Ein Blick zurück in die 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts: Der GAK hat sich von dem steirischen Sportpionier zu einer gesellschaftlichen Institution gewandelt. Aber wie sah das Vereinsleben in der jungen 1. Republik mit seinen ganzen sozialen und politischen Spannungen überhaupt aus?
Der GAK ist in seiner Frühzeit ein Sportpionier, die Vereinsgründer – allesamt eine verschworene Klicke von Allroundsportlern (viele davon aus einer Schulklasse in der Landesoberrealschule in der Hamerlinggasse) – bleiben meist noch unter sich. Die jungen Sportler werden von weiten Teilen der Bevölkerung argwöhnisch beäugt. Noch stehen Radfahren, Wandern und Turnen bei körperlicher Betätigung im Vordergrund. Bestimmte Sportarten, wie beispielsweise Boxen, sind in der Monarchie überhaupt verboten. Teilweise treten die Aktiven – vor allem im Fußball, aber auch im Tennis – unter „Decknamen“ (Pseudonymen) auf. Und nur langsam kann sich der Sport-Gedanke in breiteren Teilen der Bevölkerung durchsetzen, wobei natürlich mittlere und untere Schichten aufgrund deren Lebens- und Arbeitsweise zunächst ausgeschlossen bleiben.
Das ändert sich aber mit und nach dem Ersten Weltkrieg. Aus der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie, entsteht die Republik Österreich, die nicht einmal alle deutschsprachigen Gebiete der Monarchie umfasst. Am 16. Februar 1919 gilt erstmals das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht (bei der letzten Reichsratswahl 1911 waren Frauen noch ausgeschlossen). Durch die Verträge von St. Germain gilt ein Anschlussverbot an das Deutsche Reich. Sowieso verlief der ganze Transformationsprozess, mit Massendemonstrationen, Hungerrevolten (beispielsweise in Graz beim so genannten „Kirschenrummel“ 1920 mit dreizehn Toten) und einem kommunistischen Umsturzversuch, sehr chaotisch.
Die Steiermark selbst verlor ein Drittel ihres Territoriums und unzählige Deutschsprachige aus der Untersteiermark flohen in den Großraum Graz. Das nächste Jahrzehnt bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 war von hoher Arbeitslosigkeit, einem gravierenden Einbruch des Wirtschaftswachstums, Hyperinflation und Deflation geprägt. Politisch kommt es zu einer extremen Polarisierung zwischen der Arbeiterbewegung und den Bürgerlich-Konservativen (dem „Zentrum“). Dazu gewinnt die deutschnationale Bewegung an Bedeutung, was auch innerhalb des GAK zu Spannungen führen wird.
Der Klub muss zunächst seine Wunden lecken, weil gut 10 % seiner Mitglieder nicht mehr aus dem Krieg zurückgekommen sind – das sind insgesamt 25 Sportler (davon 16 Fußballer). Zahlreiche Aktive haben zum Teil schwere Verwundungen erlitten, unter anderem der Fußballer Franz Ircher oder der spätere Bundeskanzler Alfons Gorbach. Beide machten sich fortan als Funktionäre für den Verein nützlich. Außerdem musste der Verein im Krieg um den Erhalt seiner Sportanlagen in der Körösistraße bangen. Diese müssen nun wieder mühsam instandgesetzt werden.
Erst nach dem 1. Weltkrieg wird – bedingt durch Arbeitszeitverkürzung („Achtstundentag“) und Aufweichung gesellschaftlicher Hierarchien – der Sport zur Massenbewegung. Auch durch die gestiegene Mobilität und die verstärkte Teilhabe immer größerer Teile der Bevölkerung an der Politik entstand eine „Freizeitkultur“. Vor und während des Krieges hatte beispielsweise das Fußballspiel Einzug in die Armeen gehalten und durch heimkehrende Soldaten nun im ländlichen Raum Verbreitung gefunden. In der Steiermark kommen weite Teile der Bevölkerung so erstmals mit Fußball in Kontakt, was am Ende zu einer großen Anzahl an Vereinsgründungen um 1920 führt, wie in Graz zum Beispiel später so bedeutende Klubs wie der ESK, Südbahn (nach 1945 ESV Austria Graz) oder der Sportklub.
