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News / Redaktion / Dienstag 03.05.2016

Cristian Ciorcasan: "Träumen muss erlaubt sein"

Die Sportredaktion setzt ihre Interviewserie mit den jungen Talenten des GAK fort. Dieses Mal ist Cristian Ciorcasan an der Reihe, der trotzt seiner Jugend, Woche für Woche mit sehr guten Leistungen überzeugt.

Du bist in Negrești-Oaș (Rumänien) geboren. Wo genau ist das?
Das ist ein kleiner Ort, der im Nordwesten von Rumänien, nahe an der Grenze zu Ungarn liegt. Gewohnt habe ich in Călinești-Oaș. Dieser Ort ist ca. 10 Km von Negrești-Oaș entfernt. Oaș ist ein kleines Gebiet in Rumänien. In Österreich würde man dazu „Bundesland" sagen. Rumänien hat insgesamt 33 solcher „Bundesländer".

Călinești-Oaș hat ca. 2000 Einwohner und ist ein typischer rumänischer Ort. Viel ist nicht los - eine Kirche, eine Polizeistation und ein Kaufhaus prägen das Ortsbild. Sonntags gibt es einen Lebensmittelmarkt - das war es aber auch schon. Die nächste Disco ist 40 km entfernt.

Aufgrund der Nähe zu Ungarn wird sehr viel ungarisch gesprochen. Meine Großmutter kennt sehr viele ungarische Sprichwörter, mit denen ich gar nichts anfangen kann, weil ich diese Sprache nicht verstehe.

Wann bist Du mit Deinen Eltern nach Österreich gekommen und was war der Grund Eure Heimat zu verlassen?
Gleich nach dem Wehrdienst ist mein Vater in die Schweiz, um zu arbeiten. Das war, bevor er meine Mutter kennengelernt hat. Nach 3 Jahren ist er wieder zurück nach Rumänien. Mit dem Geld, das er in der Schweiz verdient hat, baute er gleich neben seinem Elternhaus sein eigenes Haus.

Nach weiteren 2 Jahren hat er meine Mutter kennengelernt und sie geheiratet. Die Lebensumstände in Rumänien sind nicht gerade angenehm, deshalb haben sich meine Eltern entschlossen, in Österreich eine Existenz aufzubauen. Meine Mutter blieb vorläufig noch in Rumänien, bis ich 9 Monate alt war. Erst dann übersiedelte auch sie mit mir nach Österreich.

Die erste Zeit sind wir viel Hin und Her gependelt. Nun haben wir ein Haus in Lieboch und wohnen fix in Österreich.

Was machen Deine Eltern beruflich?
Mein Vater ist selbstständig und betreibt eine Fensterfirma. Meine Mutter ist Kindergärtnerin.

Du hast auch einen Bruder?
Ich war 15 Jahre ein Einzelkind. Mein Bruder (3 Jahre) hat mein Leben im positiven Sinne sehr verändert. Wenn ich nach Hause komme und er mich begrüßt, ist das schon etwas Besonderes.

So wie Deine Eltern ist er hoffentlich auch GAK-Fan?
Natürlich - meine Familie ist sehr oft bei den Spielen.

Deine Schulzeit hast Du in Österreich verbracht?
Zuerst Kindergarten, dann Volksschule und jetzt besuche ich das Oeverseegymnasium. Mit Marco Heibl gehe ich in die gleiche Klasse.

Wann hast Du Matura?
Ich bin im September geboren und habe daher ein Jahr später mit der Schule begonnen. Die Matura steht somit erst im nächsten Jahr an.

Wie bringst Du Schule und Fußball unter einen Hut?
Fußball steht bei mir an erster Stelle - das war schon immer so. Trotzdem vernachlässige ich die Schule nicht. Man weiß ja nie, was die Zukunft bringt.

Was sind Deine beruflichen Ziele?
Eine gute Frage. Ich bin mir überhaupt nicht im Klaren, was ich einmal beruflich machen werde.

Welche Interessen hast Du sonst noch?
Obwohl ich nicht gerade zu den Größten gehöre, spiele ich liebend gerne Basketball. Das ist einfach ein cooler Sport, der mir sehr viel Spaß macht. Hin und wieder spiele ich auch Tennis. Ich gehe auch gerne Skifahren, bin in dieser Sportart aber sicher kein Weltmeister.

Du hast eine fixe Freundin?
Seit gut eineinhalb Jahren.

