GAK 1902 Aktuelles
News / Redaktion / Sonntag 23.09.2018

Der Tag, an dem "Harvey" ins Staunen geriet

Der GAK 1902 gewinnt in Weiz mit 1:0 und übernimmt die Tabellenspitze in der Regionalliga Mitte. Ein gewisser "Harvey" war nicht dabei - aber irgendwie schon ...

Es sind rund 30 Minuten gespielt, der GAK führt 1:0, und du sehnst dich plötzlich nach einem imaginären Freund wie ihn James Stewart im Filmklasiker "Mein Freund Harvey" hatte. Weil du mitten in der Kurve stehst, umgeben von Begeisterung, Leidenschaft, Hingabe. Weil du gerade jetzt, wo deine Roten eine Hand an der Tabellenspitze haben, wieder zurückdenkst an die dunkelsten Stunden. Und genau jetzt würdest du jemanden brauchen, dem du das, was du gerade spürst, mitteilen kannst. 

Du schaust nach vorne, nach links und rechts, drehst dich um - aber überall siehst du nur jene, die all das ohnehin kennen. Die immer schon dabei waren. Du würdest jetzt gerne mehr als nur ein bestätigendes "Es ist so geil!" zu hören bekommen. Du möchtest jetzt jemanden neben dir haben, der all das eben nicht kennt. Du möchtest ihn zum Staunen bringen, er soll den Kopf ungläubig schütteln, bei jeder dieser unglaublichen Geschichten, die du ihm jetzt gerade erzählen willst. Und du beschließt, deinen ganz persönlichen, unsichtbaren "Harvey" ab jetzt neben dir stehen zu haben. Er wird viel sehen. Und spüren. Und staunen.

Er wird staunen, dass es da gleich vier Vorsänger gibt, die ein ganzes Match mit dem Rücken zum Spielfeld verbringen und sich die Seele aus dem Leib schreien, damit alle anderen, die dort stehen, das auch tun. Und er wird spüren, dass das gerade sehr notwendig ist. Denn dieser GAK, diese "Superroten", die da angefeuert werden, tun sich schwer. Dieter Elsneg hat sie in der 13. Minute nach schöner Vorarbeit von Dominik Hackinger per sattem Schuss ins kurze Eck in Führung geschossen. Und spätestens da die Weizer Hausherren aufgeweckt. Die halten voll dagegen, kommen zu guten Chancen. Schüsse von Lukas Gabbichler (29., gehalten von Patrick Haider), Roman Hasenhütl (37., knapp drüber) und Matthias Hopfer (40, Stange) zeugen davon.

In der Pause wirst du dir mit deinem "Harvey" einig sein: Das war knapp, das war glücklich. Und beide werdet ihr feststellen, dass es viel Einsatz, viel Dagegenhalten, viel Kampf brauchen wird, um ganz am Ende auch noch glücklich zu sein. Und das werdet ihr sein. 

Ihr werdet über den Kampfgeist deiner Roten sprechen, die längst auch "Harveys" Rote sind. Ihr werdet den Spruch vom Glück des Tüchtigen bemühen. Ihr werdet ehrlich genug sein, festzustellen, dass das Glück ein Vogerl ist, welches diesmal ein rotes Federkleid trug. Denn: Einen Punkt hätten sich die Weizer durchaus auch verdient.   

Egal ob Philipp Schellnegger (48.), Maximilian Hopfer (62.) oder Danijel Prskalo (88.) - die von Trainer Alois Hödl sehr gut auf den GAK eingestellten Hausherren vergaben auch in Hälfte 2 gute Chancen. Vor allem in der 88. Minute brannte kurz, aber heftig, der Hut. Patrick Haider ließ sich aus Sicht von Schiedsrichter Alexander Lappi zu viel Zeit mit dem Ausschuss - und sorgte so dafür, dass den Weizern ein indirekter Freistoß im GAK-Strafraum zugesprochen wurde. Doch die Mauer der Roten blieb, wie ein einstiger Kicker heißt: Standfest. Und als sich dann auch noch Marco Perchtold kurz darauf in einen Schuss warf und Denis Kramar für eine Schwalbe gelb-rot sah (92.), da konntest du "Harvey" endlich in die Arme fallen. Und dich riesig freuen, dass auch er in die "Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!"-Rufe einfiel.

Auf dem Heimweg wirst du tiefe Dankbarkeit verspüren, für eine Mannschaft, die nicht in Schönheit sterben will, sondern auch eben mal das weniger ansehnliche, aber umso härtere Spiel der Arbeit spielt. Du wirst dankbar sein, dass du erleben durftest, welch gewaltiger Einsatz auch auf den Rängen gebracht wird, um deinen Jungs zu helfen. Du wirst dem Obmann deiner Roten, der mitten unter den Fans am Stehplatz stand, um den Hals gefallen sein.

Du wirst daheim ein Facebook-Posting des SC Weiz lesen, der deinem GAK zum Sieg gratuliert. Du wirst das sehr, sehr toll finden. Und du wirst eine Nachricht eines glühenden GAK-Fans vorfinden, der dir schreibt, dass er weiß, dass Lukas Graf zu deiner Familie gehört und du ihn vielleicht in Matchberichten deswegen nicht so oft besonders hervorhebst, damit du nicht subjektiv erscheinst. Er wird dir schreiben, dass er und seine Freunde finden, dass der Luki Bundesliganiveau hat und der wichtigste und beste Spieler des GAK ist. Du wirst ihm danken und dich darüber freuen.

Und am Tag darauf wirst du im Matchbericht schreiben: 

Alle, die sich da gestern, wie sonst auch immer, zerrissen haben, haben Bundesliganiveau. Die Fans, die Trainer, die Spieler, die Funktionäre. Vielleicht ist es nur unsere eigene Bundesliga. Eine Liga, die so imaginär ist, wie die "Harveys" dieser Welt. "Liebe kennt keine Liga" haben wir seit dem Neustart verkündet. Eine Liga kennt sie doch: Die, in der nur wir spielen. Sie ist die beste Liga der Welt. Denn:

WE ARE GAK!

P. S.: Herzliche Gratulation an unsere KM 2. Auch sie lacht wieder von der Tabellenspitze!

P. P. S.: Am Dienstag steigt der Cupkracher gegen Vorwärts Steyr (Merkur-Arena, 20.45 Uhr). Alle Ticketinfos findet ihr hier!

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902