Auch wenn viele Aktive noch in mehreren Sportarten tätig waren, so nahm die Spezialisierung doch deutlich zu. Eine Entwicklung, die in der Steiermark wesentlich vom GAK ausgegangen war, der die sportliche Betätigung aus dem universitären Umfeld in die Mitte der Gesellschaft getragen und somit in weiten Bevölkerungskreisen populär gemacht hat. Das bringt auch eine massive Zunahme von Mitgliedern mit sich, wobei Mitglieder in dieser Zeit – im Gegensatz zu heute – fast ausschließlich aktive Sportler bedeutet. Die Mitgliederzahl steigt von 1914 mit 221 auf 610 im Jahr 1924. Der Höchststand ist 1926 mit 744 erreicht, um sich danach bei knapp um/unter 700 einzupendeln. Teilweise gab mehr als 30 Neuanmeldungen pro Monat, ganze Familien traten geschlossen dem GAK bei. Gelegentlich musste auch ein Aufnahmestopp erfolgen (beim Tennis hat sich die Mitgliederzahl im Vergleich zur Vorkriegszeit mehr als verdreifacht) bzw. die Leichtathletik-Sektion hatte ganz praktische Probleme, nämlich schlichtweg nicht genügend Umkleiden zur Verfügung (insbesondere nach Einführung der Frauen-Leichtathletik 1922 bzw. 1925). Auch die Zuschauerzahlen, v. a. beim Fußball, stiegen auf gut und gerne 3.000 Zuschauer pro Spiel, allerdings ließ bei anderen Sportarten doch der Besuch oftmals zu Wünschen übrig.
Der bürgerliche GAK ist den nun neu gegründeten Arbeitervereinen schon rund 20 Jahre voraus.
Der Begriff „Arbeitersport“ bezeichnet dabei die, in die sozialistische Kulturbewegung eingebundenen Formen der Körperertüchtigung. Obwohl in den deutschnationalen Turnvereinen mehr Arbeiter turnten als in den Arbeiterturnvereinen, zählen erstere nicht zum Arbeitersport, wenngleich in ihrem Rahmen Arbeiter Sport betrieben. Bei publikumswirksamen Sportarten verhält es sich ähnlich. Obwohl die Zuschauer wohl mehrheitlich Arbeiter waren und auch viele Spieler dieser sozialen Gruppe angehörten, zählt beispielsweise Schalke 04 nicht zum Arbeitersport, da der Verein im bürgerlichen Sportbetrieb organisiert war. Grundsätzlich unterscheidet der vorhandene oder fehlende Bildungsanspruch die Arbeitersportvereine von den so genannten „unpolitischen“ Vereinen (der „bürgerlichen“ Sportbewegung).
Dazu kommt in den Bereichen wie der Leichtathletik, Schwimmsport, Handball etc. eben noch die Turnbewegung, in Graz mit dem Allgemeinen Deutschen Turnverein (heute: ATG, gegründet 1862) mit ihren Regeln. Am Ende führt dies alles zu einer relativ strikten Aufteilung in „Bürgerliche“, Arbeiter und die Turner. Im Fußball kommt es 1926 zur faktischen Trennung zwischen bürgerlichem und Arbeitersport. Im Feldhandball ist die Situation in der Steiermark noch viel extremer: bis zu sieben konkurrenzierende, politisch und konfessionell unterschiedlich eingestellte Verbände existierten bis 1932, die alle ihre eigenen Meisterschaften organisierten! Erst der Ständestaat bzw. der so genannte Bürgerkrieg führten zu einer „Vereinheitlichung“ – auch eine Situation, von der der GAK in einigen Bereichen (Handball) durchaus profitierte. Trotzdem versuchte der Verein, vor allem in der Leichtathletik und im Schwimmsport (Wasserspringen) einerseits mit den Turnern zusammenzuarbeiten und andererseits auch mit dem jüdischen Sportverein Hakoah, immerhin nach den Athletikern der zweitgrößte Allroundverein der Stadt, Sportverkehr zu betreiben.