Deine Fußballschuhe hast Du zum ersten Mal beim ESK Graz geschnürt?
Damals begann ich in der Kindergartengruppe des ESK Graz. Wir haben eigentlich nur zum Spaß Fußball gespielt. Erst in der U10 wurde Meisterschaft gespielt. Mit der U11 des ESK habe ich seinerzeit gegen die U11 des GAK gespielt und mit 3:0 gewonnen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, da ich alle drei Tore geschossen habe. Damals wurde der GAK Meister und der ESK Zweiter.

Ein paar Wochen später wurde ich vom GAK zum Probetraining eingeladen. Den Kontakt hat Hr. Franz Krainer hergestellt, der mit dem damaligen Jugendtrainer des GAK gesprochen hat. Von da an war ich Spieler des GAK und blieb es bis zur U15. Dann bin ich zur HIB Liebenau übersiedelt.

Als die Akademien der Steiermark zusammengelegt wurden, habe ich kurze Zeit bei der Akademie Steiermark gespielt. Jeder Jahrgang hatte durch die Zusammenlegung 40 bis 50 Jugendspieler. Daher wurde ausgemustert und so landete ich wieder bei meinem Stammverein dem GAK.

Was bedeutet das für einen so jungen Spieler, bei einem Verein zu spielen, der zu den Traditionsvereinen Österreichs gehört?
Das ist sicher etwas ganz Besonderes. Es ist schon ein großer Unterschied, ob man vor 20 Zusehern spielt, oder vor einer Kulisse von fast 2000 GAK-Fans. Anfangs war ich sehr, sehr nervös. Wenn man dann am Platz steht, ist man so auf das Spiel fokussiert, dass die Nervosität nachlässt. Man gewöhnt sich aber auch schnell daran.

Du gehörst seit der Herbstmeisterschaft zur Stammelf und spielst meist von Anfang an?
Eigentlich bin ich für die KM II geholt worden. Letzten Sommer, beim Turnier in Hof bei Straden, durfte ich in der ersten Mannschaft spielen und habe seither immer mit der Kampfmannschaft trainiert. Stammspieler gibt es bei uns nicht. Ich muss mich Woche für Woche beweisen und meine Leistung bringen. Scheinbar ist das Trainerteam mit mir zufrieden.

Hat vielleicht auch die Verletzung von Richie Wemmer eine Rolle gespielt, dass Du in der ersten Mannschaft plötzlich gebraucht wurdest?
Das kann eine Rolle gespielt haben – glaube ich aber nicht.

Wo liegen Deine Stärken und wo Deine Schwächen?
Ich denke einfach viel zu viel über jede Aktion nach. Ich sollte mich mehr auf meinen Instinkt verlassen. Durch meinen Ehrgeiz und meine Zielstrebigkeit bin ich oft ungeduldig.

Ich habe mich aber auch zum Teamspieler entwickelt und versuche für die Mannschaft alles zu geben. Obwohl ich immer links in der Offensive eingesetzt werde, bin ich ein beidbeiniger Spieler. Neu war für mich die Position als linker Verteidiger. Diese Position hatte ich zuvor noch nie gespielt. Wohler fühle ich mich aber im offensiven Mittelfeld.

Wie wird Dein Talent gefördert?
Mir ist nicht bewusst, dass ich speziell gefördert werde. Im letzten halben Jahr habe mich im taktischen Bereich sehr stark verbessert. Was mir am Anfang immer wieder gesagt werden musste, habe ich durch die vielen Spiele verinnerlicht.

Was möchtest Du im Fußball erreichen?
Ich möchte so weit wie möglich kommen. Wohin die Reise geht, kann niemand sagen. Von der Bundesliga und mehr zu träumen, muss erlaubt sein.

Plauder doch ein bisschen aus dem Nähkästchen. Was läuft bei Euch Spielern hinter den Kulissen?
Da fällt mir ehrlich gesagt nichts Besonderes ein (schmunzelt). Einmal passiert dies und einmal das. Das Klima unter den Spielern könnte besser nicht sein und das ist für mich sehr wichtig. Mit den älteren Spielern kann ich reden, als wären sie meine besten Freunde. Das ist bei Gott nicht selbstverständlich.

Was möchtest Du zum Schluss den GAK-Fans mitteilen?
Es ist für mich unglaublich schön, dass so viele Fans zu den Spielen kommen. Dafür möchte ich mich bedanken. Mich persönlich hilft es ungemein, wenn die Mannschaft lautstark angefeuert wird. Das ist ein unglaubliches Gefühl und motiviert mich zu Höchstleistungen.

Danke für Deine Zeit und alles Gute!

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