Andreas Fischer verlässt den GAK und geht zu Landesligist Voitsberg. Wir haben ihn noch einmal getroffen, in die Vergangenheit und in die Zukunft geschaut. Und eine sehr berührende Botschaft an die Fans gehört.
Schon Ende November habe ich mit Andreas Fischer einen Interviewtermin vereinbart. Getroffen haben wir uns am späten Nachmittag des 12. Dezembers. Geplant war ein großes Interview, ein Rückblick und eine Vorschau auf die Zeit beim GAK. Geworden ist es ein sehr freundschaftliches Gespräch, mit vielen Passagen, die privat bleiben. Wir haben zurückgeblickt auf die bisherige Zeit beim GAK - und vorausgeschaut auf die Zukunft ohne den GAK.
Denn am Vormittag des Interviewtages kommt die Info von ihm selbst: "Ich würde sehr gerne mit Dir reden, muss Dir aber sagen, dass es nicht sicher ist, dass ich beim GAK bleibe." Das ändert natürlich alles. Und lässt die Frage aufkommen, ob es wirklich noch Sinn macht, das Interview zu machen? Was, wenn ich einen verbitterten, wütenden Andreas Fischer treffe?
16.30 Uhr, Andi betritt das "American Roadhouse". Er arbeitet gleich ums Eck bei der Baufirma "Swietelsky". Er lächelt. Andi Fischer wird noch oft lächeln in den nächsten zwei Stunden. "Man sagt mir ein sonniges Gemüt nach", sagt er. Immer wieder läutet sein Telefon während unseres Gespräches, trudeln Nachrichten ein. Dass Andreas Fischer unsere Roten verlassen will, hat sich in Vereinskreisen schnell herumgesprochen.
Warum er geht? "Ich spiele Fußball, seit ich vier Jahre alt bin. Also seit 23 Jahren. Ich mache das leidenschaftlich gerne, ich will klarerweise so oft wie möglich spielen. Und ich bin Realist genug zu sehen, dass meine Chancen im Frühjahr oft eingesetzt zu werden, nicht sehr groß sind." Während Andreas Fischer das sagt, ist sein Lächeln weg. Um kurz darauf wiederzukehren. Weil er im Dress unserer Roten etwas erlebt hat, was er seit seinem Kampfmannschaftdebüt am 10. Oktober des Jahres 2008 im Dress der WAC Amateure in der Regionalliga Mitte noch nie erlebt hat. "Ich bin zum ersten mal Meister geworden. Und dafür bin ich unglaublich dankbar. Das wird wohl immer der Höhepunkt meiner Fußball-Laufbahn sein!"
Das sagt einer, der am Nationalfeiertag 2013 immerhin auch 19 Minuten in der Bundesliga kickte. "Für die Unaussprechlichen", lacht Fischer. Zwei Jahre war er beim SK Sturm, meist bei den Amateuren, hatte einen Jungprofivertrag. Auch die Erinnerung an diese Zeit spielt eine Rolle bei den Gründen seines Abgangs, ist doch der GAK auf dem Weg zurück in den Profifußball. "Ich will gar nicht mehr Profi sein. Klar, als junger Bub wollte ich das natürlich schon, aber bereits als Jugendlicher war mir bewusst, dass eine berufliche - und damit auch finanzielle - Absicherung ganz wichtig ist. In den letzten zehn Jahren habe ich acht Jahre lang gearbeitet, in den zwei Jahren als Profi war mir ehrlich gesagt öfters langweilig", so der gelernte Bürokaufmann.