Auch innerhalb des GAK selbst gibt es unterschiedliche Lager und eine Debatte, ob der Sport nun „(Deutsch-)National“ oder „International“ zu sein habe – es gibt hier eine geschichtliche und politische Komplexität. Unzweifelhaft ist der, seit der Gründung in den Statuten verankerte „Arierparagraph“ von Bedeutung, denn so schreibt etwa Franz Ircher noch 1927 in der Festschrift zum 25jährigen Vereinsjubiläum: „[...] Der wichtigste Punkt in den Satzungen war die Stellung des Vereins auf deutsch-arischer Grundlage. Juden und Judenstämmlinge waren von der Aufnahme ausgeschlossen". Ircher selbst, zwischen 1935 und 1938 Landessportkommissär, gehört politisch zu den „Vaterländischen“, war später in KZ Dachau interniert. Ab 1949 führte er bis zu seinem frühen Tod 1951 den Steirischen Fußballverband.
Diese Grundsätze ziehen sich auch durch die Satzungen anderer Vereine; beim Stadtrivalen ist ein solcher Abschnitt ebenfalls durchgängig in den Statuten verankert. Wenn man sich aber die Mitgliederlisten bzw. Neuaufnahmen in jenen Jahren ansieht, so ist das Bild schon ambivalenter. Und im Gegensatz etwa zum Deutschen Sportklub Leoben bestreitet der GAK sehr wohl Wettkämpfe gegen jüdische Mannschaften und tritt sogar fallweise in gemischten Teams an (so etwa spielt GAK/Hakoah Graz kombiniert im Wasserball gegen Hakoah Wien). Als „Jubiläumsgegner“ zum 25jährigen Bestehen ist der erste österreichische Profi-Meister Hakoah Wien zu Gast, woran ein Freundschaftswimpel erinnert. Auch von der Hakoah Graz hat man ein derartiges Geschenk, wie in der Vereinszeitung stolz berichtet wird (während dergleichen vom Stadtrivalen nicht existiert). Der Hakoah gratuliert dem GAK beispielsweise zur Meisterschaft 1926 als erster Verein, wie eine zeitgenössische Vereinsaussendung belegt.
Und auch deutschnationale Strömungen sind im Verein von Anfang an vorhanden und verstärken sich beispielsweise um 1920, als Mitglieder des Akademischen Sportvereins (ASV) wegen des Verlustes ihres Sportplatzes bei der Messe zum GAK übertraten und gleich mit dem Grazer Vizebürgermeister Adolf Fizia den Vereinsobmann (bis 1923) stellen. 1927 feiert die Fechtsektion ganz selbstverständlich den 80. Geburtstag des deutschen Reichspräsidenten Hindenburg. Aber es gibt ebenso liberale Einstellungen, wie etwa beim ehemaligen Spieler und Funktionär Ing. Emanuel Slama, der anlässlich der Jahreshauptversammlung des Steirischen Fußballverbandes im Februar 1920 seine Funktion aufgrund massiver deutschnationaler Tendenzen im Verband niederlegt.
Als gemäßigt gilt auch Roman Posch, jener Funktionär – zwischen 1946 und 1949 auch Obmann des Gesamtvereins –, der im Ersten Weltkrieg als „Retter des GAK-Platzes“ in die Vereinsanalen eingeht, stemmte sich um 1920 ganz massiv gegen überbordende deutschnationale Strömungen im Klub. Er wurde zwar 1922 für seine Verdienste um die Erhaltung des GAK-Sportplatzes zum Ehrenmitglied ernannt, aber das Dekret wurde ihm erst 1927, zum 25jährigen Vereinsjubiläum, ausgefolgt. Die Vermutung liegt sehr nahe, dass die Vereinsleitung unter Fizia die Ehrung verzögert haben könnte.
