die Roten die Vienna in der Körösistraße mit 1:0 (Tor: Techt) und knapp vier Wochen später gewinnt der GAK in der 20. Runde gegen den Wiener Sportclub in Dornbach durch Treffer von Harald Rebernig und Karl Philipp 2:0. Damit war das Tor zum Wiederaufstieg schon sehr weit aufgestoßen. Am Ende lag man drei Punkte vor Vizemeister Sportclub und fünf vor dem Drittplatzierten, der Vienna, und stieg somit postwendend wieder in die höchste Spielklasse auf, wo man bis 1990 verbleibt.

Willy Huberts, der 1971, nach kanpp mehr als einem Jahrzehnt Auslandsengagements (New York Hungaria, AS Roma, Eintracht Frankfurt) und einer Zwischenstation bei Austria Wien – wieder zum GAK zurückkehrte, beendet nach dieser Saison seine erfolgreiche aktive Karriere. Und noch einen Einschnitt gibt es: nach dem letzten Heimspiel gegen SV Stockerau am 14. Juni 1975 (siehe Fotos) verabschiedet sich die alte Heimstätte in der Körösistraße für gut elf Saisonen von den GAK-Anhängern. Die Meisterschaftsspiele werden fortan in Liebenau ausgetragen, am 25. Juli 1986 kommt es dann zur Pflichtspielrückkehr auf die sanierte und ausgebaute Anlage.

Talfahrt

Der zweite Abstieg knapp 15 Jahre später hatte tiefgreifendere Gründe – sportlich wie wirtschaftlich. Nach einem sportlichen Hoch Anfang der 1980er-Jahre mit dem Cupsieg 1981 und guten Meisterschaftsplatzierungen sowie zwei Europacupteilnahmen, zeigt die Entwicklung schon einige Zeit nach unten

Mit dem ausbleibenden sportlichen Erfolg gehen natürlich auch die Einnahmen zurück. Nicht umsonst wird im Sommer 1989 der „Steirische Weg“ ausgerufen, mit dem die Vereinsleitung versucht, sportlich und wirtschaftlich zu überleben, was im aber Endeffekt misslingt und den Verein direkt in die Zweitklassigkeit führt.

Schon in der Saison 1986/87 schrammt die Mannschaft als Dritter des Mittleren Playoffs nur mehr knapp am Abstieg in die 2. Divison vorbei. Nach einem kurzen Zwischenhoch (jeweils Qualifikation für das Meister-Playoff) unter Adi Pinter und Vaclav Halama rangieren die Rotjacken nach der Vorrunde der Saison 1989/90 mit nur 11 Punkten aus 22 Spielen gemeinsam mit dem Wiener Sportclub mit deutlichem Abstand am Tabellenende der ersten Liga. Ebenso endet im Frühjahr 1990 das Mittlere Playoff mit einen siebten und vorletzten Platz sportlich desaströs. Damit sollte der GAK für insgesamt fünf Spielzeiten nicht mehr Teil des Oberhauses sein.

Fünf Jahre Durststrecke

Die sportliche Talsohle wird zunächst in der Saison 1990/91 erreicht, der GAK steht erstmals im Unteren Playoff – es geht also um den Ligaerhalt – aber in der 2. Division! Die Mannschaft kann aber mit einem 1. Platz und 6 Punkten Vorsprung auf Aufsteiger Donaufeld den Turnaround schaffen.

In der nächsten Saison landen die Roten im Grunddurchgang hinter dem LASK auf dem 2. Platz, aber im Playoff läuft es nicht gut, es bleibt der letzte Platz – also keine Chance auf den Aufstieg! 1992/93 gewinnt der GAK den Grunddurchgang in der 2. Division und im Mittleren Playoff beide Derbys gegen den Stadtrivalen (2:0, 4:0), erreicht aber am Ende den (diesmal nicht zum Aufstieg berechtigten) 4. Platz, während Sturm zum wiederholten Male die Klasse halten kann.

Ein „anderes“ Stadtderby

Neben dem „großen“ Derby im Mittleren Playoff gab es im Grunddurchgang dieser Saison auch ein „anderes“, nämlich gegen LUV Graz, der 1989/90 und 1992/93 für jeweils eine Spielzeit zweitklassig war.

In der ersten Begegnung im Rahmen der 8. Runde am 11. August 1992 vor 3.500 Zuschauern am LUV-Platz in der Grottenhofstraße ließ der GAK unter Milan Miklavic nichts anbrennen und siegte gegen den Liga-Neuling mit Toren von Bernhard Hanser, Rene Pauritsch, Edi Glieder und zwei Mal Matjaz Kek klar mit 5:0.

Das Rückspiel in der Körösistraße am 31. Oktober 1992 (1.000 Zuschauer) endet nach der frühen Führung durch Gerhard Karlsberger mit einem mageren 1:1. Bei LUV waren zu diesem Zeitpunkt auch einige Spieler mit GAK-Bezug im Kader, allen voran Günther Koschak oder Gerhard Schlatzer. Coach der Wetzelsdorfer war der spätere Co- und Interimstrainer Hans-Peter Schaller.

