News / Dieter Demmelmair / Sonntag 24.09.2017

Von der Schönheit und den Augen

Der GAK 1902 verliert in Bruck an der Mur mit 2:1. Den erfolgreichen Bemühungen der Obersteirer konnte man – im wahrsten Sinne – keinen Riegel vorschieben.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, heißt es. Und dieser, der Betrachter (und natürlich auch die Betrachterin), ist nie objektiv. Logisch. Ganz objektiv aber darf man durchaus behaupten: In Schönheit gestorben sind unsere Roten in Bruck nicht wirklich. Sie haben einfach nicht gut gespielt und die Chancen, die sie durchaus hatten, nicht genutzt.

Natürlich ist es nicht schön, wenn das passiert. Noch unschöner ist, wenn man das Spiel quasi mit einem 1:0-Rückstand beginnt. Gerade einmal zwei Minuten waren gespielt, als Schiri Gerhard Kressl bei einem Zweikampf um einen hohen Ball am Mittelkreis auf Foul von Lukas Graf entschied. Während unsere Jungs noch Richtung eigener Strafraum trabten, agierten die Brucker blitzschnell. Der Freistoß wurde zum perfekten Lochpass auf Stürmer Mark Riegel, der Patrick Haider keine Chance ließ. Aus objektiver Sicht eine schöne Aktion, aus subjektiv roter Sicht natürlich nicht …

Schon sechs Minuten später hätte die Mehrheit der 2.000 Fans in Bruck schön jubeln können. Aber: „Hätte, hätte, Fahrradkette“, wie man so „schön“ bei unseren Nachbarn sagt. Oder: „Dabic verschießt nach Hackinger-Zuspiel aus aussichtsreicher Position“, wie man ganz objektiv sagen muss. Oder eben „Sch …!“, wie mancher Roter es ziemlich unschön (aber berechtigt) gesagt hat.

Danach zeigte sich leider, was unsere Roten auch in den letzten Spielen (nicht gerade) ausgezeichnet hatte: Man hatte viel Ballbesitz, konnte mit diesem aber viel zu wenig anfangen. Man rackerte, kämpfte – aber der Ball landete allzu oft wieder beim Gegner. Bruck agierte schnörkellos und kam immer wieder zu guten Möglichkeiten. Unsere Roten agierten dagegen kompliziert mit vielen Fehlpässen und technischen Fehlern. Kein schönes Fazit des ersten Drittels – aber leider die Wahrheit. Bis zur Pause änderte sich wenig. Der GAK versuchte alles, gelingen tat aber nur wenig. Die Brucker standen gut und kamen auch immer wieder zu Chancen.

Halbzeit – auch für diesen Bericht. Zeit, kurz ein paar schöne Dinge zu erzählen. Etwa wie wohltuend es für unsere Fans war, auswärts wieder einmal in einem (echt schmucken) Stadion zu spielen. Wie toll von Brucker Seite alles organisiert war. Und wie großartig unsere Fans einmal mehr unser Team unterstützten.

In Hälfte 2 ließ Trainer Gernot Plassnegger Ivan Mihajlevic statt Andreas Fischer ran. Doch auch das brachte leider nicht den gewünschten Erfolg. Unsere Roten sind in der 2. Hälfte bemüht aus der Kabine gekommen, aber waren wiederum sehr ungenau im letzten Pass. Dafür war Bruck immer gefährlich im Umschaltspiel , aber Patrick Haider hat uns noch gut im Spiel gehalten.“ Einmal mehr war unser Goalie unser bester Mann, wehrte in der  2. Hälfte etliche Chancen der Brucker souverän ab.

Nur in der 64. Minute, da war auch der Patrick ohne Chance. Mark Riegel düpierte den neun Minuten davor für Dominik Messner aufs Spielfeld gekommenen Julian Kohlbacher und erzielte sein zweites Tor. Im Auge des objektiven Betrachters ebenfalls eine schöne Aktion, subjektiv aber – na, ja, lassen wir das …

Erst danach kamen unsere Roten so richtig in Schwung – und auch zu den ersten Chancen in der 2. Hälfte. Doch zweimal (68. und 70.) scheiterte Dominik Hackinger am tollen Brucker Schlussmann Philipp Gröblinger, auch in der 82. Minute vergab Hackinger. Davor und danach kam Bruck immer wieder gefährlich vor das GAK-Tor. Der Anschlusstreffer fiel per Elfer nach Foul an Hackinger durch Hackinger (89.).  Vier Mal Hackinger in drei Sätzen, Null Mal andere GAK-Spieler. Schön, was das über den Dominik sagt, weniger schön, was es über die Leistung der restlichen Offensivkräfte des GAK in diesem Spiel aussagt. Bezeichnend: Fast wäre es der nach vorne geeilte Patrick Haider gewesen, der per Schuss in der Nachspielzeit den Ausgleich gemacht hätte.

Gegen Ende des Spieles sang unsere Kurve „Wir sind immer noch viel schöner als Sturm Graz“. Das hat mich auf das Motto dieses Berichtes gebracht. Auf die Schönheit. Denn – und durchaus logischerweise – gab es nach dem Match auf unserer Facebookseite auch viele unschöne Kommentare zu lesen.

Vom griechischen Historiker und Strategen Thukydides stammt das am Anfang genannte Zitat über die Schönheit und deren vom jeweiligen Betrachter abhängige Wertung. Der alte Grieche hatte völlig Recht. Ich finde es schön, GAK Fan zu sein. Es ist eine subjektive Schönheit. Ich finde es jedes Mal, auch bei Niederlagen, schön, „meine“ Jungs und ihre Trainer zu sehen. Ich finde sie alle immer schön, nur manchmal eben noch schöner und manchmal etwas weniger schön. Aber immer zumindest schön. Zumindest diese Grundschönheit sollte im Auge jedes GAK-Fans sichtbar sein ….

Am kommenden Samstag trifft unser GAK um 18.30 Uhr daheim auf den DSV Leoben. Vorverkaufskarten gibt es ab sofort online, ab Montag im Restaurant „Red Corner“ und am Freitag zwischen 17 und 19 Uhr im „Club 1902“. Es wäre wirklich schön, alle GAK-Fans wieder zu sehen. Subjektiv und objektiv schön.

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902