Neben zahlreichen offiziellen Verpflichtungen, wie Hauptauschuss- (= erweiterter Vereinsvorstand), Sektionsausschuss- und sonstigen Sitzungen, den Hauptversammlungen von Klub und Sektionen sowie Treffen der Sportler, gibt es ein regelmäßiges und reges Vereinsleben mit Vorträgen, Filmvorführungen, Klubabenden (bei den Leichtathleten beispielsweise dienstags im „Cafe Humboldt“) und diversen gesellschaftlichen Veranstaltungen (Krampuskränzchen/Nikolofeier, Weihnachtsfeier, ab 1920 der jährlichen Faschingsredoute, meist im Schauspielhaus, dazu einem Bauernball). 1926 wird auch erstmals ein Sommerfest veranstaltet. Dies alles fand in den unterschiedlichsten Lokalitäten, angefangen von Hotel Elefant am Südtiroler Platz, über das Winterbierhaus in der Bürgergasse, dem Hotel Wiesler, der Thalia und dem „Wilden Mann“ in der Jakoministraße bis zum Cafe Kaiserhof, statt. 1926/27 fanden beispielsweise die Spielerversammlungen der Fußballer jeden Donnerstag und nach den Sonntagsspielen mit den Freunden im Winterbierhaus („Zeltner“) statt, ebenso die Sektionsausschuss-Sitzungen. Franz Fasching, mehrfach steirischer Fußballmeister mit dem GAK in jener Zeit, berichtet dazu: „Mäzene spendierten (besonders nach Siegen) Wein- und Bierrunden, stets waren auch Anhänger(innen) dabei, es wurde gesungen und bei Klaviermusik getanzt bis zur Sperrstunde.“
Der Klub stellte (in Form der Leichtathletik-Sektion) den Mitgliedern eine eigene Bibliothek zur Verfügung (das Sekretariat befand sich in jener Zeit überwiegend in der Marschallgasse 14), weiters gibt es dann nach dem Ausbau des Sportplatzes ab Mitte der 1920er-Jahre ein eigenes Klubrestaurant. Die Jugendabteilung der Leichtathletik-Sektion veranstaltete neben sportlichen Aktivitäten (auch außerhalb des Sports) meist Freitagabend einen Klubabend. Die Sektion bietet seinen Mitgliedern schon Mitte der 1920er-Jahre eine Unfallversicherung an, dazu wird eine eigene Lotterie zur Finanzierung eines Trainers veranstaltet und kümmert sich ein Wohlfahrtsausschuss um soziale Notlagen. Nicht vergessen darf man in dem Zusammenhang, dass die Mitglieder neben dem Vereinsbeitrag auch noch gesonderte Sektionsgebühren zu entrichten hatten.
Es war eben nicht nur der Sport, sondern auch die Geselligkeit eine neue Form der Freizeitgestaltung für die bürgerliche Gesellschaft. So entstanden neue Freundeszirkel und es gab Hochzeiten zwischen Vereinsmitgliedern. Auch das „Netzwerken“ wird schon großgeschrieben, beispielsweise mit Hinweisen auf Geschäftseröffnungen von Mitgliedern, der Adressenweitergabe von auswärtigen (Ex-)Mitgliedern oder dem Ersuchen, dass man arbeitslose Vereinsmitglieder bevorzugt einstellen möge. Gerade der wirtschaftliche Aspekt war in der Zeit nicht unbedeutend, gerade die Gründung des „Firmenklubs“ Kastner & Öhler 1928 führte nicht nur im Fußball zur (zwischenzeitigen) Abwanderung einiger Spieler (Hergesell, Wicher, Ptacek, Sinkovic) – es ging dabei am Ende um sichere Arbeitsplätze.
Auf der anderen Seite rief der Klub seine Mitglieder immer wieder zur Mitarbeit bei notwendigen Arbeiten auf, wie z. B. der Instandsetzung der Leichtathletik-Anlagen nach der Winterpause oder Ähnlichem (1926 wurde unter anderem der Eingangsbereich zum Sportplatz gesäubert und neu gestaltet). Mit den Mitgliedern wurde zunächst über Zeitungsmitteilungen kommuniziert, ab 1926 gab es dann mit den „Mitteilung des Grazer Athletiksport-Klubs“ ein eigenes Kluborgan, das aber aufgrund der auftretenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten Ende 1929 wieder eingestellt wurde. Erst ab den 1950ern gab es mit dem GAK-Fußballkurier und später den GAK-Mitteilungen wieder eigene Klubmedien (interne Klub- bzw. Sektionsnachrichten bestanden in der Zwischenzeit aber trotzdem).