"Mir war von Beginn an klar, dass Fußball ein sehr schnelllebiges Geschäft ist, dass du schnell oben sein kannst, aber auch noch schneller wieder unten". So ähnlich ging es Fischer auch, als er zum GAK kam. "Die Erwartungen, die in mich gesetzt wurden, waren sehr hoch. Logisch, ich habe ja auch davor immer viele Tore geschossen, mit Kalsdorf im Steirer-Cup gegen den GAK in Weinzödl dreimal getroffen. Ich habe vor meinem Engagement beim GAK zwar ein halbes Jahr nicht gespielt, irgendwie habe ich mir das alles leichter vorgestellt. Und dann habe ich mich auch selbst ziemlich unter Druck gesetzt." Wenn Fischer von den ersten Landesliga-Meisterschaftsrunden spricht, weicht das Lächeln wieder aus seinem Gesicht. "Wenn du davor laufend triffst, und dann plötzlich, außer im Steirer-Cup, gar nicht mehr, dann fängst du natürlich zum Grübeln an."
Auf zehn torlose Meisterschaftsspiele mit vielen vergebenen Torchancen folgte ein krankheitsbedingt versäumtes Match. Und dann gastierte Trofaiach in Weinzödl - und Fischer saß auf der Bank. In der 67. Minute wurde er eingewechselt, nur vier Minuten später erlöste er sich, unser Team und alle GAK-Fans mit seinem ersten Tor. "Das war eine riesige Befreiung, der Jubel mit der Kurve war der Hammer!" Wenige Minuten später traf er erneut - der Bann war endgültig gebrochen. Unvergessen sein Siegestor beim Last-Minute-Sieg gegen Voitsberg ("Das werde ich nie vergessen, da hatte ich davor schon Krämpfe, aber als der Ball mit kräftiger Mithilfe von Stefan Kammerhofer ins Tor ging, hatte ich locker Kraft, übers ganze Feld Richtung Kurve zu sprinten") oder sein Traumtor im Heimspiel gegen Gnas (siehe Videos unten).
Jetzt lächeln wir beide. Und "Fischi", der im März zum ersten Mal Vater eines Buben wird ("Ich freue mich riesig darauf!"), nutzt die Gelegenheit, mir eine sehr lustige Geschichte zu erzählen. "Ich war im Sommer mit Dominik Hackinger und zwei Freunden in Madrid. Wir saßen in einem Café gegenüber dem Bernabeu-Stadion - direkt vor einer Glasfront. Ein Bub ist da mehrfach vorbeigegangen und hat mich immer wieder angeschaut. Dann ist er plötzlich an unserem Tisch gestanden und hat mich gefragt, ob ich der Marco Reus bin. Im Scherz habe ich mit Ja geantwortet - wenig später waren rund 30 Kids da, die Autogramme haben wollten ...!"
Wir bestellen Bier, lachen über alte Geschichten und plaudern über die Zukunft Fischers und jene des GAK. Der Andi wird zu Voitsberg wechseln. "Und der GAK wird am Ende der Saison in die Zweite Liga wechseln", lacht Fischer. Um dann doch noch einmal etwas ernster zu werden. "Das ist jetzt nicht einfach so dahin gesagt. Ganz im Gegenteil! Also: Meine Dankbarkeit gegenüber dem GAK, gegenüber all den Leuten, die diesen Verein ausmachen, ist extrem groß. Ich habe im Team Freunde fürs Leben gefunden, das ist ein richtig geiler Haufen, eine tolle Mischung extrem hungriger Typen. Und den Fans, vor allem jenen in der Kurve, möchte ich auch noch etwas sagen: Diese Unterstützung ist einzigartig, einfach ein Wahnsinn. Und genau das bewirkt, dass man in engen Matches am Ende doch noch als Sieger vom Platz geht! Noch einmal: Ich bin sehr, sehr glücklich, dass ich das alles erleben durfte!"
Wir auch, lieber Andreas! Wir wünschen dir noch ganz viele Tore. Und vor allem wünschen wir uns, dass auch weiterhin nichts Dein sonniges Gemüt trüben wird. Und ja: Wenn Dein Bub einmal ähnlich gut kickt wie du - du weißt, bei welchem Klub er richtig gut aufgehoben wäre! Danke für alles!