Mit der Saison 1993/94 wird das Playoff-System wieder abgeschafft und die Bundesliga als 10er-Liga, die 2. Liga mit 16 Vereinen geführt. Der GAK schafft mit einem Punkt Rückstand auf den FC Linz den dritten Platz, verpasst aber damit die Relegation ganz knapp. 1992 und 1994 stoßen die Rotjacken jeweils bis in Halbfinale des ÖFB-Cups vor.

Körösistraße als Trainerschleudersitz

Seit Mitte der 1980er-Jahre wird der GAK immer mehr zum Schleudersitz für Trainer, insgesamt acht sportlich Verantwortliche führen die Mannschaft von 1986 bis 1993: Adolf Blutsch, Adi Pinter (zwei Mal), Vaclav Halama (nach 1978 bis 1981 auch zum zweiten Mal), Karl Philipp, Heinz Binder, Savo Ekmecic und Milan Miklavic. Ende 1993 übernimmt der spätere Jahrhunderttrainer Hans-Ulrich Thomale das Amt und bleibt bis Juni 1996.

Eine ähnliche Situation gibt es auch bei der Klubführung, nach den langen Jahren unter Obmann Anton Kürschner bis 1986 folgen Peter Tabor bzw. Adolf Heschl, bevor Harald Fischl 1990 für gut acht Jahre übernimmt.

Am Spielersektor gab es durch den Abstieg natürlich einen größeren Umbruch, aber einige spätere Größen stießen in der Zeit zum Verein, wie Ales Ceh oder Stojadin Rajkovic bzw. entwickelten sich zu Leistungsträgern (Gregor Pötscher, Eduard Glieder, Roland Goriupp, Franz Almer). Eine große Konstante war bis 1994 auch Matjaz Kek, der spätere Slowenische Nationaltrainer und gefürchtete Freistoßschütze.

Die Saison 1994/95

Für die Aufstiegssaison wird der Kader noch einmal ordentlich umgebaut, einige ehemalige  Leistungsträger kommen zum Verein zurück (Manfred Trost, Rudolf Steinbauer), dazu noch Spieler wie Franz Blizenec oder Damir Muzek.

Der Kader 1994/95

Tor: Franz Almer, Manfred Trost

Verteidigung: Klaus Dietrich, Gernot Koleznik, Christian Kraiger, Robert Pech, Gregor Pötscher, Martin Puza, Stojadin Rajkovic, Ludwig Reiner

Mittelfeld: Franz Blizenec, Ales Ceh, Bernhard Hanser, Damir Muzek, Roman Stary, Rudolf Steinbauer, Robert Tantscher, Kurt Temm, Gernot Zirngast

Angriff: Erwin Dampfhofer, Eduard Glieder, Herbert Wieger

Nach einem äußerst verheißungsvollen Saisonbeginn, mit drei deutlichen Siegen (mit jeweils mehr als 5 Toren) gegen Puch, Oberwart und Flavia Solva, liegt der GAK an der Tabellenspitze. Nach zwei Niederlagen (Kufstein, Spittal) rutscht man dann bis auf den 4. Platz ab, danach folgt neben einigen Siegen eine Serie von torlosen Unentschieden. Die Roten stabilisieren sich zum Ende der Herbstsaison und übernehmen doch noch die Tabellenspitze, die sie dann bis zum Saisonende nicht mehr abgeben.

Nach der Winterpause gibt es – bis auf zwei Unentschieden – nurmehr Siege, u. a. gegen St. Pölten, die Vienna und Austria Lustenau. Ein vorentscheidendes Spiel steigt am 10. Mai 1995 in der 24. Runde gegen den Schicksalsgegner SV Ried, die zu diesem Zeitpunkt nur einen Punkt Rückstand hinter dem GAK liegt. Die Grazer gewinnen das Spitzenspiel gegen den direkten Gegner vor 4.000 Zuschauern in der Körösistraße durch ein Tor von Damir Muzek mit 1:0.

In der Endabrechnung trennen die Steirer und Oberösterreicher dann 4 Punkte. „Mucki“ Wieger ist  mit 15 Toren Top-Torschütze der Rotjacken in dieser Saison. Der GAK kehrt für mehr als ein Jahrzehnt wieder ins Fußball-Oberhaus zurück. Beim letzten Saisonspiel – einem 3:1 gegen den SV Braunau am 17. Juni 1995 in der Körösistraße – wird die Rückkehr ins Oberhaus gebührend gefeiert. Es ist das letzte Zweitligaspiel bis zum Profifußball-Comeback am 28. Juli 2019.

 

Wolfgang Gruber

(c) Fotos: GEPA Pictures und Fischer-Archiv

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