Die Jugendarbeit (beispielsweise mit Vertrauensleuten in Schulen), aber auch Förderung der Leichtathletik und des Schwimmsports in anderen Orten (Leoben, Guggenbach, Murau, Judenburg) wird unterstützt. 1927 gibt es eine große Werbeveranstaltung in Leibnitz mit Vorführungen der Leichtathleten und Schwimmer sowie einem Altherren-Fußballspiel.
Höhepunkt sind in dieser Zeitspanne sicherlich die Feierlichkeiten zum 25jährigen Vereinsjubiläum: Am Vormittag des 6. Oktober 1927 wird im Kammermusiksaal (im heutigen Grazer Congress) in einer großen Festveranstaltung der Gründung gedacht. Zahlreiche verdiente (Gründungs-)Mitglieder werden dabei zu Ehrenmitgliedern und der langjährige Obmann Dr. Eduard Krodemansch zum Ehrenobmann ernannt (er war 1911 auch erster Vorsitzender des späteren Steirischen Fußballverbandes). Gerade die Verleihung von Ehrenzeichen ist wichtiger Teil des Vereinsverständnisses. Dazu gibt es eine Abendveranstaltung in den „neu hergerichteten“ Annensälen (ehemals beim Hauptbahnhof am Beginn der Annenstraße).
Wie schon bemerkt, gibt es in den 1920ern einen wahren Boom an Neumitgliedern, ganze Familien traten in den Verein ein – bevorzugt in die Tennissektion – , wie beispielsweise 1926 Dr. Bruno Pfab, der aber schon bald (wegen seiner Expertise als Unfallchirurg) auch in der Fußballsektion mitarbeitete und Anfang der 1930er auch zwei Jahre Gesamtvereinsobmann war. In der NS-Zeit war der Mediziner Parteimitglied und wird in den 60er-Jahren dann noch einige Jahre als Funktionär dem Verein verbunden sein. 1965 wird ihm die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Auch Dr. Franz Georg Strafella und sein Bruder Leo traten mit – vermutlich – ihren Gattinnen Elsa und Herta (die Mitteilung des Hauptausschusses verschweigt den genauen Familienstand) am 4. März 1926 in die Tennissektion ein. Sein Bruder nebst Gemahlin treten aber bereits im Oktober dieses Jahres wieder aus. Franz und Herta bleiben beim GAK.
Franz Georg Strafella wird am 3. März 1891 in Pettau (heute: Ptuj) in der Untersteiermark (heute: Slowenien) geboren. Sein Großvater war Bürgermeister seiner Geburtsstadt, Vater wie Enkel werden ebenfalls Juristen. Franz Georg studiert in Graz und war im 1. Weltkrieg Artillerieoffizier. Nach der Gerichtspraxis ist er – neben der Führung des elterlichen Gutshofs – auch in der Verwaltung mehrerer Bahnunternehmen tätig, unter anderem auch zwischen 1923 und 1930 bei der Grazer Tramwaygesellschaft. 1929 wird er in den Gemeinderat gewählt, ist Klubobmann der christlich-sozialen Partei und wird am 24. Oktober 1929 zum Grazer Vizebürgermeister gewählt. Ob er da noch Vereinsmitglied war, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Im Jahr davor greift Strafella allerdings bei einem Streik von Straßenbahnern zu unlauteren Mitteln: er setzt – christlich-soziale – Streikbrecher ein und sorgt dafür, dass die Streikenden (sozialdemokratisch organisiert) entlassen werden. Er machte sich damit bei den Linken als „Antimarxist“ einen Namen, während die christlich-soziale Presse von Aufhetzung der Sozialdemokraten wettert. Am Ende verlieren etwa 150 Personen ihre Arbeit. 1930 ist der Jurist auch unmittelbar am Sturz einer österreichischen Bundesregierung beteiligt („Strafella-Affäre“). In der Zeit des Nationalsozialismus inhaftiert, hatte er in der zweiten Republik noch Aufsichtsratspositionen inne (Tabakwerke, Alpine Montan AG). Strafella starb am 26. Februar 1968 in Graz.
