News / Dieter Demmelmair / Sonntag 11.03.2018

Die Liebe, der Neue und der Krimi, den keiner wollte

Der GAK gewinnt das Auftaktspiel der Landesliga-Frühjahrssaison gegen Liezen mit 1:0. Unser Matchbericht ist diesmal ein Stück mit drei Akten, die sich sehr voneinander unterscheiden ...

1. Akt - oder: Die Romanze in Rot

Alles so vertraut. Die Gerüche, die Klänge, die Gesichter, die Gedanken. Die Vorfreude, die Nervosität. Und die Jungs, endlich wieder die Jungs! Du schaust ihnen beim Aufwärmen zu, und alleine dieser Anblick macht dich schon glücklich. Ob die Jungs wissen, wie viel sie dir bedeuten?

Du blickst in die Gesichter der Neuen im Team. Und siehst lauter Freunde, nicht Fremde. Am Tag, als sie das erste Mal das Dress des GAK überstreiften, hast du sie in deine Freundesliste aufgenommen. Gleich in der Rubrik "Ziemlich beste Freunde". Du musst sie nicht persönlich kennen. Denn jetzt sind sie Rote, Rote von der Mur. Und vielleicht mag uns ja sonst wirklich keiner (du weißt aber, dass das nicht stimmt) - aber untereinander, da wird ganz viel gemocht. Und das ist es, was zählt, das ist es, was diese Magie ausmacht. "Wir lieben unseren Klub, sind immer mit dabei, die Nummer 1 der Stadt seit 1902 ..."

Es war angerichtet in Weinzödl, 2.000 Fans waren da, um unseren GAK nach der viel zu langen Winterpause zu unterstützen. Auch aus Liezen, bekanntermaßen nicht gerade ums Eck gelegen, kamen doch ein paar Auswärtsfans mit. Und auch sie durften schon sehr bald ein Lehrstück erleben. Und danach einen Krimi, den wohl nur sie lesen wollten, der aber dennoch ein rotes Happy End hatte.

 

2. Akt - oder: Ein Lehrstück in Rot(her)

Damals, die neue Stadt und die neue Schule. Dein erster Tag dort. Die Klasse voll mit Fremden. Ob du jemals wieder Freunde haben wirst? Du hast dich ganz nach hinten in die letzte Reihe gesetzt.

Oder die Eltern deiner Freundin. Wie verlegen du beim ersten Treffen warst. Wie wenig Werbung für dich du gemacht hast. Hast du jetzt Feinde fürs Leben gefunden? 

Später wusstest du: Du darfst nie ein Neuer sein*, du musst immer so tun, als wäre es das Normalste der Welt, dass du nun Teil einer bestimmten Gemeinschaft bist - eben so, als wärest du immer schon dabei gewesen. Aber das kann halt nicht jeder ...

Alexander Rother, der kann das. Unser Neuzugang aus Mettersdorf trat vom ersten Testspiel an so auf, als wäre er schon ewig Teil dieses Teams. Und genauso agierte er auch im Match gegen Liezen. Rother erzielte nicht nur den letztlich spielentscheidenden Treffer (10.), er zeigte auch ständig, wie selbstbewusst er ist. Bezeichnend eine Szene nur wenige Minuten nach dem 1:0. Rother bekommt rund 25 Meter vor dem Tor den Ball, läuft ein paar Meter und knallt einfach drauflos. Etwas, was wir zuletzt zu selten gesehen haben. Wir werden noch viel Freude mit Alexander Rother haben!

(* = Gilt nicht, wenn man Tormann ist ...)

 

3. Akt - oder: Der Krimi vom Fasttod von Rot

Du magst Krimis ja. Der Nervenkitzel, das Mitfiebern, die bis zum Ende anhaltende Ungewissheit, ob das Gute auch diesmal wirklich gewinnt. Und die Enttäuschung, wenn es mal nicht so ist, der Böse ungeschoren davon kommt. Aber tief in dir drin steckt noch etwas: Manchmal würdest du doch lieber einen richtig kitschigen Liebesroman lesen. So mit Irrungen und Wirrungen, aber einen, wo du weißt, dass Jane und John am Ende doch zusammenkommen, glücklich werden, alles gut wird. Rosamunde Pilcher halt. Da weiß man halt, was man hat - nämlich ein Happy End.

Womit wir beim "echten" Matchbericht angelangt sind (hat da wer endlich gesagt?): Der GAK machte es - einmal mehr - spannend. Hatte Coach David Preiß im Vorfeld noch angekündigt, dass Dominanz verbunden mit hohen Siegen sein Ziel sei, befolgten unsere Jungs diese Trainervorgabe in punkto Dominanz vorerst nur in den ersten Minuten. Und die Vorgabe "Hoher Sieg" wurde gar überhaupt negiert ...

Unsere Roten traten in den ersten Spielminuten durchaus mit breiter Brust an. Zwar durfte auch Liezen brav mitspielen, man hatte aber dennoch das Gefühl, dass dies nur von kurzer Dauer sein könnte. Was durch das 1:0 auch bestärkt wurde. Eckball Kraut, Kopfball Rother - so einfach kann es sein. Sack zu machen? Nein, das wollten - oder besser: konnten - unsere Roten diesmal nicht. Und so wurde, Spielzug um Spielzug, das Heft aus der Hand gegeben. Zwar hatte der GAK 1902 immer wieder Chancen auf das 2:0, vor allem Dominik Hackinger hatte in der 43. Minute nach Pass von Rother die Chance, aus einem "Dan Brown-Match" eine "Rosamunde Pilcher-Partie" zu machen. Sein Heber traf aber Liezen-Goalie Daniel Bartosch am Kopf. 

Das war natürlich eben so wenig Absicht wie der Heber unseres Platzsprechers Mathias Pascottini, der zu Beginn der 2. Halbzeit beim Versuch, einen Outball in die Hände eines Liezen-Spielers zu kicken, wunderschön, aber dennoch kläglich scheiterte ...

Womit wir den Einstieg in die 2. Hälfte bereits absolviert hätten: Auch da blieb es spannend, weil Liezen sich als aufopfernd kämpfender und sehr gefährlicher Gegner erwies. "Wir haben uns aber primär selbst das Leben schwer gemacht", sollte David Preiß nach dem Match sagen. Dazu beigetragen haben etliche Angriffe, bei denen die letzte Konsequenz zu fehlen schien, beigetragen. Und mit Daniel Bartosch ein Liezen-Goalie (mit roten Wurzeln), der einen tollen Tag erwischte.

Bis zum Ende schien alles möglich - Ausgleich oder 2:0, oder gar 3:0. Es war ein an Spannung kaum überbietbarer Krimi, letztlich mit einem Happy End für unsere Roten. Bei denen übrigens neben Rother mit Dominik Derrant (vom Start weg) und Luca Kiric (kam in der 37. Minute für Gernot Kraut, der mit Leistenproblemen raus musste) zwei weitere Neulinge debütierten. Und das durchaus in Rother-Manier! 

Fazit: Während mit Radkersburg und Fürstenfeld zwei Spitzenteams überraschend verloren, gewann der GAK letztlich verdient. Der Einsatz stimmte, an der Effizienz wird gearbeitet werden. Denn die Mimi, um einen alten Schlager zu zitieren, geht vielleicht nie ohne Krimi ins Bett, der durchschnitliche GAK-Fan will aber nicht immer danach greifen müssen. Weil es dann manchmal auch im "Mimimi" enden kann.

WE ARE GAK - und wir sehen uns am Sonntag in Kapfenberg (14 Uhr)!

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902