Zwei weitere Biographien zeichnen ein etwas geselligeres Bild: „Mein Großvater war bei der Nationalbank beschäftigt, zuerst in Wien, und übernahm etwa gegen Ende des 19. Jahrhunderts die neu gegründete Filiale in Bozen, damals noch in der Habsburger Monarchie gelegen. Mein Vater ist im Jahr 1900 in Bozen auf die Welt gekommen und hat sich ein Leben lang als Südtiroler gefühlt, obwohl die Familie nur einige Jahre dort blieb. Dann zogen sie nach Graz, da mein Großvater väterlicher Seite hier zum Direktor der Nationalbank-Filiale bestellt worden war“, erinnert sich die Tochter, Dr. Helga Kostka, an ihren Vater.
Dr. Lothar Reiter besuchte in Graz die Handelsakademie, legt schließlich in Klagenfurt die Matura ab und arbeitet zunächst als Bankbeamter. Außerdem tritt er dem GAK bei (ein genaues Eintrittsdatum ist leider nicht mehr zu verifizieren, es liegt wahrscheinlich vor 1926): „Er hat dann mit finanzieller Unterstützung meiner Mutter, die er etwa 1927/28 kennenlernte [möglicherweise beim GAK, Anm.] und durch eigenen Verdienst, Jus studiert.“
Reiters spätere Ehefrau, Hermine Ranzmayr, war nachweislich auch GAK-Mitglied. Auch hier gibt es kein Eintritts-, aber sehr wohl ein Austrittsdatum, nämlich den 13. Jänner 1928 (allerdings ohne Sektionsangabe). Nach der Promotion 1930 und dem darauf folgenden Praktikum, kann Dr. Reiter um 1939 eine Kanzlei eröffnen, muss aber einrücken. Erst einige Zeit nach Kriegsende kann die Kanzlei wiedereröffnet werden. Er stirbt 1958 bei einem Autounfall.
Dr. Helga Kostka: „Meine Mutter hingegen starb erst mit über 90 Jahren. Sie erzählte in späterer Zeit viel aus ihrer Jugend. Aus ihren Berichten weiß ich, dass meine Eltern sich 11 Jahre vor der Hochzeit schon kannten und dass sie mit Freunden sehr eifrig beim GAK waren, eine sehr schöne Zeit für sie.“
Reiters Tochter berichtet anhand von Fotos aus jener Zeit und den Erzählungen, vor allem ihrer Mutter, über das Vereinsleben: „Man erkennt ganze Gruppen, die sich anscheinend sehr gut verstanden haben. Sie waren wohl auch persönliche Freunde, man sieht sie teilweise Tennis spielen; diese Sportart war für die Damen auch deshalb interessant, weil sie modern war und der neuen Frauenrolle entsprach. Und meine Mutter hat sich dabei gegen ihre Eltern durchgesetzt, sie hatte eine 'Bubi-Frisur', etwas damals ganz Sensationelles: kurze Haare, sicher bedingt auch durch diese sportliche Betätigung – obwohl meiner Mutter nicht besonders sportlich war (lacht). […] Daneben dürften meine Eltern auch bei weiteren Sektionen des GAK gewesen sein. Man sieht auch Schwimmriegen. Mein Vater war, glaube ich, auch bei dieser Sportart dabei und meine Mutter war bei der Leichtathletik, denn das geht aus einem Musikstück hervor, das mein Vater geschrieben hat.“
Lothar Reiter hat sein Studium teilweise mit dem abendlichen Auftreten als Pianist in einem Grazer Kabarett finanziert. Zudem komponierte er, unter anderem einen „GAK-Marsch“, wie das Grazer Tagblatt vom 4. Dezember 1926 berichtet, und bot seine musikalischen Beiträge auch bei GAK-Veranstaltungen dar. Leider ist dieses Musikstück nicht mehr erhalten, dafür aber eine Komposition (ein so genannter „One-Step“) zu Ehren der Leichtathletik-Frauen, in der auch der Name von Reiters späterer Gattin vorkommt:
„Es stemmt die Rosa wundersam
Ein schweres Faß aus Pumstigam
Und auch die Lotte, welch' ein Schreck
Springt in die Luft und ist dann weg
Es läuft die Herma hin und her
Es wird die Gitti mit dem Speer
Ja heut' sind alle Mädels da!
Hipp hipp hurra Heil GAK!“
Nach 1945 gab es dann allerdings keinen Platz mehr für den GAK, der Rechtsanwalt engagierte sich beim karitativen Verein der Oberlandler.
Ende des 19. Jahrhunderts kommt die bürgerlich-liberale Frauenbewegung auf. Um die Jahrhundertwende werden erstmals auch Frauen zum Studium zugelassen, ein Wahlrecht für Frauen gibt es aber erst mit der 1. Republik und 1920 tritt ein Verbot der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts in Kraft. Ständestaat und die NS-Zeit bringen dann wieder, teils erhebliche Rückschritte (Einschränkungen beim Bildungszugang).
Bereits am 4. März 1903 gibt es mit Priska Rollett ein erstes weibliches (außerordentliches) Vereinsmitglied, kurz darauf stößt noch Olga Weber dazu. Trotzdem bleiben Frauen in den ersten beiden Jahrzehnten im Verein Exoten, auch wenn beispielsweise der erste „internationale“ Schwimmerfolg des GAK durch das „schwache“ Geschlecht gelingt: Eva Zsak gewinnt 1908 einen Wettkampf im Brustschwimmen in Abbazia (heute: Opatija) – ihre Schwägerin Olga ist erfolgreiche Rennrodlerin gemeinsam mit ihrem Gatten Dr. Fritz Zsak. Einzig in der Tennissektion gibt es schon vor der Ersten Weltkrieg eine größere Anzahl weiblicher Mitglieder.
Einen großen Zulauf von Frauen gibt es in den 1920er-Jahren – neben Tennis – auch in der Leichtathletik (auch später in der daraus erwachsenden Handballsektion), beim Schwimmsport (die Wasserspringerin Ludovica Sölkner war 1924 erste steirische Olympionikin), später aber auch beim Fechten und Tischtennis. Ende 1926 umfasst die Frauen-Leichtathletikabteilung schon mehr als 50 Mitglieder.
Auch zwei Schwestern, nämlich Mara und Martha Arthold, entschließen sich Ende der 1920er-Jahre der Leichtathletik-Sektion beizutreten. Mara (geb. 1911) wird am 21. September 1928 in den Verein aufgenommen, heiratet später und zieht Mitte der 1930er-Jahre aus Graz weg. Ihre Schwester tritt dem Klub ein knappes ¾ Jahr später noch als Elevin bei. Beide jungen Sportlerinnen gehören ab 1931 auch zur ersten Generation von GAK-Feldhandballerinnen. Mara ist übrigens die Großmutter von Pia Hierzegger, bekanntlich eine prominente GAK-Sympathisantin heutiger Tage …
Über eine weitere interessante Biographie haben wir schon in unserer Geschichte über die Handballsektion berichtet: Margarete Rakuscha gehört als Torfrau ebenfalls zu den roten Feldhandballerinnen der ersten Stunde. Sie stammt aus der Nähe von St. Nikolai im Sausal, geht nach Graz, arbeitet hier und tritt den Athletikern bei, um in ihrer Freizeit Sport zu betreiben. Später wandert sie nach Schottland aus.
Wolfgang Gruber
Mitarbeit: Michael Rath
Fotos: © Sammlung Dr. Kostka/Dr. Reiter, Sammlung Dr. Armin Lind
Titelfoto: Private Abendgesellschaft in den 1920er-Jahren – die Dame rechts vorne hält die, im Text angesprochene Komposition von Dr. Lothar Reiter für die Frauen der GAK-Leichtathletiksektion in Händen © Sammlung Dr. Kostka/Dr. Reiter
Anrissfoto: Dem neuen gesellschaftlichen Stellenwert des Vereins entsprechend, wird ab 1920 auch regelmäßig eine Redoute veranstaltet und entsprechend im Geschmack der Zeit beworben © Sammlung Dr. Armin Lind
Wir bedanken uns bei Frau Dr. Helga Kostka für ihre Hilfe und die Überlassung von Fotomaterial aus dem Archiv ihres Vaters. Außerdem hat sie uns zu ihrer Familiengeschichte in Bezug auf den GAK Rede und Antwort gestanden.
Wieder einmal sei in diesem Zusammenhang auf die sehr interessante Homepage von Robert Schmidt hingewiesen, die sich überwiegend mit den ersten Jahrzehnten der Vereinsgeschichte beschäftigt: https://geschichtegak.jimdo.com/